Von der Leyen erwartet Start von Seekorridor nach Gaza am Wochenende

Die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen. Foto: epa/Robert Ghement
Die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen. Foto: epa/Robert Ghement

LARNAKA/BERLIN: Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal - viele Menschen haben keinen Zugang zu Trinkwasser, Nahrung und Medikamenten. Nun sollen Hilfsgüter per Schiff kommen. Deutschland macht mit.

Der geplante Seekorridor für zusätzliche Hilfslieferungen in den notleidenden Gazastreifen soll nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kürze starten. «Wir stehen jetzt kurz vor der Eröffnung des Korridors - hoffentlich diesen Samstag, diesen Sonntag», sagte von der Leyen am Freitag bei einem Treffen mit dem zyprischen Präsidenten Nikos Christodoulidis.

Von der Leyen und Christodoulidis trafen sich in der zyprischen Hafenstadt Larnaka. Von dort aus sollen die Hilfslieferungen in Richtung Gaza starten. Hinter dem Projekt stehen laut von der Leyen neben der EU auch die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA, wobei das EU-Land Zypern eine tragende Rolle spielt. Auch Deutschland beteiligt sich.

«Es muss mehr Hilfe nach Gaza gelangen», schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf der Plattform X (vormals Twitter). Deshalb befürworte Deutschland gemeinsam mit der Europäischen Kommission und anderen Staaten, darunter die USA, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate, einen maritimen humanitären Korridor von Zypern nach Gaza. «Diese Unterstützung wird dringend gebraucht», betonte Scholz.

«Jedes Hilfspaket, das in Gaza ankommt, zählt», sagte auch eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. Zur Umsetzung des Korridors halte sich auch die Sondergesandte für humanitäre Hilfe im Nahen und Mittleren Osten, Deike Potzel, in Zypern auf. Das berichtete auch der «Spiegel».

Außenministerin Annalena Baerbock hatte bereits am Donnerstag mitgeteilt, dass Deutschland gemeinsam mit Verbündeten an einem Hilfskorridor für die Not leidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen über den Seeweg arbeite. «Das Leid in Gaza wird mit jedem Tag furchtbarer und ist ehrlich gesagt kaum mehr in Worte zu fassen», sagte die Grünen-Politikerin in einer Pressekonferenz mit ihrem britischen Kollegen David Cameron.

Israel begrüßte das Vorhaben. «Die Initiative Zyperns wird es ermöglichen, nach Sicherheitsüberprüfungen gemäß israelischen Standards die humanitäre Hilfe für den Gazastreifen aufzustocken», teilte das Außenministerium auf X, vormals Twitter, mit.

Zypern bemüht sich bereits seit Monaten, Hilfslieferungen per Schiff in den Gazastreifen zu leiten. Im Januar war erstmalig ein Schiff auf den Weg gebracht worden, das allerdings in Ägypten anlanden musste, weil die Häfen entlang des Gazastreifens keinen ausreichenden Tiefgang für große Schiffe bieten.

Um das Problem zu lösen, will nun das US-Militär zusammen mit internationalen Partnern einen temporären Hafen an der Küste des Palästinensergebiets einrichten. Dort sollen große und mit Hilfsgütern beladene Schiffe andocken können. Die Kapazität soll Hunderte zusätzliche Lkw-Ladungen mit Hilfsgütern pro Tag ermöglichen.

Bis der provisorische Hafen errichtet ist, soll es Übergangslösungen geben. Die Hilfslieferungen könnten zum Beispiel vor der Küste auf kleinere Boote umgeladen oder erst einmal nach Israel oder Ägypten transportiert und von dort weitergeleitet werden. Dass die Hilfslieferungen über einen EU-Hafen laufen, soll verhindern, dass andere Güter wie Waffen für die Terrororganisation Hamas in den Gazastreifen eingeschmuggelt werden.

Hintergrund der Not im Gazastreifen sind massive Bombardierungen und eine Bodenoffensive Israels in dem Küstengebiet. Das Militär reagiert damit auf das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, bei dem Terroristen der islamistischen Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel 1200 Menschen ermordet und 250 entführt hatten. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden bei Israels Militäroffensive mehr als 30.000 Menschen getötet. Laut Armee sind darunter rund «10.000 Terroristen».

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.