Lage in Haitis Hauptstadt «äußerst alarmierend»

Zwei Leute gehen neben der Leiche eines Menschen auf einer Straße in Port-au-Prince. Foto: epa/Mentor David Lorens
Zwei Leute gehen neben der Leiche eines Menschen auf einer Straße in Port-au-Prince. Foto: epa/Mentor David Lorens

PORT-AU-PRINCE: Brutale Banden kontrollieren weite Teile von Port-au-Prince. In den vergangenen Tagen hat sich die Lage noch einmal verschärft, warnen die Vereinten Nationen. Das macht auch die Hungerkrise schlimmer.

Die Sicherheits- und Versorgungslage im karibischen Krisenstaat Haiti spitzen sich nach Angaben internationaler Experten weiter zu. Etwa die Hälfte der etwa elf Millionen Einwohner Haitis befinde sich in einer Hungerkrise, hieß es am Freitag in einem Bericht der auch von den Vereinten Nationen unterstützten Initiative Integrated Food Security Phase Classification (IPC). Davon befänden sich mehr als 1,6 Millionen Menschen bereits in einer humanitären Notlage - also der Stufe vier von fünf auf der IPC-Skala. Stufe fünf entspricht einer Hungersnot. Die Zunahme der Bandengewalt habe die bereits bestehende Hungerkrise in Haiti zuletzt verschärft, unter anderem wegen eines eingeschränkten Warenverkehrs, hieß es.

Haiti sei «nur noch einen Schritt von einer Hungersnot entfernt», hatte die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in Haiti, Ulrika Richardson, am Donnerstag in einer Videoschalte vor Journalisten gesagt. Rund 45 Prozent der Menschen hätten keinen Zugang zu sauberem Wasser.

Die Krise in Haiti ist seit Ende Februar immer weiter eskaliert. Bandengewalt verhinderte die Rückkehr von Interims-Premierminister Ariel Henry von einer Auslandsreise. Dieser kündigte daraufhin seinen Rücktritt an. Pläne für eine neue Interimsregierung, die Vorbereitung der ersten Wahlen seit 2016 sowie eine multinationale Mission zur Unterstützung der haitianischen Polizei, wurden bislang nicht umgesetzt.

Bereits vor der jüngsten Eskalation hatten verschiedene bewaffnete Gruppen nach UN-Angaben insgesamt etwa 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince unter ihrer Kontrolle. Nun seien die Banden in den vergangenen Tagen in bislang friedliche Viertel vorgedrungen, sagte Richardson. Die Situation habe sich von «besorgniserregend» zu «äußerst alarmierend» entwickelt.

Es gebe in Port-au-Prince «menschliches Leid in einem erschreckenden Ausmaß». Mehr als 2500 Menschen seien getötet, entführt oder verletzt worden. Sexualisierte Gewalt und Folter seien allgegenwärtig. «Es ist wichtig, dass wir die Gewalt nicht von der Hauptstadt auf das ganze Land übergreifen lassen», sagte Richardson.

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