PORT-AU-PRINCE/PARIS: Der deutsche Botschafter und andere Diplomaten haben den Krisenstaat längst verlassen, US-Amerikaner wurden evakuiert. Die frühere Kolonialmacht Frankreich will ihren Bürgern nun Sonderflüge anbieten.
Angesichts der desolaten Sicherheitslage im Krisenstaat Haiti plant Frankreich, seine Bürger aus dem Karibikstaat auszufliegen. Wegen der Unterbrechung der kommerziellen Flugverbindungen aus der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince würden in Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium Sonderflüge angeboten, teilte Frankreichs Außenministerium am Sonntag mit. Damit solle den am stärksten gefährdeten französischen Staatsbürgern die Ausreise ermöglicht werden. Diese seien gebeten, sich telefonisch bei der französischen Botschaft zu melden. Es gibt rund 1100 Franzosen in Haiti, viele von ihnen Doppelstaatler, wie das Außenministerium der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Die bereits äußerst angespannte Sicherheits- und humanitäre Lage in Haiti hatte sich seit Ende Februar weiter verschärft. Bandengewalt verhinderte die Rückkehr von Interims-Premierminister Ariel Henry von einer Auslandsreise, dieser kündigte seinen Rücktritt an. Pläne für eine neue Interimsregierung, die Vorbereitung der ersten Wahlen seit 2016 sowie eine multinationale Mission zur Unterstützung der haitianischen Polizei, wurden bislang nicht umgesetzt. Bereits vor der jüngsten Eskalation hatten verschiedene bewaffnete Gruppen nach UN-Angaben insgesamt etwa 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince unter ihrer Kontrolle.
Vor rund zwei Wochen hatten der deutsche Botschafter und alle ausländischen Mitarbeiter der EU-Vertretung Haiti verlassen. Das US-Militär hatte nicht unbedingt notwendiges US-Botschaftspersonal ausgeflogen. Vergangene Woche flogen die USA einige ihrer Staatsbürger aus Haiti per Hubschrauber in die Dominikanische Republik, die sich die Karibikinsel Hispaniola mit Haiti teilt. Frankreichs Botschaft in der französischsprachigen früheren Kolonie Haiti bleibt nach Angaben des Außenministeriums geöffnet.