Tote durch Überschwemmungen in Süddeutschland

Foto: epa/Franziska Kraufmann
Foto: epa/Franziska Kraufmann

Schwäbisch Gmünd/Braunsbach (dpa) - Bei schweren Unwettern und Überschwemmungen in Süddeutschland sind vermutlich mindestens drei Menschen ums Leben gekommen, darunter ein Feuerwehrmann. Nach Angaben der Stadtverwaltung im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd kam der Feuerwehrmann bei einem Bergungsversuch ums Leben. Auch die Person, die er retten wollte, sei vermutlich tot, teilte die Behörde in der Nacht zum Montag mit. Zuvor hatte die Polizei in Heilbronn einen Toten in einer Tiefgarage in Weißbach im Hohenlohekreis bestätigt. Auch in Bayern - in der Region Ansbach und Teilen des Landkreises Neustadt/Aisch - richteten Unwetter massive Schäden an.

Das Innenministerium in Stuttgart konnte die Zahl von drei Toten zunächst nicht bestätigen. Die Angaben würden vom Einsatzstab geprüft, sagte ein Sprecher. Er sprach mit Blick auf die vielen Einsätze im Südwesten zudem von einem «Verdacht auf verletzte Feuerwehrmänner». Details waren nicht bekannt.

«Auch andere Orte und umliegende Landkreise sind von dem Unwetter betroffen», sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Stuttgart. Die Rettungskräfte sind mit einem Großaufgebot auf dem Weg in die Region. «Hier ist alles im Einsatz, was laufen kann», sagte ein Polizeisprecher in Heilbronn. «Es sieht düster aus, wirklich schlimm.»

In der bayrischen Region Ansbach seien nach einem Gewittersturm auf der Frankenhöhe Straßen überflutet und Autos mitgerissen worden. Auch viele Keller in der Region liefen voll, wie ein Sprecher der Integrierten Rettungsleitstelle Ansbach am Morgen mitteilte. Menschen wurden nach vorläufigen Erkenntnissen nicht verletzt.

Besonders schwer betroffen waren den Angaben zufolge mehrere Ortsteile von Flachslanden nördlich von Ansbach. Dort seien nach Überschwemmungen einige Häuser einsturzgefährdet. Einsatzkräfte und Feuerwehr versuchten, die Gebäude zu sichern, wie die Leitstelle mitteilte. Auch mehrere Autos seien von den Fluten der über die Ufer getretenen Fränkischen Rezat mitgerissen worden.

Besonders betroffen von den Wassermassen war am Sonntagabend der kleine Ort Braunsbach im Norden Baden-Württembergs. Das zuständige Polizeipräsidium Aalen sprach von erheblichen Schäden an Häusern, nachdem der örtliche Fluss über die Ufer getreten war. Es habe aber keine Toten oder Verletzten gegeben, hieß es zunächst. Der Ort sei großräumig abgesperrt.

Auf Videoclips und Fotos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie ein reißender Strom durch den Ort schwemmte. Autos wurden vom Schlammwasser mitgerissen, türmten sich verkeilt übereinander und wurden teilweise in Schaufenster von Geschäften geschleudert. Bei einigen Häusern stand das Wasser augenscheinlich bis in Höhe der untersten Fenster. Der Ort im Kreis Schwäbisch-Hall liegt rund zehn Kilometer von der gleichnamigen Kreisstadt entfernt und hat gut 900 Einwohner.

In Baden-Württemberg verzeichneten die Behörden Hunderte Notrufe. Allein das Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Ulm meldete, dass es zwischen 16.15 Uhr und 21.00 Uhr 490 Notrufe gegeben habe. Viele Straßen und Ortsdurchfahrten seien gesperrt, sagte Polizeiführer Hagen Guderlei der Deutschen Presse-Agentur. Hunderte Bürger seien auf den Polizeinotruf 110 ausgewichen, weil unter dem Notruf 112 kein Durchkommen gewesen sei. Von verletzten oder vermissten Menschen war dort zunächst nichts bekannt.

Dutzende Keller seien vollgelaufen und müssten ausgepumpt werden, sagte Guderlei. Das Wasser stehe an einigen Stellen 1,70 Meter hoch. Besonders stark von Hochwasser betroffen sei der Kreis Biberach. Dort kam es laut Polizei auch zu einem Erdrutsch, der Bäume und Schlamm auf ein Firmengelände schwemmte.

«Der Sachschaden wird immens», sagte Guderlei. Die Autobahn 7 im Kreis Heidenheim zwischen Giengen und Oberkochen sei wegen großer Hagelkörner, die bis zum Knöchel reichten, vier Stunden lang gesperrt gewesen. Die Autobahnmeisterei musste Schneepflüge einsetzen. In dem Landkreis war laut Polizei auch die Ortsdurchfahrt Steinheim am Albuch komplett unter Wasser.

In Ulm selbst waren mehrere Straßen nicht mehr befahrbar. Auch die Stadt Künzelsau im Hohenlohekreis teilte mit, dass die Innenstadt am Montag gesperrt bleibe für den Verkehr - wegen der Aufräumarbeiten. Dort waren neben Feuerwehr auch das Technische Hilfswerk und das Deutsche Rote Kreuz im Einsatz. In Schulen fällt der Unterricht am Montag aus. Auch die Kindergärten bleiben geschlossen. Bürgermeister Stefan Neumann sprach von einer «Naturkatastrophe».

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) verlängerte die Unwetterwarnung vor schweren Gewittern mit heftigem Starkregen und Sturmböen bis Montag, 7.00 Uhr. Besonders gefährdet seien demnach die Regierungsbezirke Karlsruhe, Stuttgart, Freiburg und Tübingen. Zu erwarten seien demnach um die 30 Liter pro Quadratmeter Regen pro Stunde sowie Sturmböen mit 70 Stundenkilometern. Es gebe zudem eine extreme Gefahr durch Blitzschlag und Überflutungen.

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