Songkran

​Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Songkran

"Callolo, komm doch mit!"

Seit einer Woche quengelte meine Herzallerliebste und versuchte, mich zu überreden, am Wasserspritzen teilzunehmen, das sich in Pattaya leider zur Hauptattraktion des thailändischen Neujahrsfestes entwickelt hat.

"Ich komme gerne mit in den Tempel", erwiderte ich, "aber für diese brutale Wasserschlacht fühle ich mich nicht mehr jung genug. Ich habe das noch nie gemocht.."

Wir fanden einen Kompromiss:

Morgens gingen wir gemeinsam in den Tempel, beteten und wurden gesegnet, bevor wir uns selbst mit geweihtem Wasser ehrten. Danach machte meine Herzallerliebste sich mit einigen Freundinnen auf den Weg zur Beach-Road, wo Kanonaden von Wasser verspritzt wurden.

Was das mit dem ehedem ehrwürdigen Songkran noch zu tun hat, werde ich wohl nie begreifen. Aus Schläuchen und Pump-Guns, aus angezapften Hydranten und Wassertonnen werden massive Strahlen auf Vorüberfahrende und Vorübergehende abgeschossen. Und wenn dabei ein Motorrad umkippt, gilt das als besonderes Erfolgserlebnis. Dass dabei jedes Jahr auch einige hundert Menschen zu Tode kommen, interessiert die Wasserspritzer offensichtlich nicht. Sie haben ihren Spaß. Einige füllen Eiswürfel in ihre Wassertonnen und vermischen es gelegentlich sogar mit Puder. Wer das in die Augen bekommt, hat für einige Tage Probleme. Aber – was soll’s? Hauptsache Spaß!

Als meine Herzallerliebste abends heim kam, zitterte sie am ganzen Körper. Natürlich, den ganzen Tag hatte sie in den nassen Kleidern gesteckt. Jetzt fror sie und hustete vor sich hin.

Ich frottierte sie ab, brachte sie sofort ins Bett und machte ihr einen heißen Tee. Viel genützt hat es nicht. Am anderen Morgen hatte sie 39,5 Grad Fieber. Ich rief den Hausarzt an, der ihr eine Spritze verabreichte und strenge Bettruhe verordnete.

Vielleicht ist eine Lungenentzündung noch das geringste Übel nach der Teilnahme an diesem Auswuchs vom thailändischen Neujahrsfest. Vor allem ältere Touristen und Expats meiden diese wasserhaltigen Tage, die sich in Pattaya über eine ganze Woche hinziehen.

"Das war für mich das letzte Mal", krächzte meine Herzallerliebste, während der Rest ihrer Worte in einem Hustenanfall unterging.

Ich reichte ihr die Medizin und wischte mit einem Tuch den Schweiß von ihrer Stirn.

"Dieses blöde Gespritze ist doch eigentlich nur eine Erfindung der Farangs, Callolo", sagte sie, "und dass du da nicht mitmachst, beweist mir, wer von uns beiden ein Thai ist. Ich habe im Laufe der Jahre viel mehr von den Farangs angenommen, während du dich um die Thai-Kultur gekümmert hast. Wenn das so weiter geht, wirst du sie mir noch eines Tages beibringen müssen."

"Okay, Schatz", antwortete ich, "nun werde erstmal gesund, und dann schauen wir mal, wer wem was lehren kann. Ich glaube, es gibt da noch ein paar spezielle Kapitel, die wir noch nie ausprobiert haben."

Meine Herzallerliebste zog sich kichernd die Bettdecke übers Gesicht und gurrte:

"Ich kann es kaum erwarten, Callolo."

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit
 

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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