Bereue keine politische Entscheidung

Schröder vor seinem 80. 

Deutscher Bundeskanzler Gerhard Schröder. Archivfoto: epa/Bernd Thissen
Deutscher Bundeskanzler Gerhard Schröder. Archivfoto: epa/Bernd Thissen

HANNOVER: Die SPD wird den 80. ihres Altkanzlers nicht feiern. Dennoch gibt es ein Fest in Berlin. Vor seinem Geburtstag blickt Schröder ohne Reue auf sein Leben und hat einen Wunsch an seine Partei.

Der frühere deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) bereut auch fast zwei Jahrzehnte nach dem Ende seiner politischen Laufbahn keine wichtige Entscheidung, die er in seiner aktiven Zeit getroffen hat.

«Mir fällt zurzeit keine ein, muss ich sagen, keine von Bedeutung, die ich so nicht wieder treffen würde», sagte er in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur kurz vor seinem 80. Geburtstag. Er fügte allerdings hinzu: «Den einen oder anderen richtig beleidigt zu haben in der politischen Auseinandersetzung, dafür entschuldige ich mich gerne. Aber so schlimm war es ja auch nicht.»

Schröder wird am 7. April 80. Offizielle Empfänge wie noch zu seinem 70. Geburtstag wird es diesmal nicht geben. Seine Frau Soyeon Schröder-Kim organisiert aber eine private Geburtstagsfeier in Berlin für ihn. Die Gästeliste wird noch unter Verschluss gehalten. «Das macht meine Frau, und das ist ein Geheimnis», sagte Schröder. «Ich weiß, dass sicher Freunde eingeladen werden. Aber Näheres weiß ich auch nicht.»

Schröder verteidigt Tätigkeit für russische Unternehmen: «Das ist meine Sache»

Schröder war von 1999 bis 2004 SPD-Vorsitzender und von 1998 bis 2005 Bundeskanzler. Als wichtigste Entscheidungen seiner Amtszeit nennt er die Entsendung der Bundeswehr nach Afghanistan, sein Nein zur deutschen Beteiligung am Irak-Krieg und die Sozial- und Wirtschaftsreformen der Agenda 2010.

Kurz nach seiner Abwahl stieg Schröder als Lobbyist bei russischen Energieunternehmen ein, und er ist bis heute für die mehrheitlich russischen Gesellschaften der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig. «Das ist meine Sache», verteidigt er diese Entscheidung. «Und ich habe immer darauf geachtet, dass das, was ich im Beruflichen tue - ich bin Anwalt und bin natürlich auch mit Wirtschaftspolitik vertraut - im Einklang mit internationalem und deutschem Recht ist. Und das ist so und das bleibt so.»

Schröder ist seit seiner Kanzlerschaft mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin befreundet. Er hat den russischen Angriff auf die Ukraine zwar als Fehler bezeichnet, hält aber dennoch an seiner Freundschaft zu Putin fest. Die SPD-Spitze grenzt ihn deswegen aus, ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn scheiterte aber.

Schröder wünscht sich Rückbesinnung der SPD auf Anti-Kriegs-Tradition

Schröder fühlt sich trotz seines zerrütteten Verhältnisses zur SPD-Führung weiterhin heimisch in seiner Partei, der er seit 61 Jahren angehört. 1963 sei er SPD-Mitglied geworden «als jemand, der ja auch nicht gerade in glänzenden Verhältnissen groß geworden ist, später dann doch sehr viel stärker aus historischen und politischen Gründen», sagte er der dpa. «Ich will jetzt nicht über das Ende des Lebens reden, aber solange man mich lässt, bleibe ich Sozialdemokrat.»

Von seiner Partei wünscht er sich heute, dass sie sich wieder auf ihre Anti-Kriegs-Tradition besinnt und versucht, zu einer Friedenslösung in der Ukraine beizutragen. Er hoffe, dass die SPD und Bundeskanzler Olaf Scholz dieser Verantwortung gerecht würden.

2014 gab es noch Empfänge der SPD und der Stadt Hannover

2014 hatte die SPD ihren Altkanzler und ehemaligen Vorsitzenden noch mit einem Festakt im Berliner Kunstmuseum Hamburger Bahnhof gewürdigt. Der damalige SPD-Chef Sigmar Gabriel nannte Schröder in seiner Festrede einen «der ungewöhnlichsten sozialdemokratischen Politiker». Inzwischen lädt die SPD-Spitze Schröder nicht einmal mehr zu ihren Parteitagen ein, wie es für ehemalige Parteichefs eigentlich üblich ist.

Auch den Empfang im Rathaus von Hannover, den die niedersächsische Landeshauptstadt 2014 für ihren damaligen Ehrenbürger Schröder ausrichtete, wird es diesmal nicht geben. Schröder hatte die Ehrenbürgerschaft niedergelegt, nachdem ein Verfahren zum Entzug gegen ihn eingeleitet worden war.

Schröders Frau arbeitet «auf Hochtouren» an Vorbereitung der Feier

Dafür arbeitet seine Frau nun «auf Hochtouren» an der Vorbereitung der Geburtstagsfeier für ihren Mann, wie sie sagte. «Weil die Feier und die Ausgestaltung mein Überraschungsgeschenk für meinen Mann sind, kann ich Ihnen darüber im Moment nichts verraten.»

Auch wenn die Gästeliste noch geheim ist - einer von Schröders Freunden wird mit Sicherheit nicht darauf stehen: Putin. Er müsste in Deutschland wegen eines internationalen Haftbefehls mit einer Festnahme rechnen. Zum 60. Geburtstag Schröders war Putin noch mit einem Kosakenchor nach Hannover gereist - damals war Schröder noch Kanzler und Putin zusammen mit den führenden westlichen Staats- und Regierungschefs Mitglied der G8.

Diesmal keine Party bei Putin geplant

Anders als bei seinem 70. Geburtstag plant Schröder auch nicht, zum Nachfeiern mit Putin nach Russland zu reisen. «Das sieht nicht so aus», sagte er auf eine entsprechende Frage und fügte hinzu: «Es gibt keinen Grund, aus meinem 80. Geburtstag eine politische Veranstaltung zu machen, und ich habe nicht vor, über Privates anlässlich meines Geburtstages zu reden.» 2014 hatte der Altkanzler bei einem Empfang der Nord Stream AG im Jussupow-Palais in St. Petersburg seinen 70. Geburtstag mit Putin nachgefeiert - kurz nach der russischen Annexion der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

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Rolf W. Schwake 26.03.24 19:57
Ein aus der STAMOKAP-Richtung ...
... der SPD-JUSOS kommender Ex-Bundeskanzler sowie sein aktueller Ziehkind-Bundeskanzler, der sich ebenfalls als Marxist bezeichnet, werden noch vom Fraktionsvorsitzenden getoppt, der den verbrecherischen Überfall Russlands auf die Ukraine am liebsten "einfrieren" will, um ihn dann "später" zu beenden. Dadurch beweisen sie aber nur, für welche Werte sie stehen, denn dieses "Beenden" wäre nichts anderes als ein EINKNICKEN (!) vor den kriminellen Kreml-Forderungen, also einen Verbrecher für seine Verbrechen auch noch zu belohnen!
Das wäre eine nicht hinzunehmende Appeasementpolitik, die sich auf Ideologie gründet und vor allem auf Angst! Und genau diese Haltung ist aktuell das exakt Verkehrteste, was getan werden muss, um den ständigen Provokationen, Verbrechen und Atomwaffen-Drohungen zu begegnen - weil die Kreml-Verbrecher stets lügen und sich nicht an abgegebene Zusagen, Verträge oder ratifizierte Regeln halten, weil sie die Geschichte so umbiegen, wie sie es wollen, weil sie nicht auch noch für ihre ständigen Verbrechen belohnt werden dürfen, weil sie dann ein gefährliches Vorbild für potitentielle Nachahmer wären und vor allem, weil sie nur das Argument der Gewalt akzeptieren - und dem kann man nur begegnen, wenn man sich an die alte lateinische Wahrheit hält, bestmöglich für den Krieg gerüstet zu sein, wenn man Frieden will. Wie stark, wie effektiv die einstmals "zweitstärkste Armee der Welt" in Wahrheit ist, sieht man jetzt im nunmehr 3. Kriegsjahr (!) in der Ukraine!
Helge Fitz 26.03.24 16:40
Genosse der Bosse - ein Schandfleck auf dem roten.Tuch der Sozialdemokratie.
Wer, wenn nicht er, kann den Diktator in Moskau von seinem Kriegskurs abbringen ?