Mindestens 58 Tote bei Großbrand in Johannesburg

Feuerwehrleute stehen für Löscharbeiten auf einer Straße, nahe eines brennenden Gebäudes. Im Zentrum der Stadt sind bei einem Feuer in einem Gebäude mindestens 58 Menschen ums Leben gekommen. Foto: Uncredited/Ap/dpa
Feuerwehrleute stehen für Löscharbeiten auf einer Straße, nahe eines brennenden Gebäudes. Im Zentrum der Stadt sind bei einem Feuer in einem Gebäude mindestens 58 Menschen ums Leben gekommen. Foto: Uncredited/Ap/dpa

JOHANNESBURG: Hunderte Menschen hausten illegal in einem leerstehenden Gebäude in der Innenstadt der südafrikanischen Wirtschaftsmetropole Johannesburg. Bei einem Brand sterben Dutzende von ihnen - darunter auch kleine Kinder. Selbst Rettungskräfte sind fassungslos.

Im Zentrum der südafrikanischen Metropole Johannesburg sind 74 Menschen bei einem Großbrand in einem Gebäude ums Leben gekommen. Unter den Toten seien zwölf Kinder, teilten die Behörden der Stadt nach Abschluss der Bergungsaktion am Donnerstag mit. Mindestens 52 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte der Sprecher des örtlichen Rettungsdienstes, Feuerwehrmann Robert Mulaudzi, am Donnerstagmittag auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Das jüngste Opfer sei etwa anderthalb Jahre alt, sagte Mulaudzi vor Journalisten. «Ich habe so etwas noch nie in meinen 23 Jahren im Dienst erlebt», sagte er. «Es ist ein sehr trauriger Tag.» Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa reiste kurzfristig nach Johannesburg.

Das Feuer war in der Nacht zum Donnerstag in einem fünfstöckigen Gebäude in der Innenstadt der Metropole ausgebrochen. Das Gebäude stand offiziell leer, tatsächlich hausten aber Hunderte Menschen illegal darin. Rund 300 Menschen in 141 Haushalten seien durch den Brand obdachlos geworden, teilte der auf Provinzebene für Infrastruktur und Siedlung zuständige Regierungsbeamte Lebogang Maile auf X mit. Die Behörden hätten nun Pläne für die Umsiedlung der Betroffenen erstellt.

Rettungskräfte durchkämmten das Gebäude am Donnerstag systematisch auf der Suche nach weiteren Opfern. Wie Mulaudzi beschrieb, hatten die Hausbesetzer in jedem der Stockwerke Dutzende «Hütten» eingerichtet, um sich ihre Wohnräume abzuschirmen. Es habe vielfach keine Fluchtwege gegeben. Wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Feuers in dem Gebäude aufhielten, blieb unklar.

Da es in illegal besetzten Gebäuden keine Stromversorgung gebe, liege die Vermutung nahe, dass Kerzen oder ein Kochfeuer den Brand verursacht haben könnten, sagte Mgcini Tshwaku, ein Beamter für Öffentliche Sicherheit der Stadt Johannesburg, dem Fernsehsender eNCA. Die Klärung der Brandursache stand noch aus.

Die Stadtmitte Johannesburgs gilt als heruntergekommen und gefährlich. Firmen und Geschäfte sind aufgrund der hohen Kriminalitätsrate schon vor vielen Jahren in umliegende Bezirke gezogen. Somit stehen zahlreiche Gebäude im Stadtzentrum leer, viele davon sind von Obdachlosen besetzt. Immobilieneigentümer haben dort schon seit langem aufgehört, ihre Grundstücke, deren Markt- und Mietpreise verfallen sind, instand zu halten.

Nach Angaben Mailes gehörte das Gebäude der Stadt Johannesburg und war zuvor an einen Verein vermietet worden, der sich für den Schutz misshandelter Frauen einsetzte. Die Organisation sei aber «aus Sicherheitsgründen» später aufgelöst worden. Bei einer Durchsuchung der Räume durch Polizei und Sicherheitsbehörden zu einem nicht näher genannten Zeitpunkt habe es Festnahmen gegeben. Damals habe man bereits festgestellt, dass Miete für die Räume verlangt worden sei.

Vor der Absperrung am Gebäude versammelten sich am Donnerstag zahlreiche Menschen, die auf Nachrichten von Angehörigen warteten. Die südafrikanische Zeitung «Times» sprach mit einer Frau, die nach ihrem Bruder suchte. Der Vater von fünf Kindern lebte ihren Angaben nach in dem Gebäude, nachdem er auf Arbeitssuche aus seiner Heimatprovinz nach Johannesburg gekommen war. «Er lebte im dritten Stock, ganz am Ende des Flures. Ich habe ihn regelmäßig besucht», berichtete die Frau. Ihr Bruder sei Anwalt gewesen, habe aber für einen Lebensmittelkonzern gearbeitet. Eine bessere Unterkunft habe er sich nicht leisten können. «Es ist ein ungesunder und dreckiger Ort.»

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