PRAG: Eine Mehrheit der Menschen in Tschechien spricht sich einer Umfrage zufolge dafür aus, gleichgeschlechtliche Ehen zu ermöglichen. Die Ehe für alle befürworteten 58 Prozent der Befragten; dagegen waren 38 Prozent.
Vier Prozent hatten keine Meinung dazu, wie aus der am Mittwoch in Prag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts CVVM hervorging. Sie fand vom 27. März bis 22. Mai unter knapp 800 Teilnehmern statt.
Das tschechische Parlament hatte Ende Mai mit der Debatte über eine Gesetzesänderung für die Ehe für alle begonnen. Sie wurde zwischenzeitlich unterbrochen, um andere Themen zu beraten. Skeptisch zu den Plänen äußerten sich neben der Opposition auch einzelne Vertreter der Christdemokraten, eine der fünf Parteien der liberalkonservativen Koalition.
Seit Juli 2006 können gleichgeschlechtliche Paare in Tschechien eine registrierte Partnerschaft eingehen. Das Verfassungsgericht ebnete im Jahr 2016 zudem grundsätzlich den Weg für die Adoption von Kindern durch einen der beiden Partner. Eingetragene Lebenspartner dürfen indes nicht gemeinsam adoptieren.
Anders als das Nachbarland Polen ist das heutige Tschechien stark atheistisch geprägt. Bei der jüngsten Volkszählung im Jahr 2021 gaben mehr als fünf Millionen der 10,5 Millionen Einwohner des Landes an, nicht gläubig zu sein. Knapp 1,4 Millionen bekannten sich zu einer Religionsgemeinschaft. Fast eine Million Menschen erklärten sich für gläubig, ohne einer Glaubensgemeinschaft anzugehören.