Verteidigt Demokratie bei EU-Wahl

Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (L) schüttelt dem tschechischen Präsidenten Petr Pavel (R) in Prag die Hand. Foto: epa/Michal Turek
Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (L) schüttelt dem tschechischen Präsidenten Petr Pavel (R) in Prag die Hand. Foto: epa/Michal Turek

PRAG: Bei einer Feier in Prag zur EU-Erweiterung vor 20 Jahren richtet der Bundespräsident den Blick voraus auf die Europawahl. Er warnt: Die EU sei nicht unzerstörbar. Man müsse sie verteidigen.

Der deutsche Staatspräsident Frank-Walter Steinmeier hat dazu aufgerufen, bei der Europawahl im Juni die Demokratie in der EU zu verteidigen. «Innerhalb unserer Europäischen Union werden grundlegende demokratische Werte, ja wird das europäische Projekt von verantwortungslosen Populisten in Frage gestellt», sagte Steinmeier am Dienstag in Prag bei einer Konferenz zur Aufnahme Tschechiens und neun weiterer Staaten in die EU vor 20 Jahren. «Machen wir uns ganz besonders jetzt bewusst, was auf dem Spiel steht.»

Eine einmal erlangte Demokratie sei nicht aus sich heraus für die Ewigkeit garantiert. «Wir wissen, dass die Stärke der liberalen Demokratie, ihre Toleranz, gleichzeitig ihre verwundbarste Stelle ist. Und wir wissen, dass wir wehrhaft sein und wehrhaft handeln müssen, wenn die Verächter der Demokratie diese Toleranz benutzen, um sie anzugreifen», sagte Steinmeier bei der Europakonferenz zur EU-Erweiterung 2004.

Am 1. Mai 2004 waren die früheren Ostblock-Staaten Estland, Lettland, Litauen, Slowenien, Slowakei, Tschechien, Ungarn und Polen sowie Malta und Zypern der Europäischen Union beigetreten. Es handelte sich um die größte Erweiterung in der Geschichte der EU.

Tschechiens Präsident Petr Pavel sprach sich für baldige neue Erweiterungsrunden aus. Diese seien eine «geostrategische Notwendigkeit», sagte er bei der Konferenz. «Wenn wir die Westbalkanstaaten, die Ukraine, die Republik Moldau und Georgien zu lange vor der Tür stehen lassen, liefern wir sie Akteuren wie Russland aus, die es mit den Europäern und Europa keineswegs gut meinen», mahnte der frühere Nato-General. Auch Steinmeier sagte: «Zu einem freien Europa und zu unserer Union, gehören die Staaten des Westbalkan, die Ukraine und Moldau.»

In einer eingespielten Videobotschaft warb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erneut dafür, auch sein Land schnell in die EU aufzunehmen. «Europa ist ein Traum. Ich bin mir sicher, dass er bald auch für die Ukraine Wirklichkeit wird.» Selenskyj dankte Steinmeier und dem deutschen Kanzler Olaf Scholz sowie der Führung Tschechiens ausdrücklich für die Unterstützung der Ukraine.

Steinmeier betonte, Tschechien und Deutschland hätten allen Grund, den EU-Beitritt vor 20 Jahren zu feiern. «Wir alle haben von diesem Schritt profitiert ? nicht allein wirtschaftlich, sondern vor allem als Nachbarn. Und diese Erfolgsgeschichte wird weitergeschrieben werden.»

Der Bundespräsident wies darauf hin, dass Tschechien bisher nicht den Euro eingeführt habe. Die gemeinsame Währung stehe weiter allen offen. Entscheiden müsse das Tschechien selbst. «Aber meine Botschaft ist: Wenn das tschechische Volk sich eines Tages so entscheidet, Sie wären uns alle herzlichst im Euroraum willkommen.» Tschechiens Präsident Pavel rief zum wiederholten Male zu einer Debatte über eine Euro-Einführung in seinem Land auf. «Die Erfahrung derjenigen Länder, die damit schon bezahlen, zeigt, dass nur diejenigen mit dem Euro unzufrieden sind, die ihn nicht haben.»

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Hans-Dieter Volkmann 03.05.24 23:25
J. Mueller 03.05.24 06:30
Das stimmt nicht ganz. Ich,versuche mich stets an die Kommentarregeln zu halten. Wenn mir das mal nicht gelungen ist, bin ich auch bereit einsichtig zu sein. Als überzeugter Christ habe ich in theologischen Äußerungen mich hundert prozentig an schriftliche nachvollziehbare Fakten gehalten. Ich habe nie irreführende Behauptungen, Lügen oder Fake News dargestellt. Das würde auch meine christliche Glaubwürdigkeit untergraben. Manchmal, glaube ich, spielt wohl eine ganz persönliche Empfindbarkeit eine Rolle.
Jürgen Franke 03.05.24 11:00
Auch eine Stasi konnte nur existieren,
weil sie von tausenden Mitarbeitern unterstützt worden ist, Herr Mueller.
Johann Mueller 03.05.24 10:40
@Norbert Schrader 02.05.24 22:20
Khun NORBERT - punktgenau - gewisse Leute können offensichtlich ihre Stasi-Vergangenheit, (mit diesen unrühmlichen Vorkommnissen) nicht ad acta legen. VG JOHANN
Jürgen Franke 03.05.24 08:20
Aus der Geschichte wissen wir jedoch,
dass auch eine große Anzahl von Parteien ein Volk vor einer gezielten Propaganda nicht retten kann.
Jürgen Franke 03.05.24 07:50
Herr Schrader, offensichtlich ist es nur möglich
eine neue Partei zu gründen, wenn einem die vorhandenen Parteien und Personen nicht passen.
Johann Mueller 03.05.24 06:30
@michael von wob 03.05.24 03:10
GM MICHAEL - genau so ist’s - wer sich hier an die Kommentar-Regeln hält, und dabei eine konstruktive Diskussion fördert, keine irreführenden Behauptungen - Lügen & Fake News postet, wird auch nicht gelöscht. Schönen Freitag & VG JOHANN
michael von wob 03.05.24 03:10
@ Bernd Lange
Danke FARANG dafür daß wir "ALLE" von der demokratischen Rechtspropaganda verschont werden.
Bernd Lange 03.05.24 01:20
Durch das feindliche löschen der vielen aus-
lösenden Beiträge zu löschen-hat sich der Farang ins demokratische Abseits gegeben-
dies wird allen Diskussionsteilnehmern negativ in Erinnerung bleiben, da die Beiträge nicht gegenseitig bewertet werden konnten!
Jörg Obermeier 02.05.24 21:00
Jürgen Franke 02.05.24 19:30
So, so eine Demokratie kann also nicht zerstört werden. Schön wäre es ja. Und nur damit wir uns auch ansonsten nicht missverstehen, eine Spaltung der Gesellschaft wurde von Euch VT`lern herbeigeredet bis es ein gewisses Potential von geistigem Proletariat irgendwann auch geglaubt hat. Das habe ich u.a. aus der Corona-Zeit mitgenommen.
Jürgen Franke 02.05.24 19:30
Es ist schon richtig, wenn Steinmeier
betont, dass Populisten gefährlich sind, da sie leider nicht die Meinung der Regierung widerspiegeln, sondern die Machenschaften der Regierung kritisieren. Demokratie kann nicht zerstört werden, sondern das Volk wird lediglich, wie bei Corona, gespalten. Gute Nacht.
Jürgen Franke 02.05.24 18:30
Herr Kurz, auch ein Herr Lanz
hat erst vor kurzem sich das Wahlprogramm der AfD angesehen. Einige Reden der AfD Abgeordneten im Bundestag sollte man sich anhören, um sich eine eigene Meinung bilden zu können, um nicht das übernehmen zu müssen, was einem die Medien vorsagen. Parteien, die zu unbedeutend sind, werden nicht verboten, sondern nur beobachtet.
michael von wob 02.05.24 17:00
@ richard kurz
Es wird reagiert wenn die Demokratie zerstört ist und die Weidel die Reichsführerin sein wird.
richard kurz 02.05.24 16:40
AfD
Als Unbeteiligter und Nichtdeutscher würde mich interessieren, aufgrund wessen Papieren oder Aussagen seitens der AfD diese Partei demokratiegefährdend sein soll.

Wäre es so, würde sie nie zu einer Wahl zugelassen geworden sein.
Beispiel: Die ehemalige KPD wurde verboten. Mit einem neuen Programm und neuem Namen existiert die DKP noch heute.
Jürgen Franke 02.05.24 14:10
Herr Obermeier, wenn Sie die Erfahrungen
der Geschichte von 33 bis 45 anführen, weisen Sie lediglich darauf hin, dass eine gezielte Propaganda ein Volk in den Untergang führen kann. Meinungsfreiheit in einer Demokratie bedeutet jedoch, dass man Meinungen, die einem nicht passen, zuzulassen hat. Eine "Brandmauer" hat mit Demokratie nichts zu tun.
Bernd Lange 02.05.24 13:50
Meine Kommentare hier
und auch die diversen Antworten die sachlich fundiert waren, zeigt welches Demokratieverständnis beim Faran jetzt vorherrscht-schade vorm halben Jahr war das noch anders! Grüne und SPD haben die Zensur übernommen??
Jörg Obermeier 02.05.24 11:00
Finde es fast schon amüsant was man alles an Kommentaren hier so lesen kann. Ich empfinde es schon als etwas paradox, dass ausgerechnet von denen die die Meinungs- und Pressefreiheit lieber heute als morgen abschaffen würden das grosse Wort zur Verteidigung der Demokratie geführt wird. Just diese welche zwar nicht die deutschen, sondern vielmehr russische und chinesische Interessen echt patriotisch vertreten. Aber in einem kann ich zustimmen. Schauen wir mal wie viel hängen geblieben ist aus unseren Erfahrungen, insbesondere zwischen 1933-45. Damit sich Geschichte nicht wirklich nochmal wiederholt.
Jürgen Franke 02.05.24 09:10
Die nächsten Wahlen
werden verdeutlichen, was die Menschen aus ihrer Vergangenheit gelernt haben. Es ist leider davon auszugehen, dass die Vorhersagen nicht eintreffen werden. Da die Medien immer noch die Stimme des Staates widerspiegeln. Corona hat uns gezeigt, wo das hinführt.
Jürgen Franke 02.05.24 09:00
Unter Demokratie versteht offensichtlich
jeder etwas anderes. Einige Äußerungen von AfD Mitgliedern hat man zu akzeptiern, obwohl sie nicht immer Meinungen der Mehrheit sind. Es ist bedauerlich, dass in den Bundestag Personen gewählt werden können, die sonst kein Einkommen hätten.
Rolf W. Schwake 01.05.24 21:50
Die aktuelle Stärke der AfD ...
... kommt daher, weil in D die Altparteien jenseits der Realität leben, darauf bedacht, an der Macht zu bleiben und sich nicht an den Wünschen und Vorstellungen der Bevölkerung orientieren. Das sieht man im Osten der BRD, wo über 40 Jahre eine STASI-Diktatur weilte und wo sich jetzt niemand von (wenigen) Politikern sagen lassen will, was und wie man zu denken hat.
Das müßte eigentlich jeder nachvollziehen können, der sich ein wenig mit Geschichte und Staatrecht befaßt.
Ganz abgesehen davon ist verwerflich, dass man sich nur mit Rechten befaßt, während die Linken weiter agieren dürfen, wie sie wollen - nach dem Motto: "POLITIK UND PRESSE WERDEN ES SCHON RICHTEN".
12 Jahre haben ausgereicht, um in der eigenen Familie Denunzianten zu haben. 40 Jahre haben ausgereicht, um sogar im Freundeskreis Denunzianten zu finden. Ich denke, das will niemand erneut erleben.
Für jeden Demokraten sind daher Rechtsextreme ebenso wie Linksextreme (!) GIFT für unser Volk.
Eines macht mich allerdings nachdenklich: Im Staatsrecht der 1960er Jahre wurde uns in D ein Satz eingebleut, den ich auch über 50 Jahre später nicht vergessen habe, er war bedingt durch die Verbotsurteile der SRP und KPD in den 1950ern und lautet:" Keine Freiheit den Feinden der Freiheit".
Was ist daraus geworden? Die Feinde der Freiheit kommen durch die aktuelle Koalition und auch bereits vorher verstärkt in unser Sozialsystem und unser Land. Die meineidige Politik verrät das eigene Volkes! Traurig.

Hans-Dieter Volkmann 01.05.24 20:30
Bernd Lange 01.05.24 1950
Herr Lange, es sind keine zweifelhafte Methoden, mit der eine fast hilflose Regierung versucht, eine Partei zu verhindern, in der eine Menge gewaltbereiter bösartiger Mitglieder sich nicht einmal scheuen ihre Gesinnung deutlich zu machen. Die AFD macht sich die Schwächen der Demokratie zunutze und zieht daraus ihre Vorteile. Die meisten (nicht alle) Wähler der AFD haben diese nicht aus Überzeugung gewählt, sondern aus Frust bezüglich der heutigen Situation wegen. Sollte in der nächsten Periode eine Regierung zustande kommen, in der sich der Durchschnitsbürger wohler fühlt, dann wird sich zeigen was von der AFD noch übrig bleibt. Jedenfalls hoffe ich das. Was die angebliche Beschneidung demokratischer Rechte betrifft, müssten diese vermeintlichen Rechte auch ihre Grenzen haben. Nämlich dann, wenn ersichtlich ist das die Demokratie in Gefahr ist. Heute ist die Demokratie in D. nur deswegen gefährdet, weil die Regierung und die Altparteien
gegenüber der AFD-Gesinnung zu schwach sind.