Karussell von Tatverdächtigen im Doppelmordfall

Ein Freund des ermordeten Pärchens während der polizeilichen Vernehmung.
Ein Freund des ermordeten Pärchens während der polizeilichen Vernehmung.

THAILAND: Mit immer neuen Mutmaßungen in internationalen Medien sowie einem ebenfalls neuen Tatverdächtigen gerät der brutale Doppelmord auf Koh Tao vom 14. September mehr und mehr zum öffentlichen Spektakel. Laut Medienberichten, unter anderem auch von der angesehenen Tageszeitung Bangkok Post, soll seit heute Mittag ein Brite der Hauptverdächtige im Mordfall sein. Er war ein Freund und Reisebegleiter des getöteten David M. aus Jersey.

Obwohl die Polizei nur von einer Befragung und keiner Festnahme sprach, erschien der Mann mit vollem Namen und Foto in vielen Print- und Onlinemedien. Christopher W. sei mitgeteilt worden, das Land nicht zu verlassen, so eine Verlautbarung der Kriminalpolizei in Bangkok. Die Immigrationsbehörde wurde angewiesen, seinen Pass im Computer zu blockieren. Der Brite war bereits nach der Tat am Montagvormittag befragt worden und hatte nach seiner vorläufigen Freilassung Koh Tao fluchtartig in Richtung Bangkok verlassen.

Erste Obduktionsergebnisse der Leichen der erschlagenen Briten Hanna W. (23) und David M. (24) im Forensischen Institut des Bangkoker Polizeihospitals werfen neue Fragen auf. In der Hand des ermordeten Mädchens fanden Pathologen blonde Haare, sagte ein Polizeisprecher. Zudem sollen sich in der Reisetasche des ermordeten David M. angeblich eine blutdurchtränkte Short des nun verdächtigen Reisegefährten Christopher W. und ein zerbrochenes Apple Iphone mit blonden Haaren befunden haben.

Abenteuerliche Versionen kursieren über den möglichen Tathergang in den Morgenstunden zwischen 4 und 5 Uhr am Sairee Beach von Koh Tao. Surat Thanis Polizeichef, Generalmajor Kiattipong Khawsamang, wird in der Bangkok Post mit Detailschilderungen zitiert. Das männliche Mordopfer David M. sei vermutlich zuerst von hinten erschlagen worden und dann im Meerwasser zwischen den Felsen zum Liegen gekommen. Die 23 Jahre alte Hanna W. könnte beim verzweifelten Kampf gegen ihren Angreifer mit dem Spaten erschlagen worden sein. Wunden an ihrer Leiche und das zertrümmerte Gesicht ließen diesen Schluss zu. Fest stehe, so Kiattipong, dass die Frau vor ihrem Tod Geschlechtsverkehr hatte – ob freiwillig mit ihrem Urlaubsfreund David M. oder einem mutmaßlichen Vergewaltiger – diese Frage müsse schnellstens forensisch geklärt werden.

Bereits heute Nachmittag sollen weitere Obduktionsergebnisse vorliegen, kündigte die Polizei an. Außerdem erhofft man sich wichtige Tathinweise aus DNA-Vergleichen. Mehreren burmesischen Leiharbeitern auf Koh Tao, deren Unterkünfte in der Nähe des Sairee Strandes liegen, waren nach einer mehrstündigen Polizeibefragung auch DNA-Proben entnommen worden. Diese sowie weitere Proben von möglichen Verdächtigen im Umkreis des Tatortes wurden für einen Abgleich nach Bangkok geschickt. Dass manche Medien bereits vorschnell die Verhaftung von drei burmesischen Tatbeteiligten meldeten, trug nicht zur Beruhigung der Öffentlichkeit bei.

Das regelrechte Karussell tatverdächtiger Personen spiegelt auch die Nervosität bei den Ermittlern wieder, die durch internationale Medienberichte und die Intervention höchster politischer Stellen in Thailand unter massivem Druck stehen. Zudem erlebt die Taucherinsel Koh Tao seit gestern einen regelrechten Exodus von Touristen. Viele haben panikartig die Insel verlassen. Das Britische Außenministerium warnte seine Bürger, bei Reisen nach Thailand höchste Vorsicht walten zu lassen. Von Tourismusverbänden in Thailand wird diese Entwicklung mit großer Sorge beobachtet.

Drei weibliche Reisebegleiter der ermordeten Hanna W., die seit dem Auffinden der Leichen ein regelrechtes Spießrutenlaufen erlebt hatten, sind von Polizeihelfen in Koh Tao zwischenzeitlich nach Bangkok eskortiert worden und konnten von dort den Heimflug nach London antreten. (Foto: epa)

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