HONGKONG: Fast die Hälfte aller in Hongkong arbeitenden Journalisten denkt darüber nach, der chinesischen Sonderverwaltungsregion den Rücken zu kehren. In einer am Freitag von der Hongkonger Vereinigung der Auslandskorrespondenten FCC veröffentlichten Umfrage sagten 46 Prozent der befragten Journalisten, dass sie mit dem Gedanken spielen, die Stadt zu verlassen, weil die Pressefreiheit nach Einführung eines umstrittenen Sicherheitsgesetzes spürbar abgenommen habe.
84 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihre Arbeitsbedingungen seit Einführung des Gesetzes im Juli 2020 verschlechtert hätten. Aus Angst vor rechtlichen Folgen hätten sich 56 Prozent der Journalisten sogar schon selbst zensiert. Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass von der Regierung gegebene Zusicherungen, wonach Hongkonger Journalisten noch immer Pressefreiheit genießen, nicht ausreichten, sagte FCC-Präsident Keith Richburg.
Nach anhaltenden Demonstrationen und dem Ruf nach mehr Demokratie in Hongkong hatte die kommunistische Führung in Peking das umstrittene Sicherheitsgesetz erlassen. Es zielt auf die prodemokratische Opposition und richtet sich vage gegen Aktivitäten, die Peking als umstürzlerisch, separatistisch, terroristisch oder verschwörerisch ansieht. Mehr als 100 Aktivisten wurden festgenommen oder warten auf ihren Prozess.
In Juni war in Hongkong die prodemokratische Zeitung «Apple Daily» eingestellt worden, nachdem das Boulevardblatt wegen angeblicher Verstöße gegen das Sicherheitsgesetz ins Visier der Behörden geraten war.
Seit dem 1. Juli 1997 gehört die frühere britische Kronkolonie wieder zu China und wird als Sonderverwaltungsregion autonom regiert.