«Hurensohn»-Beleidigung mit Folgen: Obama sagt Treffen mit Duterte ab

Foto: epa/Narendra Shrestha/mast Irham
Foto: epa/Narendra Shrestha/mast Irham

VIENTIANE (dpa) - Die unflätige Ausdrucksweise des philippinischen Präsidenten Duterte ist legendär, «Hurensohn» gehört zu seinem Standardrepertoire an Beleidigungen. US-Präsident Obama zieht Konsequenzen.

Der wegen seiner derben Flüche berüchtigte philippinische Präsident Rodrigo Duterte hat vor einem Gipfeltreffen in Laos für einen Eklat gesorgt. Erst nannte der 71-Jährige US-Präsident Barack Obama einen «Hurensohn», dann entschuldigte er sich halbherzig. Obama sagte das für Dienstag geplante erste bilaterale Treffen mit Duterte nach dessen verbalen Entgleisungen kurzerhand ab. «Er ist sicher ein bunter Vogel», sagte Obama zum Abschluss des G20-Gipfels in Hangzhou in China über Duterte. «Ich will immer sichergehen, dass wenn wir Treffen abhalten, diese auch produktiv sind.»

«Es tut uns leid, wenn dies als persönliche Attacke auf den US-Präsidenten rüberkam», sagte Duterte in einer Stellungnahme. Er würde sich freuen, Obama bei anderer Gelegenheit zu treffen. Die Chancen sind allerdings gering. Dies ist Obamas letzte Asienreise, bevor er im Januar aus dem Amt scheidet. Eine Einladung ins Weiße Haus gilt als unwahrscheinlich.

Durtertes Zorn entzündete sich an amerikanischer Kritik an seiner rigorosen Anti-Drogen-Politik. Der ehemalige Staatsanwalt und Bürgermeister von Davao war im Juni mit dem Versprechen als Präsident angetreten, die Drogenkriminalität zu beenden. Er hat die Sicherheitskräfte angewiesen, kurzen Prozess zu machen. Seit seinem Amtsantritt sind bereits mehr als 1000 wegen Drogenhandels Verdächtigte umgekommen, viele davon bei Polizeieinsätzen.

Obama wollte das Thema in einem bilateralen Treffen mit Duterte am Rande des Gipfels der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (Asean) in Laos ansprechen. Darauf angesprochen meinte Duterte an die Adresse Obamas gerichtet: «Du musst mir Respekt zollen. Wirf mir nicht einfach Fragen und Einschätzungen hin. Hurensohn, ich werde Dich bei dem Forum verfluchen.» Der Gipfel in Laos ist das erste große internationale Forum, in dem Duterte als Staatschef auftritt.

Die Philippinen und die USA sind enge Verbündete. Der Inselstaat am Pazifik war von 1898 bis 1946 US-Kolonie. Die USA haben einige Hundert Soldaten dort stationiert. Im Streit der Philippinen mit China um Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer haben die USA zwar keine Stellung bezogen, Manila aber immer den Rücken gestärkt.

Die Entgleisungen des philippinischen Präsidenten

Seine Entgleisungen entsetzen weltweit, aber auf den Philippinen kommen sie offenbar gut an: Trotz internationaler Kritik kam der ehemalige Staatsanwalt nach seinem Amtsantritt Anfang Juli im Umfragen auf Zustimmungsraten von 91 Prozent. Eine Auswahl seiner derbsten Sprüche:

US-PRÄSIDENT: «Du musst mir Respekt zollen. Werf mir nicht einfach Fragen und Einschätzungen hin. Hurensohn, ich werde Dich bei dem Forum verfluchen.» (Vor dem dann abgesagten ersten Treffen mit US-Präsident Barack Obama beim Ostasien-Gipfel Anfang September in Laos)

US-BOTSCHAFTER: «Ihr wisst ja, ich streite mich mit dem Botschafter. Dem schwulen Botschafter, diesem Hurensohn. Er ging mir auf die Eier.» (Nach dem Besuch von US-Außenminister John Kerry Anfang August vor Fernsehreportern)

DIE UN: «Fickt euch, Vereinte Nationen, ihr könnt noch nicht einmal das Gemetzel im Nahen Osten lösen. Haltet alle die Klappe!» (bei einer Pressekonferenz im Juni)

DER PAPST: «Zisch ab, Du Hurensohn!» (So titulierte Duterte Papst Franziskus, weil er beim Papstbesuch in Manila 2015 einmal fünf Stunden im Verkehrsstau steckte)

DIE MISSIONARIN: Über den Fall einer australischen Missionarin, die in seiner Heimatstadt Davao vor Jahren mehrfach vergewaltigt und ermordet wurde: «Ich war total sauer, dass sie vergewaltigt wurde, aber sie war wunderschön. Ich dachte, als Bürgermeister hätte ich als erster «dran» sein sollen.»

KLEINKRIMINELLE: «Alle umbringen» - das ist Dutertes Rezept vor allem für Rauschgifthändler. Wer nicht verschwinde, sei in Lebensgefahr: «Ich werde euch alle umbringen, in die Bucht von Manila werfen und damit die Fische füttern.»

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Ingo Kerp 07.09.16 12:35
Duterte
Der alte Sigmund Freud hätte sicherlich seine helle Freude gehabt, wenn so ein Psychopath bei ihm auf der Couch gelegen hätte.