Immer mehr Modehändler geben auf

Ein Pfeil auf dem Boden weist in der Textilfabrik One Composite Mills den Weg zum Ausgang. Foto: Nick Kaiser/Dpa
Ein Pfeil auf dem Boden weist in der Textilfabrik One Composite Mills den Weg zum Ausgang. Foto: Nick Kaiser/Dpa

KÖLN (dpa) - Die Zahl der Unternehmen im Modehandel ist im vergangenen Jahrzehnt drastisch geschrumpft. Der Handelsverband Textil macht dafür nicht nur den Siegeszug des Online-Handels verantwortlich. Auch an anderen Stellen würden klassische Modehändler benachteiligt.

Die Online-Konkurrenz setzt den Modehandel in den Einkaufsstraßen immer stärker unter Druck. Die Folge: Immer mehr Textilhändler geben auf. «2010 gab es noch fast 23.000 Unternehmen mit dem Schwerpunkt Bekleidung - aktuell dürften es gerade noch 15.000 sein», sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Textil (BTE), Rolf Pangels, der Deutschen Presse-Agentur. «Wir verlieren jedes Jahr mehrere Hundert Geschäfte.» Neben der harten Konkurrenz aus dem Internet bereite den mittelständischen Händlern oft auch die Suche nach einem Nachfolger Probleme.

Dabei laufen die Geschäfte im Modehandel im Augenblick eigentlich recht gut. 2019 sei kein schlechtes Jahr für die Branche gewesen und auch für 2020 hoffe man auf «ein leichtes» Umsatzplus, berichtete der Branchenkenner. «Zwar haben sich die Konjunkturaussichten etwas eingetrübt. Aber das schlägt bisher noch nicht wirklich auf die Konsumlust durch», meinte er.

Doch profitieren davon nicht alle Anbieter in gleichem Maße. «Die großen Gewinner im Textilhandel sind zurzeit die Online-Anbieter und die Outlet-Center», berichtete Pangels und klagte über unfaire Wettbewerbsbedingungen. «Im Moment hat man das Gefühl, dass die Politik den kleineren Händlern Knüppel zwischen die Beine wirft, während den Onlineriesen das Geschäft so einfach wie möglich gemacht wird», sagte er.

Die Modehändler in der Innenstadt müssten sich auf ein Plastiktütenverbot einstellen und möglicherweise sogar ihre noch vorhandenen Tüten-Vorräte teuer entsorgen. Von Maßnahmen gegen die Verpackungsflut im Online-Handel sei dagegen nichts zu hören. Außerdem dürften die Online-Händler jeden Sonntag ihre Waren verkaufen. Die Geschäfte in den Innenstädten hätten dagegen immer noch große Hürden zu überwinden, wenn sie auch nur ausnahmsweise einmal sonntags öffnen wollten, kritisierte er.

Und auch im Wettbewerb mit den Outlet-Centern sieht Pangels die klassischen Anbieter in den Fußgängerzonen benachteiligt. «In den Vorgaben für die Outlet-Center steht meist, dass dort nur reduzierte Restposten und Warenüberhänge verkauft werden dürfen, keine eigens dafür produzierte Waren», berichtete er. Doch kontrolliert werde das kaum, auch weil es nur sehr schwer zu kontrollieren sei. Der Kunde werde oft hinters Licht geführt, «weil etliche der vermeintlichen Schnäppchen in Wirklichkeit von minderer Qualität sind».

Angesichts der Herausforderungen, mit denen sich der innerstädtische Modehandel konfrontiert sieht, drängte Pangels auf Erleichterungen für die Textilanbieter. «Bei der Sonntagsöffnung muss endlich etwas geschehen. Wir brauchen einfachere Regeln und verlässliche Genehmigungsverfahren.» Während der Sonntag für den Online-Handel der umsatzstärkste Tag sei, werde der stationäre Handel hier nach wie vor ausgebremst.

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Rene Amiguet 27.12.19 19:09
Schlussendlich
Leerstehende Verkaufsräume in der City und in Einkaufszentren werden auch die Immobilien Haie mit ihren horrenden Mieten die sie verlangen um ihre Einnahmen bringen. Langfristig werden die dann auch noch erfasst und bald kann man dann vielleicht einen Laden mieten um darin billig in der Stadt zu wohnen.
Rene Amiguet 27.12.19 15:45
Neu Beginn
Die Konsumenten sind eben preisbewusster geworden und lassen sich immer weniger ausnehmen vom zu teuren Detailhandel. Die Angebote im
E-Kommerz sind viel vorteilhafter und auch bequemer zu kaufen. Viele dieser billig Einkäufer-und teuer-Verkäufer müssen wieder lernen zu arbeiten für ihr Einkommen! Es lebe das Internet.