Wie Elefanten «gebrochen» werden

Bangladesch verbietet alte Methode

Elefant läuft auf einer Straße in Dhaka. Archivfoto: epa/ABIR ABDULLAH
Elefant läuft auf einer Straße in Dhaka. Archivfoto: epa/ABIR ABDULLAH

DHAKA: In Bangladesch dürfen Menschen Elefanten nicht mehr mit einer qualvollen Methode zähmen. Diese sei aber notwendig, um Menschen nicht zu gefährden, sagen Elefantentrainer. Jetzt sind viele ratlos.

Mehrere Männer zerren ein Elefantenbaby von seiner Mutter weg, binden es an den Beinen und am Hals eng an eine Konstruktion aus Holzstämmen. Das Tier windet sich, es schlägt mit dem Rüssel um sich. Dann legt es sich erschöpft auf den Boden, und die Männer beginnen, mit Nägeln auf seine Ohren einzustechen.

Nachdem vor einigen Wochen dieses brutale Video viral gegangen war, hat ein Gericht in Bangladesch nun ein Verbot der sogenannten Hadani-Zähmungsmethode ausgesprochen. Der Film schockierte viele - besonders weil sie dort sahen, was sonst meist im Verborgenen in den Wäldern des asiatischen Landes geschieht.

Mit der von den Männern genutzten, nun gerichtlich verbotenen Methode sollen in Bangladesch Elefanten dazu gebracht werden, sich dem Willen ihrer Trainer unterzuordnen. Vom Deutschen Tierschutzbund heißt es, dass Menschen Elefanten nur mit Gewalt in direktem Kontakt halten könnten. Dadurch würden sie den Tieren gegenüber ihre dominante Stellung unterstreichen.

Elefanten müssten demnach im Jugendalter «gebrochen» werden, denn sie seien Wildtiere - unabhängig davon, ob sie in Gefangenschaft geboren seien oder aus der freien Wildbahn stammten. Entsprechende Techniken werden laut Tierschutzbund besonders in Asien angewandt - beispielsweise bei Arbeitselefanten, Tempelelefanten oder Elefanten, die Touristen waschen oder als Reittiere dienen. Allerdings müssten auch Zirkuselefanten in Europa solche Erfahrungen erleiden.

Elefantentrainer Joynal Abedin aus Bangladesch meint, dass die Hadani-Methode mehrere Monate lang nötig sei, damit Elefanten Menschen nicht verletzen. Der Tierschützer Khurshed Alam beklagt derweil, dass die Trainer teils auch Hämmer und Stöcke einsetzten und den Babys nur wenig Essen gäben.

In Bangladesch sind Elefanten in Gefangenschaft nicht so beliebt wie in anderen asiatischen Ländern. Die Menschen dort nutzen sie seit langem vorwiegend als Lasttiere. So sollen sie bis heute vorwiegend geschnittenes Holz aus Wäldern herausschleppen. Unter anderem, weil es inzwischen im Land weniger Bäume gibt und die Forstbehörde Waldstücke nicht mehr zum Fällen verpachtet, wurde die Elefantenhaltung in Bangladesch weniger profitabel, und die Zahl dieser Tier in Gefangenschaft sei stark gesunken.

Nachdem das Gericht die Hadani-Methode verboten hatte, forderten Mitarbeiter der Artenschutzbehörde den Besitzer des Elefantenbabys aus dem viralen Video auf, eine «gewaltfreie» Zähmungsmethode zu finden, wie Behördenchef Molla Rezaul Karim sagte. Doch auch er selbst kenne keine solche Methode - habe jedoch seine Mitarbeiter angewiesen, künftig brutales Training zu verhindern.

Laut Tierschutzbund und dem Direktor der Elefanten-Spezialisten-Gruppe des Europäischen Zooverbandes, Thomas Kölpin, gibt es indes eine alternative Haltungsmethode - den sogenannten geschützten Kontakt. Menschen versuchten dabei die Elefanten nicht zu dominieren, sondern ließen sie ihre eigene Herdenstruktur wählen.

Der Mensch sei nur da, um beispielsweise bei medizinischen Notfällen Hilfe zu leisten. Die Elefanten würden mit Hilfe von Belohnung trainiert. Es geschehe auf freiwilliger Basis - denn Elefanten seien neugierig und machten da gerne mit, so Kölpin. Bis 2030 müssten alle Zoos im Europäischen Zooverband diese Haltungsmethode übernehmen.

Die Tierschützerin Rubaiya Ahmed von der Organisation Obhoyaronno aus Bangladesch findet, dass das Gesetz in ihrem Land nicht weit genug geht. Sie wünscht sich, dass jeder Versuch, Elefanten dem Willen der Menschen zu unterwerfen, verboten wird.

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