Fukushima-Kühlwasser darf bald ins Meer geleitet werden

Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), Rafael Grossi, spricht während einer Pressekonferenz im Japan National Press Club in Tokio. Foto: epa/Franck Robichon
Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), Rafael Grossi, spricht während einer Pressekonferenz im Japan National Press Club in Tokio. Foto: epa/Franck Robichon

TOKIO/PEKING/SEOUL: Japan hat die letzte Hürde vor der geplanten Verklappung des behandelten Kühlwassers aus der Atomruine Fukushima genommen. Noch im Sommer soll es losgehen - trotz vieler Widerstände und Sorgen.

Japans Atomaufsichtsbehörde hat grünes Licht gegeben für die umstrittene Ableitung aufbereiteten Kühlwassers aus der Atomruine Fukushima ins Meer. Der Betreiber des havarierten Kernkraftwerks, Tepco, erhielt am Freitag die entsprechende Bescheinigung, dass die Anlagen die Inspektionen bestanden haben. Zuvor hatte schon die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zugestimmt. Einen genauen Termin für die Einleitung gibt es noch nicht, die Regierung hat das aber noch im Sommer vor. Örtliche Fischer sind weiter dagegen. Auch China lehnt den Plan ab und will Importkontrollen für japanische Lebensmittel verschärfen.

Im AKW Fukushima Daiichi war es 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Die Reaktoren müssen weiter mit Wasser gekühlt werden, das in Tanks gelagert wird. Laut Tepco geht nun der Platz aus.

Südkorea dagegen kam nach eigenen unabhängigen Untersuchungen zu der Erkenntnis, dass sich die Einleitung des aufbereiteten Kühlwassers aus Fukushima ins Meer voraussichtlich nur unwesentlich auf die eigenen Gewässer auswirkt. In einem Abschlussbericht geht die Regierung in Seoul davon aus, dass die Strahlenbelastung äußerst gering ausfallen wird. Japans Pläne stimmten mit den Standards der IAEA und anderer weltweiter Standards überein, sagte der Minister des Büros für die Koordinierung der Regierungspolitik, Ban Moon Kyu, vor der Ankunft von IAEA-Chef Rafael Grossi in Seoul.

Auf einer Pressekonferenz zum Abschluss seines Japan-Besuches sagte Grossi in Tokio, die Beunruhigung der Öffentlichkeit sei nur natürlich. «Wenn Sie sehen, dass die Ergebnisse korrekt sind und niemand Sie anlügt, wird das Vertrauen vielleicht wiederhergestellt», zeigte sich Grossi zuversichtlich. Japans Regierung will die Gespräche unter anderem mit den örtlichen Fischern fortsetzen, um sie von der Sicherheit des umstrittenen Vorhabens zu überzeugen.

China indes will am bestehenden Importverbot für Lebensmittel aus zehn japanischen Präfekturen, darunter Fukushima, festhalten, wie die chinesische Zollbehörde deutlich machte. Man wolle zugleich verhindern, dass «radioaktiv kontaminierte japanische Lebensmittel» nach China gelangten, hieß es in einer Stellungnahme.

Vor der geplanten Verklappung wird das Wasser behandelt. Das System kann 62 Radionuklide herausfiltern, bis auf das radioaktive Isotop Tritium. Tepco will das Wasser so weit verdünnen, dass die Konzentration auf rund 1500 Becquerel pro Liter sinkt, was weniger als einem Vierzigstel der nationalen Sicherheitsnorm entspreche.

Japans Schwellenwert bezüglich der Freisetzung von Tritium beträgt nach Angaben der Regierung weniger als 22 Billionen Becquerel pro Jahr, was weitaus strenger sei als in anderen Ländern, einschließlich der beiden Nachbarländer China und Südkorea. So habe im Jahr 2021 das chinesische Kernkraftwerk Yangjiang rund 112 Billionen Becquerel Tritium freigesetzt, während das Kraftwerk Kori in Südkorea rund 49 Billionen Becquerel des radioaktiven Materials freigesetzt habe.

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