Fünf Jahre Syrien-Konflikt führten zu humanitärer Katastrophe

NEW YORK (dpa) - Der vor fünf Jahren begonnenen Syrien-Konflikt hat die Welt nach Aussage von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon vor eine humanitäre Katastrophe von nie dagewesenem Ausmaß gestellt.

«250 000 Syrier wurden getötet. Fast die Hälfte aller Syrer mussten ihr Zuhause verlassen und suchen Schutz inner- oder außerhalb des Landes», teilte Ban am Dienstag in New York mit. Beklagenswerterweise seien die globalen Konsequenzen des Konflikts nun absehbar.

Terrorgruppen hätten vom Chaos und dem Zustrom ausländischer Kämpfer profitiert, die syrische Bevölkerung fühle sich von der Weltgemeinschaft im Stich gelassen, sagte Ban. «Der Einsatz von Chemiewaffen, die Belagerung und Aushungerung als Kriegswerkzeug, unrechtmäßige Inhaftierung, Folter sowie wahlloser, krimineller Beschuss und Luftangriffe gegen Zivilisten» seien Methoden in dem blutigen Krieg.

Ban rief den Sicherheitsrat erneut dazu auf, die Lage in Syrien an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu verweisen. Die UN-Vetomächte Russland und China hatten im Sicherheitsrat 2014 eine entsprechende Resolution gegen eine große Mehrheit blockiert.

Mit Blick auf die Friedensgespräche unter UN-Sondervermittler Staffan de Mistura sagte Ban: «Die beim Verpassen dieser Gelegenheit drohenden Folgen für das syrische Volk und die Welt sind so beängstigend, dass man nicht darüber nachdenken mag.»

Chronologie des Syrien-Krieges

März 2011: Eine Demonstration in der Hauptstadt Damaskus setzt eine Protestwelle gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad in Gang. Sicherheitskräfte schießen vielerorts auf Demonstranten, etwa in der Stadt Daraa. Dort hatten zuvor Jugendliche Anti-Regierungs-Parolen an Wände gesprüht und waren deshalb inhaftiert worden. Schon in den ersten Tagen der Proteste werden mehr als 100 Menschen getötet.

Juli 2011: Mindestens 100 Menschen sterben nach Oppositionsangaben bei einer Militäroffensive gegen die Widerstandshochburg Hama.

Oktober 2011: Russland und China verhindern eine UN-Resolution zur Verurteilung des Assad-Regimes und blockieren weitere Resolutionen.

Juni 2012: Die UN-Vetomächte und mehrere Nahost-Staaten einigen sich auf einen Fahrplan für einen Übergangsprozess in Syrien. Die geplante Übergangsregierung wird nicht gebildet, der Bürgerkrieg geht weiter.

August 2013: Mehr als 1400 Menschen sterben durch Chemiewaffen. Die USA machen das Regime verantwortlich, Assad weist den Vorwurf zurück.

September 2013: Eine Resolution des UN-Sicherheitsrates fordert Damaskus zur Vernichtung seiner Chemiewaffen auf. Syrien beginnt kurz darauf mit der Zerstörung seiner Produktionsstätten.

Januar/Februar 2014: Friedensverhandlungen der Kriegsgegner in der Schweiz bleiben ohne Ergebnis.

September 2014: Die USA und Verbündete bombardieren erstmals Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Nordostsyrien.

Januar 2015: Nach monatelangen Gefechten mit der Terrormiliz haben kurdische Kämpfer die nordsyrische Stadt Kobane befreit. Es folgen weitere Niederlagen des IS gegen Kurden im Nordosten Syriens.

Mai 2015: Der IS erobert das zentralsyrische Palmyra. Die Terrormiliz ermordet Hunderte Menschen und zerstört weltberühmte Altertümer.

September 2015: Assads Verbündeter Russland beginnt Luftangriffe in Syrien. Nach russischen Angaben werden IS-Stellungen attackiert, nach westlicher Darstellung aber vor allem gemäßigte Rebellengruppen.

Oktober 2015: Mit einer Konferenz in Wien wird ein neuer Anlauf zur politischen Lösung gestartet, auch der Iran und Russland sind dabei. Im November einigen sie sich auf einen Fahrplan für eine friedliche Lösung. Er sieht Verhandlungen, die Bildung einer Übergangsregierung sowie später freie Wahlen vor.

November 2015: Die Türkei schießt im Grenzgebiet zu Syrien einen russischen Kampfjet ab. Nach islamistischen Anschlägen in Paris bombardiert Frankreich IS-Stellungen in Syrien. Deutschland schickt zur Unterstützung unter anderem Aufklärungs-Tornados. Rund 60 Staaten haben sich bisher zu einem Bündnis gegen den IS zusammengeschlossen

Dezember 2015: Der UN-Sicherheitsrat bestätigt den Fahrplan zum Frieden, lässt aber offen, was aus Assad werden soll und wer als Verhandlungspartner bei der Genfer Konferenz akzeptabel ist.

Januar 2016: Trotz Abwesenheit wichtiger Oppositionsvertreter beginnen am 29. Januar die mehrfach verschobenen Friedensgespräche in Genf. Russland besteht auf einer Beteiligung der Kurdenpartei PYD. Das lehnt die Türkei ab. Ankara wirft der russischen Luftwaffe eine neue Verletzung des Luftraums im Grenzgebiet zu Syrien vor. Moskau dementiert.

Februar 2016: Die Außenminister mehrerer Länder der Anti-IS-Koalition beraten in Rom über künftige Strategien im Kampf gegen die Terrormiliz. Die Genfer Verhandlungen werden nach zähem Auftakt der Sondierungsgespräche am 3. Februar bis zum 25. Februar ausgesetzt. Auf der Geberkonferenz in London einigen sich die rund 70 teilnehmenden Staaten darauf, für die syrischen Kriegsopfer mehr als 9 Milliarden Euro an Hilfsorganisationen zu zahlen.

März 2016: Russlands Präsident Wladimir Putin befiehlt einen Teilabzug der russischen Soldaten aus Syrien.

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