Offenlegung geheimer Pestizid-Studien

Archivbild: epa/Raminder Pal Singh
Archivbild: epa/Raminder Pal Singh

WIEN (dpa) - Ein Experte fordert im Streit um die Wirkung von Pestiziden auf den Menschen mehr Offenheit von der Industrie.

Fast alle Studien der Konzerne seien geheim und nur den Behörden im Genehmigungsverfahren zugänglich, kritisierte der Pestizid-Experte an der Universität für Bodenkultur in Wien, Prof. Johann Zaller. «Der unabhängigen Überprüfung durch die Wissenschaft und durch die allgemeine Öffentlichkeit bleiben sie verborgen.» Beim höchst umstrittenen Herbizid Glyphosat behaupteten die im Detail geheimen Studien dessen Ungefährlichkeit, sonstige Forschungen sähen aber eine krebserregende Wirkung. «Wenn der Stoff schon unschädlich ist, sollte die Industrie ihre Studien offenlegen», sagte Zaller der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Die Industrie verweist demgegenüber auf neue Möglichkeiten, Studien einzusehen. So sei im Zusammenhang mit der Diskussion um Glyphosat ein «virtueller Leseraum» mit Zugang zu Studien eingerichtet worden, sagt der Sprecher des Industrieverbands Agrar, Martin May. «Die großen führenden Unternehmen bemühen sich um weitgehende Transparenz, auch über die gesetzlichen Anforderungen hinaus.» Es gebe aber Rücksichten auf schützenswerte Betriebsgeheimnisse und den Datenschutz.

Aus Sicht von Zaller ist es generell ein großes Problem, dass nur der Wirkstoff, aber nicht dessen Beimischungen im Produkt auf Gefährlichkeit untersucht würden. «Die Beistoffe, die zum Beispiel die Haftfähigkeit auf Pflanzen verbessern sollen, sind möglicherweise schädlicher als der Wirkstoff selber.» Überhaupt nicht getestet würden die Wechselwirkungen mit anderen Stoffen, so Zaller.

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