Europameister der Anderen - auch Köche und Obdachlose kicken um Titel

Foto: epa/Boris Roessler
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DÜSSELDORF (dpa) - Fußball ist eine der beliebtesten Sportarten der Welt. Die Fangemeinde ist riesig. Durch einfache Regeln wird das Kicken zum Massensport. Der Ball rollt nicht nur bei der EM der Profis in Frankreich, sondern auch bei Anwälten, Köchen und Bewährungshelfern.

Public Viewing, Bier und Fußball: Bei der Fußball-EM in Frankreich begeistert die deutsche Elf von Trainer Joachim Löw derzeit ihre Anhänger mit schnellem Kombinationsspiel. Aber nicht nur die Profis können kicken - Köche, Polizisten oder auch Obdachlose stellen ihre eigenen Nationalmannschaften auf.

Internationale Fußball-Turniere gibt es unter anderem hier:

BEWÄHRUNGSHELFER: Auch Bewährungshelfer können mit dem Ball umgehen. Vor allem in Deutschland. Die Kölner vom Oberlandesgericht setzten sich bei der Heim-EM am 1. April die europäische Krone auf - mit einem 2:0-Sieg gegen die Schweizer der Justizvollzugsanstalt Pöschwies. Bei den Damen holten die Berliner Elfen den Titel. 42 Mannschaften mit rund 500 Spielern kämpften in der Halle um den Pokal, darunter Teams aus Österreich, Luxemburg, Schottland und England. Das Turnier gibt es seit 1983.

ANWÄLTE: Fußball-Fieber auch beim «Mundiavocat», der Fußball-WM der Anwälte und Juristen. Vom 13. bis 22. Mai tauschten Juristen aus der ganzen Welt ihre Roben gegen Trikots. 100 Teams aus 37 Ländern spielten in 350 Partien um Pokale. Unter anderem traten Mannschaften aus Kolumbien, Argentinien, der Mongolei, Indonesien, China, aber auch aus Europa an. In La Manga an der spanischen Mittelmeerküste triumphierten Teams aus Brasilien (zwei Turniersiege), Spanien und Israel.

KÖCHE: Seit 1996 gibt es eine deutsche Fußballnationalmannschaft der Spitzenköche und Küchenchefs - mit mehr als 50 Mitgliedern. Wer dem Team beitreten möchte, muss eine Voraussetzung erfüllen: Er muss als Spitzenkoch in einem namhaften deutschen Restaurant- und Gastronomieführer eingetragen sein. Vom 22. bis 25. Mai wurde die EM, der «Alpencup», in der Schweiz ausgetragen. Deutschland belegte Platz drei. Den Titel holte Italien.

PRIESTER: So viele Geistliche wie in diesem Jahr haben die Menschen in dem Ort Michalovce in der Ost-Slowakei vermutlich noch nie gesehen. Anfang Februar wurde dort die Europameisterschaft der Priester ausgespielt. Bei dem Turnier waren etwa Teams aus Kasachstan, Italien und Österreich dabei. Geistliche aus Deutschland nahmen nicht teil. Das deutsche Team hatte zuvor bei der EM 2015 den 16. und letzten Platz belegt. In der Slowakei schoss sich Portugal zum Turniersieg.

ÄRZTE: Allgemeinmediziner, Urologen oder Zahnärzte - sie alle spielen in Deutschlands Fußball-Ärzteteam. Für die Mannschaft lief das vergangene Jahr nicht so gut. Bei der WM in Los Angeles reichte es nach knappen Niederlagen nur für Rang 17. Gerade mal ein Team war schlechter platziert. Die Ärztemannschaft entstand vor 20 Jahren aus einer Gruppe Mainzer Medizinstudenten. Bald gibt es die Chance zur Wiedergutmachung: Die nächste WM findet vom 9. bis 16. Juli in Barcelona statt.

OBDACHLOSE: «Faires Spiel» ist beim «European Homeless Cup» nicht nur eine Floskel, sondern wirkt sich auf die Siegchancen aus. Die Teams bewerten sich gegenseitig mit Fair-Play-Punkten. Die werden sogar stärker gewichtet als die geschossenen Tore. In 64 Mannschaften treten in diesem Jahr 512 obdachlose und suchtkranke Menschen aus 52 Ländern gegeneinander an. Die «Bundesvereinigung für Soziale Integration durch Sport» möchte durch die Teilnahme an dem Wettbewerb auf die Probleme obdachloser Menschen aufmerksam machen. Titelverteidiger ist Litauen. Der Europameister 2016 wird vom 10. bis 16. Juli im schottischen Glasgow ermittelt.

GEHÖRLOSE: Beim Gehörlosen-Fußball benutzt der Schiedsrichter keine Pfeife, sondern kommuniziert durch Gestik, Mimik und Flaggen mit den Gehörlosen. Die achte Fußball-EM der Gehörlosen fand im vergangenen Jahr in Hannover statt. Dabei belegten die deutschen Frauen den zweiten und die deutschen Herren den fünften Platz. Die nächste EM wird 2019 auf der griechischen Insel Kreta ausgetragen.

POLIZISTEN: Deutschland ist Fußball-Europameister! Zumindest bei den Polizisten. Sowohl die Damen als auch die Herren haben bei den vergangenen Turnieren den Titel geholt. Die Frauen können den Pokal bald in Prag (20. bis 27. Juni) verteidigen, die Männer sind erst 2018 in Frankreich an der Reihe.

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