DNA-Tests ausgeweitet: Polizeiglaubt an den Erfolg

DNA-Tests ausgeweitet: Polizeiglaubt an den Erfolg

THAILAND: Insgesamt 713.000 Baht Kopfgeld für die Ergreifung der Mörder und Vergewaltiger von Hannah Witheridge sowie ihres Begleiters David Miller, eine weite Ausweitung der DNA-Tests auf Einheimische und burmesische Arbeiter auf Koh Tao, 150 aktive Polizeibeamte für einen Mordfall, darunter der oberste Polizeichef Thailands – Premierminister Prayuth Chan-ocha hat den Ermittlungsdruck nachhaltig erhöht.

Mit immer neuen Details ist der Fall der beiden am 14. September ermordeten jungen Briten seit acht Tagen nicht aus den Schlagzeilen gekommen. Die Täter laufen noch frei herum, alle bisher Verdächtigten konnten durch DNA-Abgleiche entlastet werden. Offensichtlich hat der Eifer der Polizei auf Koh Tao, zunächst fast einseitig in Richtung westliche oder burmesische Täter ermittelt zu haben, eine Wende genommen.

General Somyot Pumpunmuang, ab November oberster Chef der Polizei Thailands, weilt selbst vor Ort und hat über das Wochenende neue Fakten präsentiert. Zum einen sei es nun sicher, dass die vermutlich drei aktiv tatbeteiligten Männer Thailänder oder Burmesen waren, möglicherweise auch beide Nationalitäten gemischt. Die im Körper der ermordeten Hannah Witheridge gefundenen Spermarückstände seien eindeutig asiatischer Herkunft und von zwei unterschiedlichen Tätern, so Somyot. Entgegen ersten Ankündigungen seien die gesammelten DNA-Proben nicht zum FBI nach Amerika geschickt worden, sondern ins näher gelegene Singapure.

In britischen Medien bestimmt die unfassbar brutale Bluttat auf der Taucherinsel Koh Tao bis heute die Schlagzeilen. Der ‚Daily Mirror‘ veröffentlichte Videoaufnahmen der Opfer, die kurz vor der Tat von CCTV-Überwachungskameras im Dorf des Sairee Strandes aufgenommen worden waren. Sie zeigen Hannah Witheridge mit einem weißen Rock und rosa Bluse im Kreise mehrerer Freunde, als sie ein Lokal verlassen. Die Polizei geht Hinweisen nach, ob die jungen Frauen vielleicht sogar vorher irgendwo den Tätern über den Weg gelaufen und diese zurückgewiesen haben könnten. Die Befragungen wurden entsprechend ausgeweitet.

Auch vor Sairee liegende Fischerboote gerieten ins Fadenkreuz der Ermittler. Der Mordfall an der Britin Katherine Horton (21) auf Koh Samui am Neujahrstag 2006 gab den Anlass. Die Urlauberin aus Wales war am Lamai Strand während eines Telefonates mit ihrer Mutter in der Heimat gegen 19.30 Uhr angefallen, vergewaltigt und sterbend ins Meer geworfen worden. Damals griff Ministerpräsident Taksin Shinawatra persönlich in die Ermittlungen ein und forderte eine schnelle Ergreifung sowie die Todesstrafe für die Täter. Es waren – so stellte sich nach wenigen Tagen heraus – zwei Fischer eines Kutters, die gestanden und nach ihrer Verurteilung zum Tode nun eine lebenslange Haftstrafe absitzen.

Parallelen zum aktuellen Mordfall auf Koh Tao gibt es durchaus. Auch damals war zunächst ein italienischer Urlauber festgenommen worden, der Katherine Hortons Mobiltelefon am Strand gefunden hatte. Auch damals schienen die Ermittler auf einen Nicht-Thailändischen Täter zu hoffen, um den Ruf des Landes und die Einnahmequelle Tourismus nicht zu beeinträchtigen.

Die Realität und die Brutalität der Tat auf Koh Tao hätten im Grunde schon von Beginn an den Verdacht auf einheimische Täter lenken müssen. Kein Europäer kann mit einer lokalen Spitzhacke allein zwei Menschen totschlagen und einen davon vergewaltigen. Weshalb der beste Freund des ermordeten David Miller mit Foto und vollem Namen als Hauptverdächtiger durch die Weltpresse geisterte – diese Frage müssen sich Ermittler und auch die dafür verantwortlichen Journalisten stellen. Die Ermittlungen mit der Preisgabe aller Details sowie die Freigabe entsetzlicher Fotos der Ermordeten in den ersten Tagen waren keine Werbung für die Polizeiarbeit im Königreich.

Immerhin scheint die Sonderkommission unter Führung von Generalmajor Somyot Pumpunmuang auf Koh Tao nun alle Register zu ziehen und jedem Hinweis nachzugehen. Der größte DNA-Massentest in der Geschichte Thailands läuft. Auch die Suche nach Tätern, die nach dem Mord die Insel fluchtartig verlassen haben könnten, ist eingeläutet.

Udom Tantiprasongchai, Geschäftsführer der Orient Thai Airlines, hat durch die Tourismus Vereinigung Thailands TAT einen Scheck von 500.000 Baht als Belohnung überreichen lassen. Mit Geld ließ sich in diesem Land schon oft Wichtiges beschleunigen. Und dieser Doppelmord auf Koh Tao ist eine der wichtigsten Herausforderungen in der Geschichte des Landestourismus. Nur durch die Ergreifung der Mörder kann Vertrauen wieder hergestellt werden. (Foto: The Nation)

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