Ab Juli: Vier Thais für einen ausländischen Arbeiter

Gesetz reguliert Arbeitsmarkt – Proteste von Arbeitgeberverbänden

Burmesische Bauhelfer in Thailand: Anstelle der Einhaltung von Menschenrechten reguliert die Regierung nun die Quote und fordert vier Thais für einen Fremdarbeiter im Niedriglohnsektor.
Burmesische Bauhelfer in Thailand: Anstelle der Einhaltung von Menschenrechten reguliert die Regierung nun die Quote und fordert vier Thais für einen Fremdarbeiter im Niedriglohnsektor.

BANGKOK: Ein neues Gesetz soll ab 1. Juli dieses Jahres Thailands Arbeitsmarkt ordnen und dabei Firmen zwingen, bei fünf Angestellten mindestens vier Thais anzustellen. Die Nationalversammlung (National Legislative Assembly) hat mit dieser Mitteilung sowohl im Baugewerbe als auch im Tourismussektor für einen Aufschrei der Empörung gesorgt.

Die Vereinigung der Thailändischen Industrieverbände protestierte ebenso wie der Thailändische Hotelverband und bezeichnete den Vorstoß der Regierung als unzumutbar und nicht realisierbar. Bereits heute – ohne diese Verordnung – sei es sehr schwierig, im Niedriglohnsektor überhaupt noch thailändische Mitarbeiter zu finden, sagte Supant Mongkolsuthree, Präsident des Industrieverbandes.

Nicht besser sieht es im Hotelgewerbe aus. Seit vielen Jahren klagen Hoteliers, Resort- und Restaurantbetreiber in Urlaubsgebieten wie Phuket, Koh Samui und Pattaya, wie schwer es sei, überhaupt noch thailändische Mitarbeiter zu finden. Längst bestimmen burmesische Hilfskräfte diesen Markt und gelten nicht nur als zuverlässiger, sondern vor allem auch als motivierter – insbesondere bei der Aufnahme von Englischkenntnissen.

In Thailand sind laut Angaben von Supant Mongkolsuthree drei Millionen kleine und mittelständische Betriebe registriert und diese stellten 97 Prozent der Arbeitsplätze. Mit einem so undurchdachten und für den Arbeitsmarkt unsinnigen Gesetz könnten die meisten dieser Firmen nicht fortbestehen. Sowohl der Industrieverband als auch die Hotelvereinigungen haben Proteste angekündigt.

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Alois Amrein 13.05.18 08:48
Schlechte Entlöhnung = schlechte Arbeitsmoral
Lohnarbeit wird in Thailand sehr schlecht entlöhnt, ausser man arbeitet in einer staatlichen Institution. Der Mindestlohn PRO TAG beträgt immer noch 300 Baht, viele bekommen nicht einmal das, Arbeitsimmigranten sind am meisten davon betroffen. Setzt man das ins Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten, dann lohnt sich Arbeiten oft wenig oder gar nicht. Die Geringschätzung handwerklicher Arbeit ist kulturell bedingt und steht im krassen Gegensatz zur westlichen Kultur, wo Handwerk "goldenen Boden" hat. Dies ist nicht nur auf Thailand beschränkt, sondern in fast ganz Asien so, am krassesten in Indien.
Mike Dong 10.05.18 16:23
@Hr.Wurst
... oder am Kopf ...
Kurt Wurst 10.05.18 14:06
Eine Lanze für die thailändischen Männer brechen
Die thailändischen Männer würden ja liebend gern arbeiten, wenn sie es nicht bedauerlicherweise im Rücken, an der Schulter, am Ellenbogen oder am Knie hätten.
Roland Lorenz 10.05.18 14:06
Arbeitende Menschen
Ich habe 1 Jahr einen Gärtner und eine Haushaltshilfe gesucht. Kein Thai wollte das machen. Die Thai Nachbarn haben gesagt ich wäre verrückt. Ich solle besser jemanden aus Myanmar oder Laos einstellen. Die sind zuverlässiger und klauen nicht. Und das kommt nicht von mir. Ich meine für den Job zahle ich 7000 THB im Monat _Halbtags 4 x die Woche inkl. Krankenversicherung. Ich weiß ist viel zu viel. Aber ich will das die Leute sich keine Gedanken machen müssen. Habe jetzt 2 Thais.
Jürgen Franke 10.05.18 00:58
Herr Lorenz, ich hoffe für Sie und gehe davon aus
dass sich die Tätigkeit noch lohnt, trotz des Ärgers.
Roland Lorenz 09.05.18 21:16
Das ist nicht neu
Das ist doch nicht neu. Ich arbeite in meinem eigenen Unternehmen. Da die Firma 1 Ausländer beschäftigt (mich) müssen 4 Thais zusätzlich eingestellt werden. Das ist bei uns schon seit 12 Jahren so. Teilweise (je nach Laune der Behörde) wollen die auch 6 sehen. Um mein Business Visa zu verlängern kommen die vorbei um die Angestellten zu sehen und Fotos zu machen. Trotzdem bekomme ich nur ein 1 Monats Visa. Danach für 11 Monate. Jedes Jahr das Selbe. Ich muss jedes Jahr beweisen das ich ein ordentlicher Farang bin. Man steht erst mal unter Generalverdacht. Kostet jedes mal ca. 50.000 THB. Zusätzlich muss ich 30.000 THB pro Monat versteuern und die Firma Gewinne generieren (Steuern) . Es wird uns rechtschaffenen Leuten nicht leicht gemacht. Trotz driving lizenz, work permit und ID-card keine Vergünstigungen. Ich meine ich zahle mehr Steuern als die Mehrzahl der Thais.
André Brunner 09.05.18 13:51
Die Thais und die Arbeit
Als erstes sollte die Regierung das Schulniveau erhöhen und zwar landesweit. Auch Fachschulen sollte es haben. Dann würde sich die Situation verbessern und man würde gute Fachkräfte finden.
Ein weiteres Handicap ist die thailändische Schrift. In Vietnam hat die „Quõc Ngu“ Schrift die chinesische Schrift ersetzt. Damit ist das Lernen und Lesen aller westlichen Schriften viel einfacher.
Thomas Thoenes 09.05.18 10:19
Aus der Traum von reparierten
Straßen und neuen Gebäuden. :-)
Als Nachtrag zu meinem ersten Beitrag mal hier vereinfachte Betriebswirtschaft für die Erfinder dieser Regelung.
Für einen angestellten Deutschen Ingenieur der täglich sagen wir mal 10.000 Baht Gehalt erhält ist es nicht so das Problem 4 Thais a 350 Baht zusätzlich ein zu stellen um dieser Regelung folge zu leisten. Egal ob diese 4 zur Arbeit kommen oder nicht. Wenn sie dann mal kommen wird sich schon was finden was zu tun ist. Z.B. das Auto des Ingenieurs waschen.
Aber wo liegt der Sinn für einen zuverlässigen, täglich und pünktlich erscheinenden Burmesischen "Bauarbeiter" mit 350 Baht Gehalt 4 weitere Thais mit zusätzlichen 1400 Baht Gehalt ein zu stellen? Für einen zuverlässigen Mindestlohn Arbeiter erhöht sich somit der Preis auf täglich 1750 Baht. Diese Rechnung kann und wird nie aufgehen. Auch wenn ich den zuverlässigen Burmesen entlasse und dafür Thais einstelle macht keinen Sinn bzw. rutschen die Kosten schon aus der Kosten Nutzen Rechnung..
Aus Erfahrung brauch ich nämlich 2-3 davon um täglich 1 am Arbeitsplatz zu sehen.
Also bevor weitere Regelungen dieser Art öffentlich werden, Papier, Bleistift, Taschenrechner und das Handbuch "Logik einfach erklärt" zur Hand nehmen und mal drüber nachdenken.
Jürgen Franke 08.05.18 17:37
Offensichtlich bemüht sich die Regierung,
so viel wie möglich, Jugendliche von der Straße zu bekommen. Es ist zu hoffen, dass die entsprechenden Interessenvertreter, sich auf eine vernünftige Regelung einigen können.
Ingo Kerp 08.05.18 17:35
Gut gemeint, schlecht gedacht. Per Verordnung läßt sich so etwas nicht durchsetzen, da es an der mangelnden Qualifikation der Thais oder deren Unlust an der Arbeit scheitert. Warten wir mal ab, was als nächstes für eine Regelung oder Verfügung kommt, die irgend einen anderen Sektor betrifft. Wir werden wohl nicht lange warten müssen, da die thail. Offiziellen sehr erfindungsreich sind.
Rudolf Lippert 08.05.18 17:34
Gegen die eigenen Interessen
warum erlässt man Gesetze gegen die Interessen des eigenen Landes? Diesmal ist es nicht meine Thai Standardantwort "Macht nichts", sondern: keine Ahnung. Auf jeden Fall absolut realitätsfern. Aber: macht ja nichts. Welcome Thailand. Hahaha
Thomas Thoenes 08.05.18 09:47
Der gleiche Unsinn wie
das Gesetz mit den Taxis die 9 Jahre oder älter sind. Man kann solche Dinge nicht an Zahlen fest machen sondern lediglich an Fakten. jede (ausländische :-) ) Firma hat eine wirtschaftliche Kalkulation. Wenn diese nicht mehr zutrifft wird der Standort uninteressant. Die Folge einer Regelung nach Zahlen bringt höchstens ein Abwandern oder Schließen von vielen Firmen mit sich, keinesfalls eine Erhöhung der zur Verfügung gestellten Arbeitsplätze für einheimische. Wobei besonders hier in Thailand der Punkt Zuverlässigkeit die größte Rolle bei der Einstellung darstellt.
Jobvergabe muss in der Reihenfolge: Qualifikation, Zuverlässigkeit und Lohnvorstellung geregelt sein.
Personenbeförderung nach Zustand, Komfort und Preis.
Dann kommen auch weitere Firmen und Investoren die dann auch mehr Arbeitsplätze bringen.