Zwei deutsche Trümpfe beim Kampf um Europas Handball-Krone

Foto: Pixabay/Oscar Aznar
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KÖLN: Nach zehn Jahren stehen wieder zwei deutsche Vereine im Final4-Turnier der Champions League. Während Titelverteidiger Magdeburg als Favorit gehandelt wird, gilt Kiel als Außenseiter.

Die unersättlichen Titel-Monster des SC Magdeburg lechzen nach dem ersten Quadrupel der Vereinsgeschichte, der THW Kiel hofft auf das Happy End einer missratenen Saison. Erstmals seit zehn Jahren greifen am Wochenende beim Final4-Turnier der Königsklasse in Köln wieder zwei Bundesligisten nach Europas Handball-Krone.

Für Bundestrainer Alfred Gislason ist der Titelverteidiger aus Magdeburg «noch vor dem FC Barcelona» der Topfavorit. «Sie sind sehr gut eingespielt und spielen eine tolle Saison», lobte Gislason in den «Kieler Nachrichten» das Team von Erfolgstrainer Bennet Wiegert.

Favoritenrolle als Kompliment

Dessen Schützlinge wurden in dieser Spielzeit bereits Club-Weltmeister, DHB-Pokalsieger und deutscher Meister. Nun soll die Krönung einer überragenden Saison folgen. Vor dem Halbfinale gegen Dänemarks Champion Aalborg HB um die Top-Stars Mikkel Hansen und Niklas Landin am Samstag (15.00 Uhr/DAZN und Dyn) wollte Wiegert die Euphorie im Team daher auch gar nicht bremsen.

«Ich schiebe die Favoritenrolle nicht weg, denn die haben wir uns erarbeitet. Ich sehe das als ein Kompliment für Leistung, aber die müssen wir an diesem Wochenende bestätigen. Die Jungs haben ein Sieger-Gen in sich. Das macht mich stolz», sagte der 42-Jährige am Freitag.

Im Kölner Handball-Tempel wollen seine Schützlinge vor 20.000 Fans den Triumph aus dem Vorjahr wiederholen. «Wir fühlen uns hier mittlerweile sehr wohl. Das ist die größte Bühne im Vereinshandball. Und ich habe viele Spieler im Team, die der Held vom Kirmes-Zelt sein wollen», sagte Wiegert über das Selbstbewusstsein der Mannschaft. «Wir sind gewohnt, der Gejagte zu sein. Ich nehme lieber die Favoritenrolle, als der Außenseiter zu sein.»

Gebremste Meister-Party für ein bestimmtes Ziel

Eine erfolgreiche Titelverteidigung in der Königsklasse gelang bisher nur dem FC Barcelona. «Einmal zu überraschen und ein One-Hit-Wunder zu sein, ist immer möglich. Die Wiederholung eines solchen Erfolges bedeutet Konstanz. Das ist ein tolles Ziel», sagte Wiegert zur Ausgangslage. Deshalb sei die Meister-Party in der Vorwoche auch «absolut im Rahmen» geblieben.

Sollte der Coup gelingen, wäre es der vierte Titel in einer jetzt schon glorreichen Saison. «Das ist für mich nicht greifbar, deshalb habe ich mich damit auch nicht beschäftigt», räumte Wiegert ein. «Ich finde es aber megatoll, zum vierten Mal in dieser Saison um etwas Großes zu spielen.»

Mit seinem variablen Tempo-Handball, bei dem die isländischen Rückraumspieler Gisli Kristjansson und Omar Ingi Magnusson den Takt vorgeben, setzt der SCM derzeit Maßstäbe. «Magdeburg ist momentan die beste Vereinsmannschaft der Welt», sagte Dänemarks Weltmeister-Torwart Niklas Landin, der bis vor einem Jahr noch beim THW Kiel zwischen den Pfosten stand.

Für einen wird es sehr emotional

Auch die Kieler, die im zweiten Halbfinale gegen Rekordsieger Barcelona am Samstag (18.00 Uhr) nur Außenseiter sind, sprechen voller Hochachtung über den Bundesligarivalen. «Magdeburg ist in einer Topverfassung und spielt unglaublich konstant», sagte THW-Trainer Filip Jicha.

Insgeheim hofft aber auch der deutsche Rekordmeister, der in der abgelaufenen Bundesligasaison nur enttäuschender Vierter wurde, auf den großen Wurf. «Wir sind nicht der große Favorit. Aber wir wollen unser Herz in die Hand nehmen und die anderen ärgern. In Köln setzen sich nur selten die Favoriten durch», bekräftigte Jicha den eigenen Anspruch.

Die Neuauflage des Endspiels von 2020, das der Bundesligist für sich entschied, bezeichnete Jicha als «Klassiker und sehr emotional für mich. Denn mein Herz schlägt für beide Vereine.» Schließlich spielte der Tscheche einst auch für Barcelona. Für THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi steht fest: «Das ist ein klassisches All-In-Wochenende. Alle vier Mannschaften haben die Möglichkeit zu gewinnen.»

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