Balkan-Intellektuelle sehen Region vernachlässigt

​Vor EU-Gipfel  

Flaggen Serbiens sind neben einer EU-Flagge in Belgrad aufgestellt. Foto: epa/Andrej Cukic
Flaggen Serbiens sind neben einer EU-Flagge in Belgrad aufgestellt. Foto: epa/Andrej Cukic

BELGRAD: Kurz vor dem EU-Gipfel Ende der Woche haben mehr als 100 Intellektuelle vom Westbalkan beklagt, dass ihre Region selbst nach dem russischen Angriff auf die Ukraine vom Westen alleine gelassen werde. «Trotz zahlreicher Erklärungen und Initiativen hat der Westen - und vor allem die EU - keine wirkliche Unterstützung, Schutz und konkrete Perspektiven für die Zukunft der Region angeboten», hieß es in einem Offenen Brief, der am Dienstag in Belgrad veröffentlicht wurde.

Der Westbalkan sei zwar von EU-Ländern umgeben, seine Aussichten seien dennoch ungewiss, kritisieren die Autoren. Die «ambivalente Politik der EU der letzten zwei Jahrzehnte» habe zu Rückschritten in der Region und zur Hinwendung an andere Machtfaktoren geführt. Vor allem Russlands gestiegener Einfluss in Serbien und im serbischen Landesteil Bosniens werfe die Frage auf, «wo der Westbalkan eigentlich hingehört».

«Angesichts der ständigen russischen Anstrengungen, den Westbalkan zu destabilisieren, ist der EU-Beitritt der gesamten Region eine geopolitische Unvermeidlichkeit», heißt es in dem Schreiben weiter. Vom EU-Gipfel erwarten sich die Unterzeichner, dass Bosnien-Herzegowina den Kandidatenstatus erhält und dass den Bürgern des Kosovos Visafreiheit in der EU gewährt wird, wofür die Voraussetzungen längst bestehen würden.

Unterschrieben haben den Brief mehr als 100 Ex-Politiker, Historiker, Schriftsteller, Künstler und Journalisten aus den sechs Westbalkanstaaten (Serbien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Nordmazedonien, Albanien und Kosovo) und aus dem EU-Land Kroatien.

Der EU-Gipfel am kommenden Donnerstag und Freitag soll unter anderen über die Zuerkennung des Kandidatenstatus für die Ukraine und Moldau entscheiden. Die Westbalkanländer befinden sich in unterschiedlichen Phasen des Annäherungsprozesses an die EU.

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