Ohne Huawei kommt 5G zwei Jahre später

Schneller Datenfunk 5G dominiert Mobile World Congress

CEO von Vodafone, Nick Read (R) und Generaldirektor von GSMA Mats Granryd nahmen an einer Konferenz am Eröffnungstag des Mobile World Congress 2019 (MWC19) teil. Foto: epa/Alberto Estevez
CEO von Vodafone, Nick Read (R) und Generaldirektor von GSMA Mats Granryd nahmen an einer Konferenz am Eröffnungstag des Mobile World Congress 2019 (MWC19) teil. Foto: epa/Alberto Estevez

BARCELONA (dpa) - Die fünfte Mobilfunkgeneration 5G wird mit ersten Smartphones greifbar für Verbraucher. Unterdessen gibt es beim Mobile World Congress so viele Innovationen bei der Hardware wie schon lange nicht mehr.

Die Mobilfunk-Branche verspricht nach Jahren der Vorbereitung eine Revolution durch den superschnellen 5G-Datenfunk. Auf der wichtigsten Branchenschau Mobile World Congress in Barcelona zeigten mehrere Hersteller erste 5G-Smartphones. Die Deutsche Telekom gab den Startschuss für ein 5G-Netz, das das Werk von Osram in Schwabmünchen südlich von Augsburg mit besonders schnellen Verbindungen abdecken soll. Unterdessen geht die Diskussion um die Rahmenbedingungen für Telekom-Anbieter in Europa weiter.

Für den zügigen Ausbau der neuen Mobilfunkgeneration appellierte Telefónica-Chef José María Álvarez-Pallete an die Politik in Europa appelliert, vernünftige und fördernde Maßnahmen zu ergreifen. Die Frequenzen müssten unter «vernünftigen» Regeln und für längere Zeiträume zugewiesen werden. «Warum müssen wir dasselbe Frequenzspektrum immer und immer wieder kaufen?», fragte der Konzernchef in den Saal. Regierungen sollten 5G-Auktionen nicht als kurzfristige Geldmaschine nutzen.

Vodafone-Chef Nick Read, betonte, es sei falsch, 5G als ein komplett eigenständiges Netz zu betrachten. Vielmehr sei es eine weitere «Schicht» über bisherigen 4G-Netzen.

In dem Osram-Werk, das ein sogenanntes Campus-Netz mit 5G bekommt, sind unter andrem automatisch gesteuerte Fahrzeuge unterwegs, die Produkte und Materialien transportieren. Dabei wird ein öffentliches und ein privates Netzwerk zu einer Infrastruktur verbunden.

Am Aufbau des superschnellen Datenfunks arbeiten die Mobilfunk-Konzerne derzeit mit Hochdruck. Es ist zunächst vor allem für Anwendungen in der Industrie konzipiert. Erst zu einem späteren Zeitpunkt dürften privaten Nutzer von 5G profitieren.

Der Bedarf an größeren Bildschirmen unter anderem für Medieninhalte treibt auch die größten Innovationen beim Smartphone-Design seit Jahren an: Mehrere Anbieter kündigten Telefone an, die sich zu einem Tablet aufklappen lassen.

Solche Neuerungen sorgen allerdings auch dafür, dass die Geräte besonders teuer sind. Das am Sonntag in Barcelona von Huawei präsentierte Aufklapp-Telefon Mate X dürfte mit knapp 2300 Euro das bisher teuerste Smartphone werden. Das vor einigen Tagen vorgestellte Galaxy Fold von Samsung gibt es für 2000 Euro. Für ein weiteres Falt-Gerät vom chinesischen Anbieter TCL wurde noch kein Preis genannt.

Der südkoreanische Konzern LG versucht unterdessen, eine kostengünstigere Antwort darauf zu finden - mit einem zweiten Bildschirm. Das zusätzliche Display sitzt in einer Art Klapphülle und damit im geöffneten Zustand direkt neben dem Bildschirm des Telefons. Dass die beiden Displays unabhängig voneinander agieren können, bewirbt LG als Vorteil. So könne man sich zum Beispiel einen Film ansehen und gleichzeitig auf dem anderen Bildschirm etwas dazu im Internet nachschlagen. Die Lösung von LG dürfte um einiges günstiger sein als die Falt-Smartphones. Bei der Ankündigung in Barcelona wurde ein Preis allerdings nicht genannt.

Den zweiten Bildschirm in der Hülle gibt es für das erste Smartphone der Südkoreaner, das den superschnellen 5G-Datenfunk unterstützt: das Modell V50 ThinQ 5G. Huaweis Mate X soll in 5G-Netzen auch noch schneller als die Konkurrenz sein, verspricht der Hersteller. Und der Smartphone-Senkrechtstarter Xiaomi setzt die Rivalen mit einem Preis von 599 Euro für sein erstes 5G-Gerät unter Druck.

Angesichts der Diskussion um mögliche Risiken durch Netzwerk-Technik aus China versicherte der Chef des Verbrauchergeschäfts des Branchenriesen Huawei, Richard Yu, dass die Bedenken unbegründet seien. «Wir lassen keine Hintertür für keine Regierung offen», sagte der Top-Manager in Barcelona.

Ein Verzicht auf Netzwerk-Technik des umstrittenen chinesischen Ausrüsters Huawei in Mobilfunk-Netzen könnte nach Einschätzung von Vodafone-Chef Nick Read die Einführung des schnellen 5G-Datenfunks in Europa um zwei Jahre verzögern. Der größte negative Effekt in diesem Falle wäre der nötige großangelegte Austausch von Technik in der Infrastruktur, sagte Read am Montag auf dem Mobile World Congress in Barcelona.

Ohne Huawei kommt 5G zwei Jahre später

Der Chef des britischen Mobilfunk-Konzerns sieht bei einem Ausschluss von Huawei auch ein Versorgungsproblem für die Industrie. Nach einer Konzentrationswelle gäbe es jetzt nur noch drei große Netzwerk-Ausrüster. Wenn man davon nur noch auf zwei zugreifen könnte - Ericsson und Nokia - wäre das schlecht für Innovationen und Versorgungssicherheit.

Huawei steht derzeit dagegen wegen Sicherheitsbedenken im Westen unter Druck. Vor allem aus den USA wird vor Industriespionage sowie einem möglichen Einfluss des chinesischen Staates auf das Unternehmen gewarnt. Huawei weist die Anschuldigungen zurück. Er habe keine Belege für die Belege gesehen und die Amerikaner müssten sie zuständigen europäischen Stellen vorlegen, sagte Read.

Der Austausch von Huawei-Technik durch Geräte von Nokia im Kernnetz in Deutschland sei bereits vor zwei Jahren aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten beschlossen worden, sagte Read. Der Prozess sei jetzt abgeschlossen.

Das Vodafone-Zentrale solle auch nach dem Brexit in Großbritannien bleiben, sagte Read. Das Land bleibe «ein großartiger Ort für ein Hauptquartier und wir planen keine Änderungen».

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