Viele Inhaftierungen ohne Verfahren

Brasiliens Strafvollzug am Limit

RIO DE JANEIRO (dpa) - Die Gefängnisse in Brasilien sind weiter extrem überfüllt.

Derzeit sitzen 710.000 Gefangene in den Gefängnissen des südamerikanischen Landes ein, die nur eine Gesamtkapazität für 423.000 Insassen haben. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Gewaltmonitor hervor, den die Mediengruppe Globo regelmäßig gemeinsam mit der Universität von São Paulo und dem Forum für öffentliche Sicherheit erstellt.

Demnach wurde Platz für mehr als 7.000 weitere Häftlinge geschaffen. Der Anteil derjenigen, die ohne Gerichtsverfahren einsitzen, ist der Erhebung zufolge von 35,9 Prozent auf 31 Prozent gesunken. Das Land setze beim Kampf gegen Kriminalität vor allem auf Inhaftierung, sagten Bruno Paes Manso und Giane Silvestre von der Universität São Paulo. «In einem ineffizienten, ungesunden Modell, das in vielen Fällen die Gewalt steigert statt sie zu senken.»

Viele Haftanstalten werden von Gangs kontrolliert. Immer wieder kommt es auch hinter Gittern zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Banden mit zahlreichen Toten. Der rechte Präsident Jair Bolsonaro hat angekündigt, hart gegen die mächtigen Verbrechersyndikate vorgehen zu wollen. Brasilien ist nach den USA und China das Land mit der höchsten Zahl an Gefangenen weltweit.

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