US-Soldat floh vor Rassismus und Unmenschlichkeit in Armee

Eine südkoreanische Post ist in der Nähe der entmilitarisierten Zone (DMZ) in Paju zu sehen. Foto: epa/Jeon Heon-kyun
Eine südkoreanische Post ist in der Nähe der entmilitarisierten Zone (DMZ) in Paju zu sehen. Foto: epa/Jeon Heon-kyun

SEOUL: Nordkoreas Machtapparat hat sich erstmals zum Verbleib eines jungen US-Soldaten geäußert, der vor einem Monat unerlaubt die innerkoreanische Grenze übertreten hatte. Er habe bei Ermittlungen zugegeben, illegal nach Nordkorea eingedrungen zu sein, berichteten die staatlich kontrollierten Medien des abgeschotteten Landes am Mittwoch. Er sei aus Verärgerung über «die unmenschliche Behandlung und die rassistische Diskriminierung in der US-Armee» nach Nordkorea übergetreten.

Nach Darstellung Pjöngjangs äußerte der Mann den Wunsch, in Nordkorea oder einem Drittland Zuflucht zu suchen, weil er «desillusioniert wegen der ungleichen amerikanischen Gesellschaft» sei.

Der Fall des Soldaten gibt seit seinem Verschwinden im Juli Rätsel auf. Über seine Motive und Pläne war zunächst nichts bekannt.

Nach Angaben der US-Streitkräfte in Südkorea hatte er an einer kommerziellen Tour entlang des südkoreanischen Teils der entmilitarisierten Zone teilgenommen und dann die Grenze zu Nordkorea absichtlich übertreten. Wie das US-Verteidigungsministerium später mitteilte, hätte der Soldat eigentlich nach Hause zurückkehren sollen. In Südkorea hatte er demnach wegen einer Straftat eine gewisse Zeit in einer Haftanstalt verbracht. Nach dem Übertritt nach Nordkorea versicherte das Pentagon, den US-Soldaten nach Hause holen zu wollen.

Die sogenannte entmilitarisierte Zone trennt die beiden koreanischen Staaten voneinander. In den vergangenen Jahrzehnten überquerten mehrfach US-Amerikaner die Grenze zu Nordkorea ohne Erlaubnis. Dort wurden sie meist zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt und erst nach langen Verhandlungen wieder freigelassen.

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Jürgen Franke 17.08.23 19:46
Super, Herr Ender, was Sie aus
diesem Redaktionsbericht alles abgeleitet haben.
David Ender 16.08.23 16:40
Stalinistische Propaganda als Headline.
Wer den traditionellen Wahrheitslevel der stalinistischen Operettendiktatur kennt mag sich hier darueber wundern, dass deren Staatspropaganda 1:1 in einer Headline der dpa uebernommen wird. Und wer sich die Muehe macht herauszufinden wieviele Offiziere in der US-Armee "afro-amerikanisch" sind (9%), der schmunzelt womoeglich darueber. In welcher Armee der Welt stellen "diskriminierte Minderheiten" 9% der Offiziere? Deutschtuerken-Anteil unter Offizieren in der Bundeswehr? Lachhaft! Aber am meisten amuesiert mich, dass dieser "Fluechtling vor boeser Diskriminierung" nun ausgerechnet nach Nordkorea (!) flieht. Da bleibt kein Auge trocken! Als Geschichtekenner vermute ich einen aehnlichen Ausgang dieser Story wie beim JFK-Attentaeter Lee Harvey Oswald: Der emigrierte als ueberzeugter Kommunist in die Sowjetunion, um bloss 18 Monate spaeter an der US-Botschaft in Moskau um Geld fuer die Rueckreise (mit russischer Ehefrau natuerlich!) nach Dallas zu betteln. En theorie und sicherer Entfernung ist der Sozialismus mit "unmenschlichem Antlitz" womoeglich ja ganz spannend. Doch vor Ort als rechtloses Subjekt eines totalitaeren Systems dann gleich viel weniger. Mal sehen wie lange der tapfere afro-amerikanische Soldat es in Nordkorea ohne HBO und Amazon. LoL!