Yellens Warnung vor Chinas Überkapazitäten

US Finanzministerin Janet Yellen besucht China. Foto: epa/Andy Wong
US Finanzministerin Janet Yellen besucht China. Foto: epa/Andy Wong

GUANGZHOU: Firmen auf der ganzen Welt ächzen unter billigen Konkurrenzprodukten aus China. Das Thema beschäftigt auch die Janet Yellen auf ihrer China-Reise. Sie sieht darin sogar eine Gefahr.

US-Finanzministerin Janet Yellen hat vor einer Gefahr durch Chinas Überkapazitäten für die Widerstandsfähigkeit der Weltwirtschaft gewarnt. «Besonders direkte und indirekte Unterstützung durch die Regierung führt zu einer Produktionskapazität, die deutlich die heimische Nachfrage in China und das, was der Weltmarkt vertragen kann, übersteigt», sagte die 77-Jährige am Freitag vor Vertretern der US-Handelskammer im südchinesischen Guangzhou. China überschwemmt mit Produkten wie Solarpaneelen oder Batterien den Weltmarkt. Auch in Deutschland bereitet das manchen Wirtschaftszweigen Sorgen, da die Firmen mit den billigen Produkten aus Fernost nicht konkurrieren können.

Auch wenn Yellen zufolge hinter dieser Politik die Entwicklungsziele Chinas stehen mögen, kann Überkapazität jedoch zu hohen Exporten und gedrückten Preisen führen, was das Geschäft von Firmen in den USA und weltweit unterwandere. «Und das kann zu einer übermäßigen Konzentration der Lieferkette führen, was ein Risiko für die Widerstandsfähigkeit der Weltwirtschaft darstellt», sagte sie.

Bedingungen für ausländische Firmen in China schwierig

Die US-Ministerin ist noch bis kommenden Dienstag in China für Gespräche mit hohen Regierungsvertretern. Vor dem Abflug hatte Yellen dem «Wall Street Journal» gesagt, die USA wollten sich nicht allzu abhängig machen, und China wolle den Markt dominieren. «Das werden wir nicht zulassen», sagte sie. In Guangzhou und ab Samstag in Peking will sie sich nach eigenen Angaben für eine gesunde Beziehung zwischen der größten und zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt einsetzen und die Bedenken Washingtons vorbringen.

US-Unternehmen klagen wie europäische und deutsche Firmen seit Jahren über ähnliche Probleme in China. Ein Problem ist in den Augen der Unternehmen der erschwerte Marktzugang in der Volksrepublik und eine verglichen mit heimischen und staatseigenen Firmen ungerechte Behandlung - etwa bei öffentlichen Ausschreibungen. Beobachter vermuten, dass Yellen China mahnen dürfte, nicht durch Exporte seine schwächelnde Wirtschaft zu stützen, sondern stattdessen den heimischen Verbrauchermarkt zu stärken.

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Thomas Sylten 07.04.24 12:40
Tja - da staunen die "Erfinder des Kapitalismus" nicht schlecht, wenn plötzlich andere dieselben Rezepte erfolgreich anwenden, gell?

Solange nur der Westen östliche und afrikanische Märkte kaputt gemacht hat, hielt man sich das seiner Cleverness zugute -
aber wenn China es besser macht als zuvor und inzwischen gar den Westen überholt, dann wird plötzlich geweint und gemahnt (und im Zweifel auch gedroht).

Ich kann da nur sagen: "Heul leise, Yellen" -
IHR habt es so gewollt, und allen anderen aufgezwungen, nun kommt klar damit.
Ingo Kerp 06.04.24 13:10
Selbst Zollerhoehungen und Einfuhrverbote werden wenig helfen. Die Verbraucher haben seid längerem bereits festgestellt, das nicht nur die chnes. Anbieter preislich unschlagbar sind sondern, deren Qualität und Technik ist teilweise wesentlich besser, als die eigenen Produkte. Es gibt darüberhinaus inzwischen zuviele westl. Firmen, die Produktionsstätten in CHN haben. Bei Restriktionen würde man somit eigenen Firmen schaden.
Walter Andriuet 06.04.24 12:50
Chinas Überproduktion
Ja liebe Amerikaner. Wer hat den alle Billigarbeiten in den letzten 40 Jahren ausgelagert und jetzt jammern. Die Chinesen sind nicht blöd, wenn man denen die Techologie zeigt, machen sie es nach. Ohne China würdet ihr kein einziges iPhone verkaufen. Ich habe da kein Mitleid, selber schuld.