Armeesprecher: Tschads Präsident Deby ist tot

Der Präsident des Tschad, Idriss Deby Itno, spricht während seines Treffens in Jerusalem. Foto: epa/Abir Sultan
Der Präsident des Tschad, Idriss Deby Itno, spricht während seines Treffens in Jerusalem. Foto: epa/Abir Sultan

N'DJAMENA: Der Langzeitherrscher des Tschads, Idriss Déby, ist bei einem Frontbesuch getötet worden. Das zentralafrikanische Land spielt eine entscheide Rolle im Kampf gegen Terroristen in der Region.

Tschads Langzeitherrscher Idriss Déby Itno ist tot. Das gab am Dienstag Militärsprecher Azem Bermandoa Agouna im Staatsfernsehsender bekannt. Der Staatschef sei bei schweren Zusammenstößen mit einer Rebellengruppe an der Front gestorben. Demnach soll Mahamat Idriss Déby Itno, der Sohn des verstorbenen Präsidenten und Vier-Sterne-General, die Führung einer militärischen Übergangsregierung übernehmen. EU-Ratspräsident Charles Michel drückte am Abend sein Beileid zum Tod von Präsident Déby aus und rief eindringlich zur Stabilität im Land auf.

«Idriss Déby Itno hat gerade seinen letzten Atemzug auf dem Schlachtfeld während der Verteidigung der territorialen Integrität genommen. Mit tiefer Bitterkeit verkünden wir dem tschadischen Volk den Tod des Marschalls des Tschads», so Agouna. Mahamat Idriss Déby Itno, der bislang die Eliteeinheit der tschadischen Streitkräfte geleitet hat, werde für 18 Monate einen Übergangs-Militärrat leiten, so Agouna. Ihm gehören 14 ranghohe Generäle an, die seinem Vater treu ergeben waren - die meisten waren an seiner Seite, als er 400 Kilometer nördlich der Hauptstadt N'djamena bei dem Ort Kanem starb.

Die Regierung und die Nationalversammlung seien bereits aufgelöst worden. Anstelle der bislang gültigen Verfassung werde in Kürze eine nationale Übergangscharta verkündet, hieß es. Zudem wurde eine 14-tägige Staatstrauer verhängt. Luft- und Landgrenzen wurden bis auf weiteres geschlossen, eine Ausgangssperre gilt zwischen 18.00 Uhr und 5.00 Uhr Ortszeit. Die Beisetzung Débys soll laut dem Protokollchef im Präsidialamt am Freitag in seinem Geburtsort Amdjarass im engen Familienkreise stattfinden. Zuvor würden ihm letzte Ehren in der Moschee der Hauptstadt erwiesen.

Die Armee des von Armut und Terrorismus geprägten zentralafrikanischen Landes bekämpft schwerbewaffnete Kämpfer der «Front für Wandel und Eintracht im Tschad» (FACT), die zur Präsidentenwahl am 11. April aus dem benachbarten Libyen in den Norden des Tschads eingedrungen waren und in Richtung Hauptstadt N'Djamena vordrangen. Die FACT ist eine 2016 gegründete politische und militärische Rebellenbewegung, die die Regierung von Déby destabilisieren will.

Déby, der seit 30 Jahren an der Macht ist, war am Montag nach vorläufigen Ergebnissen mit 79,32 Prozent der abgegebenen Stimmen als Sieger aus der Präsidentenwahl am 11. April hervorgegangen. Er kam 1990 bei einem bewaffneten Aufstand an die Macht.

Der Tschad ist ein für Europa strategischer Staat. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich würdigte Déby als einen «mutigen Freund» Frankreichs. «Der Tschad verliert einen großen Soldaten und einen Präsidenten, der ohne Unterlass über drei Jahrzehnte hinweg für die Sicherheit des Landes und die Stabilität der Region gearbeitet hat», teilte das Amt von Staatschef Emmanuel Macron am Dienstag in Paris mit. Frankreich halte an der Stabilität und der territorialen Unversehrtheit des afrikanischen Landes fest. Der Übergang müsse unter friedlichen Bedingungen ablaufen.

Frankreich hat in der Sahel-Region rund 5100 Soldaten seines Anti-Terror-Einsatzes «Barkhane» im Einsatz. Soldaten und Kampfflieger unterstützen die Allianz G5-Sahel im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus. Im Sahelgebiet sind etliche Terrorgruppen aktiv. An der G5-Sahel-Militärallianz sind außer dem Tschad auch Mali, Mauretanien, der Niger und Burkina Faso beteiligt.

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