Trump sorgt mit Aussagen für Begeisterung bei rechter Gruppierung

Debatte zur ersten Präsidentschaftswahl 2020 zwischen US-Präsident Donald J. Trump und dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden. Foto: epa/Jim Lo Scalzo
Debatte zur ersten Präsidentschaftswahl 2020 zwischen US-Präsident Donald J. Trump und dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden. Foto: epa/Jim Lo Scalzo

WASHINGTON: US-Präsident Donald Trump hat mit Aussagen über eine rechte Gruppierung namens Proud Boys einem Medienbericht zufolge Begeisterung unter deren Anhängern ausgelöst. Die «New York Times» schrieb am Mittwoch, in privaten Kanälen auf sozialen Medien hätten Proud-Boys-Anhänger Trumps Kommentar als «historisch» gefeiert. In einem Kanal hätten Mitglieder der Gruppe die Aussage des Präsidenten als stillschweigende Billigung ihrer gewalttätigen Taktiken gewertet. In einer weiteren Nachricht heiße es, die Gruppe sehe bereits eine Zunahme der Zahl «neuer Rekruten».

Trump hatte sich am Dienstagabend (Ortszeit) in der TV-Debatte mit seinem Herausforderer Joe Biden vor der Präsidentschaftswahl geweigert, rechtsradikale Gruppen zu verurteilen. «Wen soll ich verurteilen?», fragte er Moderator Chris Wallace. «Proud Boys - haltet euch zurück und haltet euch bereit», sagte Trump danach («stand back and stand by»). Trumps Sohn Donald Trump Jr. sagte im Sender CBS, dass sein Vater sich wohl versprochen habe. Die «New York Times» zitierte Präsidentenberater Jason Miller, der sagte, Trump habe deutlich gemacht, dass die Proud Boys Gewalt beenden sollten.

Der Name der Proud Boys wurde zunächst von Biden eingeworfen, Trump griff ihn auf. In der Frage von Moderator Wallace ging es nur allgemein darum, ob er bereit wäre, explizit Gruppen und Milizen zu verurteilen, zu deren Ansichten die Überlegenheit der Weißen gehört. Trump sagte dazu zunächst: «Ich wäre bereit dazu, aber fast alles, was ich sehe, kommt von Links, nicht von Rechts.» Erst als Wallace und Biden nachhakten, ging er auf die Proud Boys ein.

Der Chef der Bürgerrechtsorganisation ADL, Jonathan Greenblatt, sagte, es sei erstaunlich, dass dies die Antwort des Präsidenten auf eine einfache Frage gewesen sei. Trump schulde Amerika eine Entschuldigung und eine Erklärung. Bis Mittwochmorgen (Ortszeit) blieb der Satz von Trump unaufgeklärt.

Die ADL stuft die Proud Boys als unkonventionelle Strömung im rechten amerikanischen Extremismus ein. Die Gruppe könne unter anderem als gewalttätig, nationalistisch und islamophob beschrieben werden, heißt es auf der Seite der ADL. Es sei bekannt, dass Mitglieder gewalttätige Taktiken anwenden. Mehrere Mitglieder seien wegen Gewaltverbrechen verurteilt worden. Die Anführer der Proud Boys weisen Rassismusvorwürfe zurück.

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