Schutz für wandernde Tierarten verbessern

Undatiertes Handout zeigt einen aus dem Wasser springenden Schweinswal. Der Ostsee-Schweinswal bekommt besseren Schutz. Foto: Chrys Mellor/Whale And Dolphin Conservation Via Whales.org/dpa
Undatiertes Handout zeigt einen aus dem Wasser springenden Schweinswal. Der Ostsee-Schweinswal bekommt besseren Schutz. Foto: Chrys Mellor/Whale And Dolphin Conservation Via Whales.org/dpa

SAMARKAND: Schwalben, Wale, Antilopen: Wandernde Tiere sind Nomaden zu Luft, zu Meer und zu Land - und besonders gefährdet. Eine internationale Konferenz vereinbart Maßnahmen zu ihrem besseren Schutz. Das betrifft auch Arten, die in Deutschland vorkommen.

Luchse, Haie, Zugvögel und Schweinswale in der Ostsee - viele Tierarten sollen künftig besser geschützt werden. Darauf einigten sich am Wochenende in Samarkand die 133 Mitgliedsstaaten der Bonner Konvention zum Schutz wandernder Wildtiere (CMS). Bezeichnenderweise trug die am Samstag beendete einwöchige 14. Mitgliedsstaatenkonferenz (COP14), an der Regierungsvertreter, Wissenschaftler und Naturschützer teilnahmen, die Bezeichnung «Natur ohne Grenzen».

Zu Beginn der Konferenz in Usbekistan wurde ein Bericht zur Lage der wandernden Tierarten vorgestellt, der besonders mit Blick auf die Meeresbewohner Anlass zur Sorge gibt. Fast alle - 97 Prozent - in der CMS aufgeführten Fischarten sind demnach vom Aussterben bedroht - unter anderem Haie, Rochen und Störe. Die größten Bedrohungen für diese Arten sind demnach übermäßige Nutzung etwa durch Fischfang sowie Lebensraumverlust durch menschliche Aktivität. Klimawandel, Verschmutzung und invasive Arten hätten ebenfalls negative Auswirkungen, heißt es in dem Bericht.

Es gab aber auch gute Nachrichten in Samarkand: Buckelwalen etwa geht es wieder besser. Und die Maßnahmen zum Schutz der Saiga-Antilope in Zentralasien haben so gut gegriffen, dass die Art sich nicht nur bemerkenswert erholt hat. Das Projekt soll nun als Blaupause dienen für andere Tierarten, deren Zukunft derzeit gar nicht gut aussieht.

Zu den weiteren Themen, die die Delegierten beschäftigten, gehörten insbesondere Herausforderungen durch Beifang in der Fischerei, Plastik in den Ozeanen, aber auch der Schutz vor Überfischung und die Auswirkungen von Tiefseebergbau.

Dieser Bergbau solle nicht betrieben werden, solange keine ausreichenden wissenschaftlichen Informationen zu seinen Folgen für den jeweiligen Lebensraum und die darin lebenden wandernden Arten und deren Nahrung bekannt seien, heißt es unter anderem. Die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) wird aufgefordert, dies bei ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. Diese UN-Behörde vergibt die Lizenzen für Erkundung und Abbau von Bodenschätzen in internationalen Gewässern.

«Diese Entscheidung ist eine klare Botschaft an alle Regierungen der Welt, die Büchse der Pandora des Tiefseebergbaus nicht zu öffnen, solange nicht genügend wissenschaftliche Beweise vorliegen, um negative Auswirkungen auf marine Arten und ihre Lebensräume auszuschließen», erklärte Nicolas Entrup, Leiter der internationalen Zusammenarbeit bei der Umweltorganisation OceanCare.

Eine Woche lang hatten die Delegierten in Samarkand auch über Probleme von Schneeleoparden und Meeresschildkröten beraten - etwa über den höchsten Schutzstatus für den bedrohten Ostsee-Schweinswal und über andere Tiere, die besser geschützt werden sollen. Zu den konkreten Ergebnissen gehört die Verabschiedung eines Aktionsplans zum Schutz der marinen Arten vor der Küste Westafrikas, der die örtlichen Gemeinschaften einbezieht, deren Lebensgrundlage durch die Überfischung bedroht ist.

«Die in Samarkand getroffenen Vereinbarungen sind klare Bekenntnisse der Staaten für striktere und effizientere Schutzmaßnahmen», zog Nicolas Entrup, Leiter der internationalen Zusammenarbeit bei OceanCare, eine positive Bilanz der einwöchigen Konferenz. Die Aufnahme weiterer Arten und Populationen - wie des Ostsee-Schweinswals (Phocoena phocoena), des Eurasischen Luchses (Lynx lynx), des Sandtigerhais (Carcharias taurus) oder des Chilepelikans (Pelecanus thagus) - in die CMS-Listen der vom Aussterben bedrohten oder gefährdeten Arten bedeute einen strengen Schutz, sei aber gleichzeitig auch ein Hinweis auf ihren besorgniserregenden Erhaltungszustand.

«Jetzt ist es wichtig, dass diese Beschlüsse schnell und vollständig in die Praxis umgesetzt sowie gegen den Druck wirtschaftlicher beziehungsweise industrieller Interessengruppen verteidigt werden, um die unzähligen Herausforderungen, mit denen wandernde Arten konfrontiert sind, zu bewältigen», betonte Entrup. Als Beispiel nannte er das Vermeiden von Schiffskollisionen mit Meeresbewohnern.

Zu den Ergebnissen der Konferenz gehört auch eine neue Initiative, um Gebiete, die für wandernde Tierarten wichtig sind, zu identifizieren, zu schützen und zu verbinden. «Connectivity» heißt das Wort, das in Samarkand immer wieder zu hören war. Denn es ist gerade die Zerstörung und Zersplitterung von Lebensräumen, etwa durch Straßenbau oder durch Ausbreitung menschlicher Siedlungen in Gebieten, die Wanderkorridore von Tieren sind, die auf dem Land wandernden Tierarten zu schaffen macht.

«Connectivity» heißt aber auch, dass innerhalb der Initiative unterschiedliche Organisationen zusammenarbeiten wollen, darunter die Konvention für biologische Vielfalt ebenso wie die UN-Konvention gegen Wüstenbildung, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und die Internationale Union für Naturschutz oder die Naturschutzorganisation WWF, um nur einige zu nennen.

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