Graham Nash wird 80 - und singt solo

​«Silberner Faden zerschnitten» 

Der britische Musiker Graham Nash tritt beim Cambridge Folk Festival in der Cherry Hinton Hall auf. Graham Nash hat Musikgeschichte geschrieben. Foto: Keith Mayhew
Der britische Musiker Graham Nash tritt beim Cambridge Folk Festival in der Cherry Hinton Hall auf. Graham Nash hat Musikgeschichte geschrieben. Foto: Keith Mayhew

NEW YORK: Ob mit The Hollies, David Crosby, Stephen Stills und Neil Young, oder solo: Graham Nash hat Musikgeschichte geschrieben. Auch beim legendären Woodstock-Festival. Jetzt wird der Sänger und Gitarrist 80 Jahre alt - und tritt weiter auf, allerdings nicht mehr mit Crosby.

Schon bevor Graham Nash Musik machte, knipste er Fotos. «Als ich elf war, habe ich ein Foto von meiner Mutter gemacht», sagte Nash einmal in einem Interview. «Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich die Dinge anders sehe. Es war nicht nur ein Schnappschuss von meiner Mutter - ich hatte einen Menschen festgehalten, der in Gedanken verloren weit weg war. Seitdem will ich Menschen festhalten.»

Kurz vor seinem 80. Geburtstag am Mittwoch (2. Februar) hat Nash seine besten Fotografien - darunter auch Bilder von prominenten Freunden und Bekannten wie Joni Mitchell, Stephen Stills und Neil Young - erstmals in einem Band versammelt: «A Life in Focus: The Photography of Graham Nash». Er macht auch weiter Musik und hat für 2022 schon dutzende Tour-Daten angekündigt, viele davon Nachhol-Termine von wegen der Pandemie verschobenen Konzerten aus den vergangenen zwei Jahren.

Aber Nash ist solo unterwegs dieser Tage, mit seinen alten Musik-Mitstreitern will er nicht mehr so viel zu tun haben. Besonders mit David Crosby habe er sich zerstritten, sagt Nash. «Wenn der silberne Faden, der die Band zusammenhält, zerschnitten wird, dann ist es sehr schwierig, ihn wieder zusammenzukleben, es funktioniert einfach nicht. Die Dinge, die zwischen und mir und David passiert sind, haben den silbernen Faden zerstört und ich kann ihn einfach nicht wieder reparieren.» Mit Stephen Stills und Neil Young habe er aber weiter viel Kontakt.

Von seiner ersten Gruppe, der Popband The Hollies, hatte sich der 1942 im britischen Blackpool geborene Nash, der inzwischen die britische und die US-Staatsbürgerschaft besitzt, nach zahlreichen Erfolgen schon Ende der 60er Jahre getrennt. Danach gründete er mit Crosby und Stills die Band Crosby, Stills and Nash. Sie traten unter anderem beim legendären Woodstock-Festival auf und feierten mit Songs wie «Teach Your Children», «Just a Song Before I Go» oder «Wasted on the Way» große Erfolge. Auch Young war häufig dabei.

Später war Nash viel solo unterwegs - und vor einigen Jahren krempelte er endgültig sein Leben um: Nach fast 40 Jahren Ehe trennte er sich von seiner zweiten Frau Susan Sennett, mit der er drei erwachsene Kinder hat, und zog von Hawaii nach New York zu seiner neuen Freundin Amy Grantham, die er 2019 heiratete. Auslöser für all die Veränderungen sei die Veröffentlichung seiner Autobiografie «Wild Tales» 2013 gewesen, sagte Nash einmal dem US-Musikmagazin «Rolling Stone». «Nachdem die herausgekommen war, begann ich wirklich zu absorbieren, was ich mit meinem Leben gemacht hatte. Die Dinge, von denen ich dachte, dass sie mich am glücklichsten machen, haben das eigentlich gar nicht getan. Also habe ich mir gesagt: Wie lange lebe ich noch? Ich kann das so weitermachen, oder meinem Herzen folgen.»

Während des ganzen «emotionalen Chaos» in seinem Leben habe er «geschrieben und geschrieben», sagt Nash, der einst auch kurz mit der kanadischen Sängerin Joni Mitchell liiert war. Daraus entstand 2016 das Soloalbum «This Path Tonight».

Ganz ausschließen will Nash eine Wiedervereinigung der Band mit Crosby, Stills und Young dann aber doch auch nicht. «Wenn Crosby zu mir käme und vier Songs spielen würde, die mich umhauen - was sollte ich dann anderes machen als Musiker, egal wie sauer wir aufeinander sind?» Die gemeinsame Musik vermisse er schon. «Aber auch wenn wir nie wieder eine Note zusammen singen - schaut euch an, was wir in 50 Jahren gemacht haben. Nicht schlecht.»

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