Scholz verteidigt Merkels Russland-Politik

​Aber nur teilweise

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)
Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)

BERLIN: Steinmeier hat Fehler in seiner Russland-Politik früherer Jahre eingeräumt, Merkel hat ihren Kurs verteidigt. Was ist eigentlich mit Kanzler Scholz? Er nimmt Merkel in Schutz, aber nicht so ganz. Sich selbst macht er zumindest keine direkten Vorwürfe.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Aussöhnungspolitik seiner Vorgängerin Angela Merkel (CDU) mit Russland grundsätzlich verteidigt. «Der Versuch einer Aussöhnung kann nie falsch sein und der Versuch, friedlich miteinander zurechtzukommen, auch nicht», sagte Scholz in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Da sehe ich mich eng an der Seite meiner Vorgängerin.»

Ganz anders bewertete der SPD-Politiker die Energiepolitik gegenüber Russland in den letzten Jahren. «Ein Fehler der deutschen Wirtschaftspolitik war es aber, dass wir unsere Energieversorgung zu sehr auf Russland konzentriert haben, ohne die nötige Infrastruktur zu bauen, dass wir im Falle eines Falles schnell umsteuern können», sagte er. Er selbst habe sich als Hamburger Bürgermeister allerdings dafür eingesetzt, an der norddeutschen Küste Flüssiggas-Terminals zu bauen, um diese Lücke zu füllen. «Nun müssen wir das rasch nachholen.»

Scholz: Mit Merkel «immer gut zusammengearbeitet»

Auf die Frage, ob das heiße, dass er keine Fehler in der Russland-Politik gemacht habe, Merkel aber schon, sagte Scholz: «Das ist eine unzulässige Verkürzung meiner Antwort. Mit der früheren Bundeskanzlerin habe ich immer gut zusammengearbeitet, und ich sehe keinen Anlass, das im Nachhinein infrage zu stellen.»

Scholz war von 2018 bis 2021 fast vier Jahre lang Merkels Vizekanzler und Finanzminister und gehörte ihrem Kabinett auch zwischen 2007 und 2009 schon als Arbeitsminister an. Die Gas-Pipeline Nord Stream 2 hatte er auch nach seiner Vereidigung als Kanzler noch als «privatwirtschaftliches Vorhaben» verteidigt und die behördliche Entscheidung über die Inbetriebnahme als «ganz unpolitisch» bezeichnet. Die Reißleine zog er erst zwei Tage vor Beginn des Ukraine-Kriegs.

Merkel: Habe an «Verbindung durch Handel» geglaubt

Merkel hatte vor zwei Wochen in einem ersten Interview nach der Amtsübergabe an Scholz ihre viel kritisierte Russland-Politik verteidigt und eine Entschuldigung abgelehnt. In einem am Samstag veröffentlichten Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland bekräftigte sie diese Haltung - auch was die Energiepolitik angeht. «Ich habe nicht an Wandel durch Handel geglaubt, aber an Verbindung durch Handel, und zwar mit der zweitgrößten Atommacht der Welt», sagte sie.

Es sei aber keine einfache Entscheidung gewesen. «Die damalige These lautete: Wenn Nord Stream 2 in Betrieb ist, wird (Russlands Präsident Wladimir) Putin durch die Ukraine kein Gas mehr liefern oder sie sogar angreifen.» Der Westen habe aber dafür gesorgt, dass Gas trotzdem durch die Ukraine geleitet worden sei. «Die deutsche Wirtschaft hatte sich damals für den leitungsgebundenen Gastransport aus Russland entschieden, weil das ökonomisch billiger war als Flüssiggas aus Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten und später auch aus den USA», erklärte Merkel.

Scholz verteidigt Merkels Nato-Entscheidung: «Das wusste jeder»

Bereits mehrfach hat Merkel ihre Entscheidung gerechtfertigt, sich 2008 auf dem Gipfel in Bukarest gegen einen Nato-Beitrittsprozess für die Ukraine gestellt zu haben. Auch in diesem Punkt ist Scholz mit ihr einig. «Die Kriterien für einen Beitritt zur Nato müssen von jedem Staat, der dem Bündnis beitreten möchte, erfüllt werden. Ein Beitritt der Ukraine zur Nato stand nicht an», sagte er der dpa. «Das wusste jeder, im Übrigen auch der russische Präsident. Umso absurder ist es, dass Putin seinen Überfall auf die Ukraine unter anderem damit begründet hat, irgendwann könnte die Ukraine irgendwie plötzlich doch dort landen.» Dabei sei klar gewesen, dass das auf absehbare Zeit überhaupt kein Thema sein würde.

Steinmeier räumte persönliche Fehler ein: «Da habe ich mich geirrt»

Persönliche Fehler in der Russland-Politik räumen also weder Merkel noch Scholz ein - anders als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Der hatte sich Anfang April sehr selbstkritisch zu seiner Rolle in der Energiepolitik als Kanzleramtschef von Gerhard Schröder und als Außenminister unter Merkel geäußert. «Mein Festhalten an Nord Stream 2, das war eindeutig ein Fehler. Wir haben an Brücken festgehalten, an die Russland nicht mehr geglaubt hat und vor denen unsere Partner uns gewarnt haben.»

Auch in Putin habe er sich getäuscht, sagte Steinmeier. «Meine Einschätzung war, dass Wladimir Putin nicht den kompletten wirtschaftlichen, politischen und moralischen Ruin seines Landes für seinen imperialen Wahn in Kauf nehmen würde. Da habe ich mich, wie andere auch, geirrt.» Wen er mit den anderen meint, sagte Steinmeier nicht.

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Bernd Lange 22.06.22 00:10
@Gitter--ich hab ne Heimat-Deutschland--
aber nicht unter sozialistischer-kommunistischer Knute--sondern im freien Willen und Denken--das nennt man dann Demokratie--weit weg von SPD und ESKENS
Peter Joe 21.06.22 23:05
Und alle sind gluecklich
Politisch muss alles unterstuetzt und weitergefuehrt werden, damit nicht die meisten Politiker zurueck treten muessen. Experten unterstuetzen das alles die sich auch geirrt haben.
Thomas Gittner 21.06.22 18:20
@Lange jetzt fehlt...
..nur noch die Dolchstoßlegende, und das Zitat zeigt doch schon ihre politische Heimat.
Bernd Lange 21.06.22 18:00
@Gittner- eine Regierung wird an ihren zeitnahen
Erfolgen gemessen und nicht mehre Jahrhunderte in der Vergangenheit--wo die SPD auch schon jämmerlich versagt hat--"Wer hat uns verraten, Sozialdemokraten"!!!
Strauss 21.06.22 04:00
glaube nicht, dass die Grünen Scholz bremsen...
Habeck wäre schon lange mit den Leos als Unterstützung aufgefahren.
Das ist auch ein Problem mit Frankreich zusammen.Macron bröckelt. Ware dort einer mit Merz zusammen, die könnten auch Dragi überzeugen.
Schon beim ersten Truppenaufmarsch der Russen hätten mal 30 Stück Eurofigther über deren Panzer herbrausen sollen, und Putin gleich mit einem Atom-schlag drohen. So hätten sie gar nie gewagt einen brutalen Krieg gegen die Ukraine anzufangen.
Thomas Gittner 21.06.22 02:10
@ B.L.....selten so....
...einen kompletten Qutasch gelesen, befassen Sie sich mal lieber mit der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und der Geschichte der SPD bevor Sie hier ihren alten geschichtsverfälschten Müll von sich geben...........
Bernd Lange 20.06.22 23:30
Scholz gehört der SPD an, wo esim inneren
immer noch heißt die Partei hat immer Recht--das is die superrote Eskens und die andern oberen in der Partei--die bestimmen den Kurs-daraus folgt die Zurückhaltung von Scholz--er is der Befehlsempfänger der Ultralinken in der SPD und lässt sich von Putin veralbern und glaubt immer noch an Verhandlungen--zwischen einem Schwachen und einem Starken--und weigert sich die Ukraine gegenüber Russland
verhanlungsfähig, stark zu machen-Die ROTE-SPD wird immer an seinen roten Bruder hängen--Siehe Parteiführung--Gewählt is die Partei--Scholz ihr Handlanger!
Klaus Olbrich 20.06.22 13:40
Hobbykanzler Scholz weiss selbst nicht was er da redet. Im Nachhinein kommt jetzt raus was fuer einen Mist die Merkel nicht verhindert und selbst auch praktiziert hat.
Was soll der Scholz auch sagen
Strauss 20.06.22 12:50
Wer gleich mehrmals die selben Fehler macht...
wird nochmals zur Welt kommen.