ISTANBUL/WIEN (dpa) - Der Chef der Schlepperbekämpfung im österreichischen Bundeskriminalamt, Gerald Tatzgern, warnt mit Blick auf neue Fluchtbewegungen vor einer sehr sensiblen Situation auf dem Balkan und in der Türkei.
«Ich will das nicht überdramatisieren, aber wenn man sich die Lage speziell in der Türkei ansieht, wo mehrere Millionen Flüchtlinge noch anwesend sind, dann ist das eine sehr bedrohliche Situation», sagte Tatzgern dem österreichischen Radiosender Ö1 am Freitag. Die Lage stehe «Spitz auf Kopf».
Auf dem Balkan und in Griechenland befinden sich laut Tatzgern derzeit rund 60.000 Flüchtlinge. «Die griechisch-bulgarische Grenze ist relativ stark bewacht, auch die griechisch-türkische Grenze. Das heißt, die Schlepper suchen sich neue Wege auch über Albanien.»
Um den Kampf gegen Schleuser voranzubringen, forderte Tatzgern eine Unterstützung des Balkans unter anderem bei der Versorgung der Menschen. Ansonsten würden immer mehr Menschen die Region verlassen wollen und damit das Geschäft der Schleuser fördern. «Wir merken jetzt schon, dass es Preisverhandlungen gibt, das vielleicht für ein paar Hundert Euro die Leute bereit sind, andere wieder in Verstecke nach Österreich oder Deutschland zu bringen.»