Erste Gäste in der Kirche

​Royal-Fans am Krönungstag in Feierlaune

Der britische König Charles III. und seine Gemahlin Camilla verlassen den Buckingham Palast und gehen zur Krönungszeremonie in die Westminster Abbey in London. Foto: epa/epa-efe/neil Hall
Der britische König Charles III. und seine Gemahlin Camilla verlassen den Buckingham Palast und gehen zur Krönungszeremonie in die Westminster Abbey in London. Foto: epa/epa-efe/neil Hall

LONDON: Die Krönungszeremonie ist das Ereignis des Jahres im Vereinigten Königreich. Zehntausende eilen in die Londoner Innenstadt, um dabei zu sein, Promis versammeln sich in der Kirche. Es gibt aber auch Kritik am Pomp und Glanz - und Protest.

Vor der Krönung von König Charles III. und Königin Camilla herrscht in London unter den Royal-Fans Feierlaune. Schon Stunden vor Beginn des Gottesdienstes versammelten sich Hunderte geladene Gäste in der Westminster Abbey - unter ihnen Popstar Katy Perry, Schauspielerin Emma Thompson, US-First Lady Jill Biden und der US-Klimabeauftragte John Kerry. Beispielsweise die gekrönten Häupter und die Mitglieder der britischen Königsfamilie wurden aber erst kurz vor Beginn erwartet.

Unterdessen strömten Zehntausende Fans ins Zentrum von London, um einen Blick auf das Königspaar zu erhaschen, das am Vormittag in einer reich verzierten Kutsche vom Buckingham Palast zur Westminster Abbey fahren wird.

Charles ist bereits seit dem Tod seiner Mutter am 8. September 2022 König. Die Krönung symbolisiert lediglich seine Amtsübernahme. Es ist die erste Krönung eines britischen Monarchen seit 70 und die erste eines Königs seit 86 Jahren.

Kurzfristig wurde noch eine umstrittene Stelle des Gottesdienstes geändert. Die Church of England hatte die Bevölkerung zu einem öffentlichen Treueschwur aufgerufen - was auf Kritik stieß. Der Erzbischof von Canterbury als geistliches Oberhaupt der Anglikanischen Kirche wird die Gemeinde nun «einladen», dem Monarchen ihre Unterstützung zu zeigen. Zunächst hatte es geheißen, er werde die Menschen in der Westminster Abbey sowie die Millionen an den Bildschirmen «aufrufen», dem König lautstark die Treue zu schwören. Diese Neuerung war als spaltend und anachronistisch kritisiert worden.

Bereits rund anderthalb Stunden vor Beginn der Prozession die Route für Schaulustige voll. Auf Leuchttafeln stand am Samstagvormittag «Processional Route full». Bei der Prozession, die um 11.20 Uhr (MESZ) am Buckingham-Palast starten soll, werden König Charles III. und Königin Camilla in der modernen «Diamond Jubilee State Coach» kutschiert. Sie soll um 11.53 Uhr (MESZ) an der Westminster Abbey ankommen, in der das Königspaar dann gekrönt wird.

Bei der Prozession, die um 11.20 Uhr (MESZ) am Buckingham-Palast starten soll, wird das Königspaar in der modernen «Diamond Jubilee State Coach» kutschiert. Sie soll um 11.53 Uhr (MESZ) an der Kirche ankommen, in der Charles und Camilla dann gekrönt werden. Mehr als 2300 Gäste werden den Gottesdienst in der Kirche verfolgen, dazu Millionen an den Bildschirmen. Erwartet werden Vertreter aus 203 Ländern, davon etwa 100 Staatschefs. Für Deutschland nimmt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil.

Die berühmte Kirche, in der im September das Staatsbegräbnis für Charles' Mutter Queen Elizabeth II. stattfand, öffnet ihre Türen bereits Stunden vor Beginn der Zeremonie. Dort nimmt der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, den 74-jährigen Charles und die 75-jährige Camilla später in Empfang.

Der Gottesdienst folgt jahrhundertealten Traditionen. Höhepunkte sind die Salbung des Königs mit geweihtem Öl, die wegen ihrer sakralen Bedeutung als einziger Moment nicht von Kameras erfasst wird, und bald darauf die Krönung selbst. Dabei setzt der Erzbischof dem Monarchen die schwere, goldene Edwardskrone aufs Haupt. Anschließend schwören der Geistliche sowie Thronfolger Prinz William Charles die Treue. Nach Charles wird in einer kürzeren Zeremonie auch Camilla gekrönt.

Mit großem Pomp und begleitet von Tausenden Militärangehörigen kehrt das Paar anschließend in einer weiteren, der Goldenen Staatskutsche, zum Buckingham-Palast zurück. Dort zeigen sich die beiden gemeinsam mit dem engsten Familienkreis vom Balkon aus dem Volk. Charles' jüngerer Sohn Prinz Harry und sein Bruder Prinz Andrew, die an der Krönung teilnehmen, werden dann nicht dabei sein. Sie haben vor Jahren ihre royalen Pflichten abgelegt.

Im Vergleich zur Krönung seiner Mutter Queen Elizabeth II. vor 70 Jahren gibt es bei Charles einige Änderungen. So waren 1953 etwa mit gut 8000 Gästen deutlich mehr Menschen dabei. Die Prozessionsroute von der Kirche zurück zum Buckingham-Palast war damals zudem viel länger. Charles will die Monarchie verschlanken.

Allerdings gibt es Kritik, die Kosten aus der Staatskasse von rund 250 Millionen Pfund (286 Millionen Euro) für Sicherheit und Zeremonie seien angesichts steigender Preise für Energie und Lebensmittel viel zu hoch. Umfragen zufolge interessiert sich zudem eine Mehrheit der Menschen im Vereinigten Königreich nicht für die Krönung.

Unter den Wartenden im Londoner Stadtzentrum versammelte sich am Morgen auch eine kleine Gruppe von antimonarchistischen Demonstranten. Einige trugen ein großes Transparent, auf dem «Schafft die Monarchie ab» stand. Nach Angaben von Aktivisten wurden bei Protesten sechs Menschen festgenommen. Darunter sei auch der Chef der Organisation Republic, Graham Smith, sagte der Aktivist Luke Whiting der britischen Nachrichtenagentur PA. Fotos und Videos der Bewegung Alliance of European Republican Movements auf Twitter zeigten, wie Polizisten die Dokumente einiger Menschen prüften.

Für die Festnahmen habe die Polizei keine Begründung genannt, sagte Whiting. Vermutlich hätten sich die Sicherheitskräfte an einem mitgebrachten Megafon gestört. Die britische Regierung hat das Demonstrationsrecht in letzter Zeit stark verschärft. So können Polizisten Kundgebungen bereits unterbinden, wenn sie davon schwere Störungen der Öffentlichkeit befürchten.

Jubel, Feierstimmung und Protest zur Krönung in London

Promi-Auflauf in der Westminster Abbey. Zur Krönung von König Charles und Königin Camilla versammelt sich Prominenz aus der ganzen Welt. Doch nicht jeder freut sich über das Monarchie-Ereignis. Es gibt auch Protest und Kritik an der Londoner Polizei.

Prominente aus Politik, Showbusiness und Adel, Zehntausende Royal-Fans aber auch Protest gegen die Monarchie: Zur Krönung von König Charles III und Königin Camilla sind Hunderte geladene Gäste in der Westminster Abbey zusammengekommen. Zehntausende Menschen säumten am Samstag die Straßen Londons, um einen Blick auf das Königspaar zu erhaschen und zeigten sich in Feierlaune. Doch es gab auch Protest von Monarchie-Gegnern. Mehrere Mitglieder der Gruppe Republic wurden festgenommen, wie Aktivisten mitteilten. Am Zeitplan änderte dieser Zwischenfall zunächst nichts: Pünktlich um 11.23 Uhr MESZ startete die Kutsche mit dem Königspaar bei leichtem Nieselregen vom Buckingham-Palast zur Westminster Abbey.

Dazu wurde eine Kurzfassung der Nationalhymne «God Save The King» gespielt. Das Paar legt die gut zwei Kilometer lange Strecke gezogen von sechs weißen Pferden in der Diamond Jubilee State Coach zurück. Das Paar soll um 11.53 Uhr (MESZ) an der Kirche ankommen, in der es dann gekrönt wird. Charles ist bereits seit dem Tod seiner Mutter am 8. September 2022 König. Die Krönung symbolisiert lediglich seine Amtsübernahme. Es ist die erste Krönung eines britischen Monarchen seit 70 und die erste eines Königs seit 86 Jahren.

In der Westminster Abbey trafen unterdessen zahlreiche prominente Gäste ein. Unter ihnen waren der französische Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, der kanadische Premierminister Justin Trudeau, die ehemaligen britischen Premierminister Boris Johnson, Tony Blair und Liz Truss, US-First Lady Jill Biden, der US-Klimabeauftragte John Kerry und die Frau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Olena Selenska. Prinz Harry kam allein zu der Zeremonie, seine Frau Meghan blieb mit den beiden Kindern in den USA.

Auch Popstars wie Katy Perry und Lionel Richie waren zu Gast bei der Zeremonie. Beide sollten auch am Sonntagabend beim Krönungskonzert auf der Bühne stehen.

Die Länge der Krönungsprozession für König Charles III. beträgt nur rund ein Viertel der Strecke, die seine Mutter Queen Elizabeth II. vor 70 Jahren zurücklegte. Für die langsame Fahrt über 1,42 Meilen (2,3 Kilometern) von der Westminster Abbey zum Buckingham-Palast sind exakt 33 Minuten vorgesehen. Der «Königsprozession» genannte Hinweg folgt der gleichen Route und soll genauso lange dauern.

Wenn der Gottesdienst in der Westminster Abbey am 6. Mai um 14.00 Uhr (MESZ) endet, werden der Monarch und Königsgemahlin Camilla mit der Goldenen Staatskutsche zunächst am Parlament vorbei auf die Straße Whitehall gefahren, die durch das Regierungsviertel Westminster zum Trafalgar Square führt. Vorbei an der berühmten Statue von Admiral Nelson geht es dann nach links durch den Triumphbogen Admiralty Arch auf die Prachtstraße The Mall, die entlang dem St. James's Park zum Buckingham-Palast führt.

Die deutlich verkürzte Prozession soll die von Charles angestrebte Verschlankung der Monarchie widerspiegeln. Dennoch nutzten Monarchie-Gegner den Tag für Protest. Die Festnahmen wurden umgehend von Human Rights Watch scharf kritisiert. «Dies ist etwas, das man in Moskau erwarten würde, aber nicht in London», sagte die Chefin der britischen Niederlassung der Menschenrechtsorganisation, Yasmine Ahmed, am Samstag einer Mitteilung zufolge. «Friedliche Proteste erlauben es den Menschen, die Mächtigen zur Verantwortung zu ziehen. Das ist etwas, dem die britische Regierung offenbar zunehmend abgeneigt zu sein scheint.»

Der Bürgerrechtler Peter Tatchell twitterte, die Polizei habe riesige Absperrungen errichtet, um Monarchie-kritische Transparente zu verdecken. «Das Recht auf friedlichen Protest unterdrückt. Schande!» Die Londoner Polizei hatte ein rigoroses Vorgehen gegen Menschen angekündigt, die aus ihrer Sicht die Krönung stören wollen.

Der Gottesdienst folgt jahrhundertealten Traditionen. Höhepunkte sind die Salbung des Königs mit geweihtem Öl, die wegen ihrer sakralen Bedeutung als einziger Moment nicht von Kameras erfasst wird, und bald darauf die Krönung selbst. Dabei setzt der Erzbischof dem Monarchen die schwere, goldene Edwardskrone aufs Haupt. Anschließend schwören der Geistliche sowie Thronfolger Prinz William Charles die Treue. Nach Charles wird in einer kürzeren Zeremonie auch Camilla gekrönt.

Wer einen guten Blick auf die Prozession haben wollte, musste bereits am frühen Morgen seinen Platz an der Prachtstraße The Mall sichern. Eine Frau rief aus den hinteren Reihen: "Wäre es wohl sehr dreist, sich weiter nach vorne durchzudrängeln? Oder wäre das nicht mit britischen Werten vereinbar?«

Die Londoner Familien Salisbury und Savident - bestens ausgestattet mit Picknickstühlen und Regenschutz und selbst zubereiteter Coronation Quiche - machten es sich einige Meter weiter gemütlich und gönnten sich kurz vor 8.00 Uhr am Morgen den ersten Sekt. Zwei Freundinnen - von oben bis unten in Union Jacks eingehüllt - konnte auch der angekündigte Regen nicht schocken. «Es ist ein britischer Feiertag, natürlich wird es regnen!»

Westminster Abbey in London

Westminster Abbey ist seit fast 1000 Jahren die Krönungsstätte englischer Königinnen und Könige - seit William dem Eroberer am 25. Dezember 1066. Lange diente die Kirche auch als Ruhestätte: 17 Monarchen liegen hier begraben, darunter Queen Elizabeth I. Bekannt ist die Abtei für ihr beeindruckendes Kirchenschiff, die himmelhohe Gewölbedecke und den schwarz-weiß karierten Boden.

Mitte des 10. Jahrhunderts nutzten Benediktinermönche die Stelle, auf der nun die Abbey steht. Die aktuelle Kirche, mit deren Bau 1245 unter König Heinrich III. begonnen wurde, gilt als eines der bedeutendsten gotischen Bauwerke des Landes. Die Abbey heißt offiziell Collegiate Church of St. Peter, Westminster (Stiftskirche des Kollegiatstifts St. Peter, Westminster). Sie untersteht als Eigenkirche (royal peculiar) direkt dem Monarchen, weshalb der Dekan von Westminster vom König ernannt wird.

Charles III. ist bereits der 40. Herrscher, dem hier die Krone aufs Haupt gesetzt wird. Es ist allerdings erst die 39. Krönung - 1689 wurden William III. und Mary II. in einer Doppelzeremonie gekrönt. Zwei Ausnahmen gibt es: Der junge Edward V. wurde vor seiner Krönung im Tower festgesetzt und dort vermutlich ermordet, Edward VIII. dankte 1936 wegen seiner Beziehung zur bürgerlichen Wallis Simpson ab. Die für ihn vorgesehene Zeremonie fand dennoch statt - allerdings mit seinem Bruder George VI., dem Großvater von Charles.

Für die Royal Family ist Westminster Abbey ein bedeutender Ort. Hier heiratete Queen Elizabeth II. 1947, wurde sie 1953 gekrönt, und fand 2022 das Staatsbegräbnis für sie statt. Zudem gab es weitere royale Hochzeiten wie 2011 von Queen-Enkel Prinz William und Prinzessin Kate, auch die Eltern von Queen Elizabeth und ihre Schwester Margaret oder Charles' Schwester Prinzessin Anne und sein Bruder Prinz Andrew heirateten in der Abbey. Ebenso fanden hier die Trauerfeiern für Elizabeths Mutter - der «Queen Mum» - sowie Prinzessin Diana statt.

Insgesamt sind mehr als 3300 Menschen in der Westminster Abbey beigesetzt, darunter etwa Charles Darwin, Isaac Newton und Stephen Hawking. In der «Poets' Corner» (Dichterecke) im südlichen Querschiff befinden sich die Gräber oder Denkmäler von mehr als 100 literarischen Persönlichkeiten wie William Shakespeare, Jane Austen, den Bronte-Schwestern und Charles Dickens. Nahe dem Westtor liegt das Grab des Unbekannten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg als Symbol für die britischen Kriegstoten.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.