Wein als Inspiration und Krücke

​Rilke, Hesse und Dürrenmatt  

Grafik: DER FARANG
Grafik: DER FARANG

NEUENBURG: Ist Wein eine künstlerische Inspirationsquelle oder eher ein Mittel zur Selbstbefreiung? Das Museum Centre Dürrenmatt Neuchâtel (Neuenburg) in der Schweiz spürt dieser Frage mit Hilfe von drei Künstlern nach. Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse und Friedrich Dürrenmatt haben alle drei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Schweizer Weinregionen gelebt: Rilke (1875-1926) im Wallis, Hesse (1877-1962) im Tessin und Dürrenmatt (1921-1990) am Neuenburger See. Der Wein hatte für sie sehr unterschiedliche Bedeutung. Die Ausstellung läuft vom 3. Februar bis zum 19. Mai.

Dürrenmatt («Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken!») porträtierte Freunde oft mit Weingläsern. Er ist vielerorts eher wegen seiner Dramen bekannt («Besuch der alten Dame», «Die Physiker», «Der Richter und sein Henker»). Auch darin lässt er die Wahrheit oft erst im Weinrausch ans Licht kommen.

Hesse, so die Ausstellungsmacher, überdeckte mit ausgiebigem Weingenuss die Angst vor dem Tod. Er habe den Wein als Krücke genutzt, um das Leben zu ertragen. Ganz anders Rilke, der dem Alkohol in jungen Jahren abschwor. Für ihn habe die Bedeutung nicht im persönlichen Genuss gelegen, sondern in dessen metaphorisch-poetischen Möglichkeiten.

Die Ausstellung zeigt zahlreiche Zitate, Fotografien, Zeichnungen und persönliche Gegenstände. Sie wurde zusammen mit dem Museum Hermann Hesse und der Fondation Rilke entwickelt und war im Tessin und im Wallis bereits zu sehen.

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