Attentat auf Obersten Richter im Tschad vereitelt

Der Präsident des Tschad, Idriss Deby Itno, in Jerusalem. Foto: epa/Abir Sultan
Der Präsident des Tschad, Idriss Deby Itno, in Jerusalem. Foto: epa/Abir Sultan

N'DJAMENA: Regierungskräfte des Sahelstaats gehen gegen Oppositionelle vor, denen sie ein Attentat zur Last legen. Erst am Vortag hatte Militärmachthaber Déby Itno den lang erwarteten Wahltermin verkündet.

Im zentralafrikanischen Tschad haben Sicherheitskräfte Regierungsangaben zufolge ein Attentat auf den Präsidenten des Obersten Gerichtshofs vereiteln können. Der Attentatsversuch sei vom Finanzsekretär der Oppositionspartei Sozialistische Partei ohne Grenzen (PSF) in der Hauptstadt N'Djamena verübt worden, sagte Regierungssprecher Abderaman Koulamallah am Mittwoch in einer Mitteilung. Der Finanzsekretär sei umgehend festgenommen worden. Die Festnahme löste gewalttätige Zusammenstöße zwischen Anhängern der Oppositionspartei und Regierungskräften aus, die am Mittwoch Medienberichten zufolge zu Schüssen im Zentrum von N'Djamena führten.

Koumallahs Mitteilung zufolge sollen Komplizen des Finanzsekretärs, die ebenfalls der PSF angehörten, kurz nach dessen Festnahme das Gebäude der Nationalen Sicherheitsbehörde angegriffen haben. Unter den Angreifern sei auch der Vorsitzende der Oppositionspartei, Yaya Dillo, gewesen. Es sei zu Gefechten zwischen den Angreifern und Sicherheitskräften mit mehreren Toten gekommen. Eine genaue Opferzahl gab er nicht bekannt. Einige der Angreifer seien festgenommen worden; nach anderen fahnde man noch. Die Lage sei am Mittwochmorgen aber wieder unter Kontrolle. Das Onlineportal TchadOne berichtete mit Verweis auf Militärquellen, die Regierung befürchte eine «Meuterei».

Im Laufe des Mittwochs kam es nach Medienberichten erneut zu Gewalt in N'Djamena. Nach Angaben von TchadOne, die von der britischen Organisation Netblocks bestätigt wurden, wurden Internet- und Telefonverbindungen eingeschränkt. TchadOne veröffentlichte Videos, auf denen Schüsse in den Straßen der Hauptstadt zu hören waren, und berichtete von Kämpfen zwischen Regierungskräften und Anhängern der PSF, bei denen es Verletzte und Toten gegeben haben soll. Der französische Radiosender RFI berichtete unter Verweis auf die Regierung, dass die Behörden das Hauptquartier der Partei umstellt hätten und versuchten, unter anderem Parteichef Yaya Dillo festzunehmen. Die Gesuchten hätten sich verbarrikadiert. Ein Minister dementierte bei RFI, dass es Opfer gegeben habe.

Am Dienstagabend hatte die Wahlkommission das Datum für die Präsidentschaftswahl bekanntgegeben, die für den 6. Mai angesetzt ist. Das Land in der Sahelzone mit rund 18 Millionen Einwohnern wird seit 2021 vom Militärkommandanten Mahamat Idriss Déby Itno regiert, der nach dem Tod seines Vaters, Langzeitherrscher Idriss Déby, die Macht übernahm. Mahamat Idriss Déby Itno setzte die Verfassung außer Kraft und löste Institutionen auf. Im Herbst 2022 wurden Demonstrationen der Opposition blutig niedergeschlagen. Ende 2023 wurde im Tschad eine neue Verfassung angenommen, die einen zentral regierten Staat schaffen soll.

Das zwischen dem Niger und dem Sudan gelegene Land ist für dessen frühere Kolonialmacht Frankreich der letzte strategische Partner in der Sahelzone, nachdem Frankreichs Truppen den Niger nach einem Militärputsch verlassen mussten.

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