Vatikan: Keine Abstimmung über Gremium Synode

Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz. Foto: epa/Jens Schlueter
Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz. Foto: epa/Jens Schlueter

ROM/AUGSBURG: Erneut bekommen die deutschen Bischöfe Post aus dem Vatikan. Eine wichtige Abstimmung auf der Vollversammlung zum Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland wird deswegen abgesetzt.

Erneut hat sich der Vatikan skeptisch über den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland geäußert - und diesem einen herben Dämpfer versetzt. In einem Brief aus Rom wurde die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) kurz vor ihrer Vollversammlung in Augsburg an diesem Montag aufgefordert, eine wichtige Abstimmung von der Tagesordnung zu streichen. Unter dem Druck aus dem Vatikan hat die Bischofskonferenz nun kurzfristig die Tagesordnung geändert.

Der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, sagte am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur, der Vorsitzende Georg Bätzing sei der Bitte nachgekommen und habe den Punkt gestrichen. «Alles weitere wird sich während der Vollversammlung in Augsburg zeigen.» Zuvor hatten mehrere katholische Medien über das Schreiben berichtet.

In dem Brief, der auch dpa vorliegt, wird gebeten, dass die deutschen Bischöfe nicht über die Satzung des sogenannten Synodalen Ausschusses abstimmen. Dieser Ausschuss ist Teil des Reformprojekts Synodaler Weg und soll später in einen Rat münden, in dem Bischöfe und katholische Laien weiter über Mitbestimmung, Frauenrechte, Vielfalt und andere Themen beraten sollen. Mehrfach hatte sich der Vatikan skeptisch über dieses Gremium geäußert.

Die deutschen Bischöfe sollten zunächst Gespräche in Rom abwarten, hieß es in dem Brief weiter. Demnächst steht demnach eine erneute Begegnung zwischen Vertretern der Römischen Kurie sowie der Bischofskonferenz an. Außerdem sei ein Organ wie der Synodale Rat im geltenden Kirchenrecht nicht vorgesehen, so dass ein Beschluss der DBK über die Einrichtung eines solchen Rates ungültig wäre. Sollte ein Statut verabschiedet werden, stelle sich die Frage nach dem Sinn weiterer Treffen zwischen Rom und Deutschland sowie grundsätzlich des laufenden Dialogprozesses, hieß es in dem Schreiben weiter.

Das Schreiben wurde von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sowie dem Präfekten des Glaubensdikasteriums, Victor Manuel Fernandez, und dem Präfekten des Dikasteriums für Bischöfe, Robert Prevost, unterschrieben. Bereits vor mehr als einem Jahr schrieben sie an die deutschen Bischöfe, um ausdrücklich im Namen von Papst Franziskus zu bitten, die Einrichtung eines solchen Rates nicht weiterzuverfolgen.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Dachorganisation der mehr als 20 Millionen Laien äußerte sich irritiert. Die Verhinderung der Abstimmung bedeute eine weitere Verzögerung der dringend notwendigen Reformen in der Kirche, sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp laut Mitteilung. Man erwarte, dass der Synodale Ausschuss im Sommer arbeitsfähig ist. Zudem sollen die Bischöfe in den Gesprächen mit Rom ihren Standpunkt und die Dringlichkeit des Reformprozesses klarmachen.

Die katholische Reformgruppe «Wir sind Kirche» bezeichnete die Bitten des Vatikans an die deutschen Bischöfe als «irrlichternde Botschaften». Es sei unverständlich, wieso trotz Papst Franziskus' Aufrufen zu Synodalität und Dialog die Reformbemühungen in Deutschland ausgebremst würden.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.