Tirol wird wegen Corona-Krise komplett unter Quarantäne gestellt

Foto: epa/Christian Bruna
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INNSBRUCK: Das gesamte österreichische Bundesland Tirol wird ab Mitternacht wegen der Ausbreitung des Coronavirus unter Quarantäne gestellt. «Wir erlassen Quarantäneverordnungen für alle 279 Tiroler Gemeinden. Das bedeutet: Die Gemeinde darf nur dann verlassen werden, wenn es um die Deckung der Grundversorgung geht, um die Daseinsvorsorge oder um zur Arbeit zu kommen - und dann nur zum nächstgelegenen Ort», teilte Tirols Landeschef Günther Platter am Mittwochabend via Facebook mit. «Sofern es einen Arzt, eine Apotheke, einen Lebensmittelhandel und eine Bank im Ort gibt, darf die Gemeinde für diese Zwecke nicht verlassen werden.»

Tirol wird sich zudem als einzelnes Bundesland noch stärker von seinen Nachbarn isolieren. «Das heißt, dass nur jene nach Tirol einreisen können, die in Tirol zu Hause sind oder in der kritischen Infrastruktur oder Versorgung arbeiten», schrieb Platter bei Facebook. Der Warenverkehr sei unter bestimmten Voraussetzungen gestattet. «Dass sich Tirol selbst isoliert, ist absolut notwendig. Weil wir verhindern wollen, dass einerseits das Virus von Tirol aus weiterverbreitet wird und wir uns andererseits auch zusätzlich schützen können.»

In Tirol wurden laut dem Landeschef bisher 474 bestätigte Fälle von Sars-CoV-2-Infektionen gezählt - mehr als in jedem anderen österreichischen Bundesland. Zuletzt wurde Kritik laut, dass Tirol zu zaghaft und nicht konsequent genug gehandelt habe, um das Virus einzudämmen. Vor allem durch den Skitourismus, der am Sonntag eingestellt wurde, dürfte sich das Virus schnell verbreitet haben.


Österreich verbietet Wetten auf Kurseinbrüche an Wiener Börse

WIEN: Nach dem massiven Kursverfall an der Wiener Börse aufgrund der Coronavirus-Sorgen hat die österreichische Finanzmarktaufsicht Wetten auf gedeckte Aktien-Kursverluste ab sofort für einen Monat verboten. Frankreich, Spanien, Italien und Belgien hatten zuvor bereits Leerverkäufe ganz oder teilweise untersagt. Der Wiener Aktienleitindex ATX hat seit Anfang März mehr als 40 Prozent an Wert verloren.

Mit Leerverkäufen werden Aktien verkauft, die lediglich geliehen sind. Dies dient zum einen der Absicherung von bestehenden Positionen. Zum anderen kann so aber auch auf fallende Kurse spekuliert werden. Denn dann können die verkauften Papiere zu einem späteren Zeitpunkt günstiger zurückgekauft werden. Dieses Vorgehen kann den Druck auf ohnehin fallende Aktienkurse noch erhöhen.

«Spekulative Leerverkäufe können im aktuell außergewöhnlich volatilen globalen und österreichischen Marktumfeld zu erheblichen Risiken führen», so die beiden FMA-Vorstände Helmut Ettl und Eduard Müller am Mittwochabend in einer Stellungnahme. «In der schwierigen Situation durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie des Covid-19-Virus muss die Stabilität der Finanzmärkte und der Erhalt des Vertrauens der Anleger in deren ordnungsgemäßes Funktionieren absoluten Vorrang haben», sagten die obersten Finanzmarktaufseher.


Kanzler beklagt fehlende Solidarität in Europa

WIEN: Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz hat angesichts der Coronavirus-Pandemie fehlende Solidarität in Europa beklagt.

«In Europa sieht man, dass die Solidarität, wenn es ernst wird, nicht funktioniert», sagte Kurz in einem Interview von «krone.tv», das am Mittwoch online gestellt wurde. «Das wird auch dazu führen, dass viele Diskussionen nach der Krise stattfinden werden müssen», ergänzte Kurz.

Der 33-Jährige betonte, dass die Auswirkungen des Coronavirus die Gesellschaft noch Monate beschäftigen werden. «Danach wird die Welt auch anders aussehen. Das wird große Auswirkungen haben auf die Frage, wie wir miteinander umgehen, wie wir leben, wie vorsichtig wir sind - aber auch die Globalisierung wird in vielen Bereichen hinterfragt werden», sagte Kurz.

Die schwarz-grüne Regierung in der Alpenrepublik versucht mit drastischen Maßnahmen, die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Kurz sieht Österreich diesbezüglich als Vorreiter. «Viele andere europäische Länder folgen uns jetzt. Die Deutschen diskutieren noch, aber auch die Franzosen, die Spanier, andere Länder haben ähnlich harte Maßnahmen gesetzt und das ist gut so.»

Die stellvertretende Sprecherin der deutschen Bundesregierung, Ulrike Demmer, sagte dazu in Berlin, die Bundesregierung wolle «nicht auf einzelne Äußerungen befreundeter Partner eingehen». Außerdem habe Deutschland großes Interesse an Solidarität innerhalb Europas.

Kurz bedankte sich bei den Österreichern, dass sie die Einschränkungen im Alltag mittragen. «Unsere Vorstellungen sind übertroffen worden, wie stark sich die Österreicher dran halten.» Kurz machte aber auch klar, dass es bis zum Normalbetrieb in der Alpenrepublik noch «sehr, sehr lange» dauern werde.

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Rainer Stutz 19.03.20 14:13
Version B statt A in der Anwendung ?
Hr. Kurz bemängelt mangelnde Solidarität der Nachbarstaaten für die "Regierungs-Panik-Massnahmen" in Europa!? Statt die Zielgruppe (Risikogruppe 60-65+) und den sofortigen Ausbau der Behandlungsstätten zu organisieren, wird eine Volkquarantäne verhängt. Dies mit Konsequenzen, wo wir 100%ig nicht im Griff haben. Rechtfertigen die Fakten (Erkrankten, Tote, ...), vor allem der bekannte Fakt, das 80% dieses Virus ohne Betreuung und Medikament verkraftet, solche Massnahmen wirklich ?
Ganz bestimmt werden mit diesen Massnahmen seitens des Virus Leben gerettet. Die Frage sei jedoch gestattet, ob wir hier nicht von einer populistischen Propaganda zu Handlungen getrieben werden mit unabsehbaren Konsequenzen?
Hoffe echt, das geht gut aus für uns.