Neues aus dem Ausland am Dienstag

Neues aus dem Ausland am Dienstag

Russland warnt im Fall Nawalny vor Ende des Dialogs mit dem Westen

MOSKAU: Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat mit Blick auf die Spannungen im Fall des vergifteten Kremlgegners Alexej Nawalny die EU vor einer zeitweiligen Beendigung des Dialogs gewarnt. Die für die Außenpolitik in der EU verantwortlichen Politiker verstünden nicht die Notwendigkeit eines von gegenseitiger Wertschätzung geprägten Gesprächs, sagte Lawrow nach Angaben der Agentur Interfax zufolge am Dienstag bei einem Expertenforum.

«Vielleicht sollten wir für eine Zeit einfach aufhören, mit ihnen zu sprechen - vor allem, wenn (EU-Kommissionspräsidentin) Ursula von der Leyen mitteilt, dass mit dem gegenwärtigen russischen Apparat eine geopolitische Partnerschaft nicht gelinge», sagte Lawrow. Nach Angaben des Außenministeriums in Moskau sprach Lawrow am Dienstag auch mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell über den Fall Nawalny. Es sei nicht klar, ob die EU derzeit überhaupt noch etwas mit Russland zu tun haben wolle, hieß es in Moskau.

Russland sieht sich international zu Unrecht wegen der Vergiftung Nawalnys an den Pranger gestellt. Auf den 44-Jährigen soll am 20. August mit einem laut Chemiewaffenverbot geächteten Nervenkampfstoff der Nowitschok-Gruppe ein Attentat verübt worden sein. Der Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin lag wochenlang im Koma. Deutschland verlangt von Russland die Aufklärung des Verbrechens. Russland hingegen fordert Beweise dafür, dass es überhaupt eine Vergiftung gegeben habe. Wegen des Verstoßes gegen das Chemiewaffenverbot drohen Russland Sanktionen der EU.

Dinosaurier-Skelett für über drei Millionen Euro in Paris versteigert

PARIS: Das Skelett eines Allosaurus ist in Paris für über drei Millionen Euro versteigert worden. Wie das Auktionshaus Drouot am Dienstag via Twitter mitteilte, wurde mit 3,07 Millionen Euro der Schätzpreis von 1 bis 1,2 Millionen Euro deutlich überschritten. Angaben zum Käufer wurden nicht gemacht. Der Allosaurus sieht dem Tyrannosaurus rex ähnlich.

Das zehn Meter lange und 3,5 Meter hohe Skelett des Raubsauriers ist nach Angaben des Auktionshauses mehr als 150 Millionen Jahre alt. Es wurde 2016 im US-amerikanischen Bundesstaat Wyoming gefunden. Es gebe von den Ausmaßen her weltweit nur ein vergleichbares Allosaurus-Skelett. Es werde im naturgeschichtlichen Museum von New York aufbewahrt und sei 9,7 Meter lang.

Erst Anfang des Monats war das Skelett eines Tyrannosaurus rex in New York für einen Rekordpreis von 31,8 Millionen Dollar (etwa 27 Millionen Euro) unter den Hammer gekommen. Viele Experten sehen die Versteigerung von wissenschaftlich wertvollen Skeletten kritisch.


Polizei bereitet sich auf Jahrestag der Sozialproteste vor

SANTIAGO DE CHILE: Zum ersten Jahrestag der heftigen Proteste gegen die konservative Regierung in Chile plant die Polizei einen Großeinsatz. Rund 40.000 Beamte werden am 18. Oktober im Einsatz sein, wie die Zeitung «El Mercurio» am Dienstag unter Berufung auf den ranghohen Polizeigeneral Ricardo Yáñez berichtete. Im Oktober und November 2019 waren in Chile täglich Tausende auf die Straße gegangen, um einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung sowie eine Abkehr vom neoliberalen Wirtschaftssystem zu fordern. Mehr als 30 Menschen kamen dabei ums Leben.

Wegen ihres oft brutalen Vorgehens war die Polizei in Chile in die Kritik geraten. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Menschenrechte erlitten bei den Sozialprotesten 460 Demonstranten Augenverletzungen, weil die Beamten teilweise offenbar gezielt mit Gummigeschossen in Gesichter feuerten. Zwei erblindeten vollständig, 35 weitere verloren ein Auge. «Wir haben viele Lektionen gelernt», sagte Yáñez nun. So seien über 7000 Beamte in Menschenrechtsfragen und moderner Polizeitaktik geschult worden.

Zuletzt hatten die Proteste in Chile wieder zugenommen. Am 25. Oktober stimmen die Chilenen darüber ab, ob sie eine neue Verfassung wollen - dies war eine der Kernforderungen der Demonstranten im vergangenen Jahr. Der aktuelle Text von 1980 stammt noch aus Zeiten der Diktatur von General Augusto Pinochet.


Russland steckt hinter Hackerangriff auf Parlament

OSLO: Die norwegische Regierung beschuldigt Russland, für einen Hackerangriff auf das Parlament in Oslo verantwortlich zu sein. Basierend auf der Informationsgrundlage der Regierung sei man zu der Einschätzung gekommen, dass Russland hinter dem Vorfall stecke, teilte Außenministerin Ine Eriksen Søreide am Dienstag mit. «Das ist ein schwerwiegender Vorfall, der unsere wichtigste demokratische Institution betrifft.» Später sagte Søreide vor Reportern, es sei wichtig, Russland zur Verantwortung zu ziehen. Die russische Botschaft in Oslo sei über die Erkenntnisse informiert worden.

Am 24. August waren die E-Mail-Konten mehrerer Abgeordneter und Mitarbeiter des norwegischen Parlaments gehackt worden. Das hatte die Direktorin des Parlaments, Marianne Andreassen, eine Woche später publik gemacht.


Streit um Brexit-Handelspakt: Boris Johnson spricht mit von der Leyen

LONDON/BRÜSSEL: Der britische Premierminister Boris Johnson wird am Mittwoch mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen über den angestrebten Brexit-Handelspakt sprechen. Details dazu wollte ein Regierungssprecher in London auf Anfrage aber nicht nennen. Die zähen Verhandlungen zwischen London und Brüssel drohen zu platzen.

Johnson hatte der EU eine Frist bis Donnerstag für eine Einigung gesetzt. Dann tagen die EU-Staats- und Regierungschefs bei einem Gipfel in Brüssel. Brüssel will jedoch auch nach Johnsons Stichtag weiter verhandeln und sieht noch Spielraum bis Ende Oktober. Dann müsste ein Abkommen stehen, damit es rechtzeitig zu Jahresbeginn in Kraft gesetzt werden kann. Es soll die wirtschaftlichen Beziehungen nach der Brexit-Übergangsphase regeln, die am 31. Dezember endet.


Mindestens zwölf Tote bei zwei Angriffen in Mali

BAMAKO: Im westafrikanischen Mali sind bei zwei Angriffen auf malische Streitkräfte mindestens zwölf Soldaten getötet worden. Dabei seien auch weitere Soldaten verletzt worden, teilte das Militär am Dienstag mit. Zunächst sei in der Nacht zum Dienstag ein Militärlager in Sokoura im Zentrum des Landes angegriffen worden. Als die Armee demnach Verstärkung schickte, wurden auch diese Soldaten angegriffen. Wer hinter den Angriffen steckte, war zunächst unklar.

In Mali und den umliegenden Ländern sind seit Jahren Terrorgruppen aktiv, einige haben Al-Kaida oder dem Islamischen Staat die Treue geschworen. Die andauernde Terrorgefahr war einer der Faktoren, der jüngst zum Militärputsch gegen Präsident Ibrahim Boubacar Keïta führte. Nun ist eine Übergangsregierung an der Macht. In Mali sind UN- und EU-Missionen aktiv, an denen sich auch die Bundeswehr beteiligt.


Mann im nordenglischen Telford auf offener Straße erschossen

TELFORD: In der nordenglischen Stadt Telford ist ein junger Mann am hellichten Tag erschossen worden.

Sanitäter behandelten den 20-jährigen Schwerverletzten am Dienstag noch am Ort des Geschehens, konnten ihn jedoch nicht mehr retten, wie die West Mercia Police mitteilte. In einer ersten Mitteilung ging die Polizei davon aus, dass der Schuss aus einem vorbeifahrenden Auto abgesetzt wurde. Eine Ermittlung wegen Mordes wurde eingeleitet. Man sei mit verstärkten Kräften in dem Bereich des Bridges Business Parks vor Ort. «Derzeit gehen wir nicht davon aus, dass eine Gefahr für die Öffentlichkeit besteht, trotzdem werden Polizisten in der Gegend auf Streife sein», hieß es in der Mitteilung. Die Hintergründe der Tat blieben zunächst unklar.


EU-Kommission präsentiert neue Chemikalien-Strategie

BRÜSSEL: Bürger und Umwelt in Europa sollen künftig gezielter vor schädlichen Chemikalien geschützt werden. Dazu legt die EU-Kommission am Mittwoch (gegen 12.00 Uhr) eine umfassende Strategie vor. Ziel ist unter anderem, gesundheitsschädliche Substanzen aus Alltagsgütern zu verbannen. Das gilt unter anderem für krebserregende oder das Erbgut schädigende Stoffe. Sie sollen möglichst durch neue, weniger schädliche Chemikalien ersetzt werden.

In Europa werden nach Angaben von Umweltexperten bis zu 100.000 Chemikalien verwendet, von denen die meisten in bestimmten Konzentrationen oder Formen auch schädlich sein können. Die EU hat bereits ein umfassendes System zur Registrierung dieser Stoffe, genannt REACH. Es soll nun nachgesteuert und auch besser durchgesetzt werden. Mit ihrer neuen Strategie gibt die EU-Kommission zunächst nur eine Linie vor. Konkrete Gesetzentwürfe sollen nächstes Jahr folgen.


Wirtschaftsverband warnt vor Eskalation von Handelskonflikt

BERLIN: Nach der Entscheidung im jahrelangen Subventionsstreit um Subventionen für Boeing hat die Stiftung Familienunternehmen vor einer Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und der EU gewarnt. Die EU-Kommission müsse nun die Chancen für eine Verhandlungslösung nutzen. «Dass die EU jetzt Vergeltungszölle wegen unerlaubter Boeing-Subventionen verhängen kann, stellt eine Chance für eine angemessene Reaktion und damit eine Beilegung des Handelskonfliktes dar», erklärte Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen am Dienstag in Berlin. «Niemandem ist mit einer weiteren Eskalation des Handelsstreits gedient.»

Die Europäische Union und die USA müssten Wege finden, den Handelsstreit baldmöglichst zu beenden. «Die Leidtragenden der US-Strafzölle auf viele Warengruppen sind häufig Familienunternehmen - dabei haben gerade sie mit der Ursache des Konflikts nichts zu tun.» Nach einer Studie der Stiftung führten bestehende Zusatzzölle der USA bei Familienunternehmen zu deutlichen Umsatzeinbußen im US-Geschäft. Die US-Zölle erfassten der Untersuchung zufolge neben europäischen Flugzeugen vor allem Agrarprodukte, Lebensmittel, Spirituosen, Werkzeuge und Metallerzeugnisse.

Die WTO hatte der EU wegen verbotener US-Subventionen für Boeing die Verhängung von Strafzöllen im Umfang von knapp vier Milliarden Dollar (3,4 Milliarden Euro) im Jahr genehmigt. In einem ähnlich gelagerten Fall hatten Schlichter den USA wegen unerlaubter Subventionen für Airbus bereits Strafzölle auf Produkte aus der EU im Umfang von 7,5 Milliarden Dollar genehmigt.


Gepanschter Alkohol in der Türkei - Mehr als 40 Tote in wenigen Tagen

ISTANBUL: - In der Türkei sind in den vergangenen Tagen mehr als 40 Menschen nach einer Alkoholvergiftung durch gepanschte Getränke gestorben. Weitere 30 Menschen würden noch im Krankenhaus behandelt, berichtete der staatliche Nachrichtensender TRT am Dienstag. Einsatzkräfte hätten daraufhin verstärkt kontrolliert und große Mengen illegal produzierten Alkohols beschlagnahmt. Mehrere Menschen wurden Berichten der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge in dem Zusammenhang festgenommen.

Im westtürkischen Izmir seien am Dienstag fünf und in Istanbul sechs Tonnen Ethanol beschlagnahmt worden, so Anadolu. Auch im südtürkischen Adana und in Malatya wurden große Mengen Ethanol und gepanschte Getränke gefunden. Laut TRT starben allein seit Freitag 44 Menschen, nachdem sie Alkoholvergiftungen erlitten hatten.

Illegal hergestellter Alkohol ist ein wiederkehrendes Problem in der Türkei. Die Preise für Alkohol sind wegen hoher Steuern relativ teuer. Chemiker der Istanbuler Ingenieurs- und Architektenkammer etwa fordern seit Jahren eine Senkung der Alkoholsteuer, die derzeit rund 70 Prozent der Preises ausmache. Nach Daten von Eurostat waren alkoholische Getränke in der Türkei im August im europaweiten Vergleich am teuersten.


Orsay-Museum zeigt Léon Spilliaert: «Licht und Einsamkeit»

PARIS: Von den Menschen auf seinen Werken geht eine beunruhigende Abgeschiedenheit aus; von seinen Landschaftsdarstellungen eine beklemmende Atmosphäre: Léon Spilliaert gilt als Maler der Einsamkeit und unendlicher Perspektiven, seine Bildwelt schwankt zwischen Symbolismus und Expressionismus. Das Pariser Orsay-Museum widmet dem belgischen Künstler (1881-1946) nun die erste Ausstellung seit 40 Jahren in Frankreich. «Licht und Einsamkeit» konzentriert sich auf die Jahre 1900-1919 und zeigt bis 10. Januar seine radikalsten Werke.

Die Ausstellung beginnt mit Selbstporträts, die dramatische Selbstinszenierungen sind, und schlägt den Bogen hin zu seinen geisterhaften Meer- und Strandbildern von Ostende, wo der Maler geboren wurde.


EU setzt nach Strafzoll-Entscheidung auf Verhandlungen mit den USA

BRÜSSEL: Die EU will vorerst auf die Möglichkeit verzichten, wegen der jahrelangen rechtswidrigen Subventionen für den US-Flugzeugbauer Boeing Strafzölle auf US-Importe zu erheben. «Wir bevorzugen ganz klar eine Verhandlungslösung», kommentierte der für Handelspolitik zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, am Dienstag. Die EU werde unverzüglich auf positive und konstruktive Weise Kontakt mit den USA aufnehmen, um dann über die nächsten Schritte entscheiden zu können.

Demnach will die EU nur dann die möglichen Strafzölle verhängen, wenn keine Einigung zustande kommt. Wenn es keine Verhandlungslösung gebe, werde die EU gezwungen sein, ihre Interessen zu verteidigen und angemessen zu reagieren, teilte Dombrovskis mit.

Unabhängige Streitschlichter hatten zuvor entschieden, dass die EU wegen rechtswidriger Subventionen für den US-Flugzeugbauer Boeing Strafzölle auf US-Importe im Umfang von knapp vier Milliarden Dollar (3,4 Milliarden Euro) im Jahr verhängen darf. In einem ähnlich gelagerten Fall hatten Schlichter den USA wegen unerlaubter Subventionen für Airbus bereits Strafzölle auf Produkte aus der EU im Umfang von 7,5 Milliarden Dollar genehmigt. Die USA hatten danach bereits Sonderabgaben auf Produkte aus der EU eingeführt, die noch heute gültig sind.


Polizeieinsatz in London nach «Sicherheitsvorfall» in Krankenhaus

LONDON: Im Londoner Zentrum sind nach einem Sicherheitsalarm in einem Krankenhaus am Dienstagvormittag zeitweise mehrere Straßen gesperrt worden. Es habe einen «Sicherheitsvorfall» im zentralen St Thomas' Hospital gegeben, teilte die Polizei auf Twitter mit. Der Alarm sei jedoch wieder aufgehoben, schrieb die Polizei etwa eine Stunde nach Bekanntwerden des Vorfalls. Es gebe keinen Terrorverdacht und keine Verhaftungen. Man sei dabei, die Absperrungen wieder zu entfernen.

Die Beamten waren im Bereich der Westminster Bridge und rund um das Krankenhaus mit etlichen Beamten und Fahrzeugen im Einsatz, nachdem sie über vermeintliche Drohungen eines Mannes in dem Krankenhaus verständigt worden waren. Das St Thomas' Hospital liegt an der Themse gegenüber dem britischen Parlament.


Polens Bauern demonstrieren gegen neues Tierschutzgesetz

WARSCHAU: Bauern aus ganz Polen haben in Warschau gegen ein geplantes neues Tierschutzgesetz demonstriert. Am Dienstag blockierten sie einen Verkehrskreisel im Zentrum der Hauptstadt. Wegen der Schutzmaßnahmen gegen eine Ausbreitung des Coronavirus hatten die Veranstalter sechs einzelne Demonstrationen mit der erlaubten maximalen Teilnehmerzahl von 150 angemeldet. Wie viele Landwirte tatsächlich an der Demonstration teilnahmen, lässt sich daher schwer ermitteln. Die Bauern wollten am Nachmittag noch vor das Parlaments- und das Regierungsgebäude ziehen.

Der Entwurf der nationalkonservativen PiS-Regierung sah ursprünglich die Abschaffung von Pelztierfarmen vor. Außerdem soll die Schächtung von Nutztieren für den Export verboten werden. Die rituelle Schlachtung soll allein für die Nachfrage von in Polen ansässigen Religionsgemeinschaften zugelassen werden. Dies könnte einen Teil der Landwirte in Polen wirtschaftlich treffen, da das Land Rind- und Geflügelfleisch nach Israel und in arabische Länder exportiert.

Der Gesetzentwurf befindet sich zur Zeit im Senat, der zweiten Kammer des Parlaments. Regierungschef Morawiecki hatte am Montag bereits zwei geplante Änderungen angekündigt. Zum einen soll das Gesetz erst im Januar 2022 in Kraft treten, um den Landwirten und Pelztierzüchtern mehr Zeit für eine Umstellung zu geben. Zum anderen soll das Exportverbot für Fleisch aus ritueller Schlachtung dem Änderungsvorschlag zufolge nicht für Geflügel gelten.


Zehntausende Menschen fliehen nach Gefechten in Südafghanistan

KABUL: In der südafghanischen Provinz Helmand sind rund 35.000 Menschen nach Gefechten geflohen. Mehrere Tage nach Beginn einer massiven Taliban-Offensive seien etwa 200 Menschen verletzt oder getötet worden, teilte das UN-Nothilfebüro Ocha am Dienstag mit. Seit Tagen sind afghanische Streitkräfte in Kämpfe mit den Taliban verwickelt. Rund 5000 Familien flohen in die Stadt Laschkarga, wo sie Hilfe erhalten. Die Krankenhäuser arbeiten nach UN-Angaben am Limit.

Brücken und Schnellstraßen wurden nach Angaben der Provinzregierung zerstört, auch die Stromversorgung war in Folge der Kämpfe teils unterbrochen. Das Verteidigungsministerium machte auf Anfrage keine Angaben zur Anzahl der Talibankämpfer. Aus Helmand hieß es jedoch, dass sich Kämpfer aus den Provinzen Maidan Wardak und Kandahar der Offensive anschlossen. Besonders schwere Kämpfe gab es in den Bezirken rund um das Westufer der Provinzhauptstadt. Immer noch gebe es Gefechte. Unterstützt wurden die Streitkräfte durch Luftschläge der US-Armee.

Trotz der Aufnahme von afghanischen Friedensgesprächen vor rund einem Monat geht der Konflikt im Land weiter. Die Taliban lehnen eine Waffenruhe ab. Experten erwarten zähe Friedensverhandlungen, bevor ein Waffenstillstand vereinbart werden könnte. Vergangene Woche hatte US-Präsident Donald Trump einen vollständigen Abzug der US-Streitkräfte aus Afghanistan bis zum Jahresende angekündigt.


Mafia-Opfer wehren sich: 20 Festnahmen in Palermo

PALERMO: In der Mafia-Hochburg Palermo haben sich Unternehmer und Händler gegen kriminelle Clans zur Wehr gesetzt und Anzeigen erstattet. Anti-Mafia-Einheiten schlugen mit Hilfe dieser Aussagen am Dienstag zu und nahmen 20 Bandenmitglieder fest, wie italienische Medien schrieben. Die Aktion habe sich besonders gegen Mafia-Familien im Viertel Borgo Vecchio gerichtet.

Der lokale Carabinieri-Chef Arturo Guarino bedankte sich für das Vertrauen der Zeugen: «Viele kamen spontan, um Anzeigen zu erstatten, sie haben Gesicht gezeigt, und wir haben sie geschützt», zitierte ihn die Nachrichtenagentur Adnkronos. Der Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, lobte den Polizeieinsatz als Beispiel, dass der Staat «diejenigen schützen kann, die gegen Mafia-Erpressungen» rebellieren.

Den Verdächtigen werden Drogenhandel, Diebstahl und Hehlerei vorgeworfen sowie Mordversuch und Erpressung. Nach Medienberichten zahlen viele Händler, Unternehmer und Gastwirte in der Hauptstadt Siziliens Schutzgelder an Kriminelle. Die sizilianische Mafia, die Cosa Nostra, soll zahlreiche Geschäfte im Hafenviertel Borgo Vecchio kontrollieren, das auch von Touristen besucht wird.


Entlaufenes Känguru-Baby bei Unfall getötet

BRAKE: Ein entlaufenes Känguru-Baby, das am Wochenende von einem norddeutschen Hof verschwunden war, ist bei einem Unfall getötet worden.

Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, fuhr eine 27-Jährige am Montagabend auf der Bundesstraße 212, als das Tier auf die Fahrbahn lief. Die Fahrerin konnte einen Zusammenstoß nicht mehr vermeiden. Sie blieb unverletzt. Der Besitzer kam zur Unfallstelle und kümmerte sich um das verendete Känguru. Bei der intensiven Suche nach dem Tier war unter anderem eine Drohne eingesetzt worden. Am Wochenende waren von dem Hof bei Brake im Bundesland Niedersachsen zwei junge Wallabys verschwunden, eines fanden die Besitzer am Sonntag und fingen es ein.


Mehrere Tote bei Anti-Terror-Einsatz in Tschetschenien

GROSNY: Bei einem Anti-Terror-Einsatz in der russischen Unruheregion Tschetschenien im Nordkaukasus sind vier Verdächtige und mindestens zwei Sicherheitskräfte getötet worden. Die Männer verschanzten sich am Dienstagmorgen in einem Haus in der Hauptstadt Grosny, wie das Nationale Anti-Terror-Komitee russischen Agenturen zufolge mitteilte. Daraufhin hätten die Sicherheitskräfte sie aufgefordert, sich zu ergeben. Die Verdächtigen hätten aber das Feuer eröffnet. Nach Angaben des Republikchefs Ramsan Kadyrow sollen sie zahlreiche Terroranschläge in der Region geplant haben.

Im islamisch geprägten Nordkaukasus kommt es immer wieder zu Gefechten krimineller Banden sowie islamistischer Extremisten mit Sicherheitskräften. Die Behörden schätzen, dass sich dort Hunderte russische Staatsbürger dem Terrornetzwerk Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben. In den vergangenen Monaten gab der russische Inlandsgeheimdienst FSB immer wieder bekannt, mutmaßliche Terrorverdächtige ausgeschaltet zu haben. Diese sollen Anschläge in russischen Großstädten geplant haben.


Fische verenden nach Hochwasser im Süden Australiens

SYDNEY: Nach einem Rekord-Hochwasser sind im Südosten Australiens vermutlich Tausende Fische verendet. An der Shipwreck Coast im Bundesstaat Victoria ging in der vergangenen Woche laut einem Bericht des Senders ABC innerhalb von 48 Stunden so viel Regen nieder wie sonst in einem Monat. Flüsse, die sonst klares Wasser führten, seien plötzlich braun. Am Ufer des Glenelg River wurden etliche tote Fische entdeckt, darunter Schwarzbrassen, Barsche und Meeräschen. Ursache ist Experten zufolge vermutlich das Absinken des Sauerstoffgehalts in dem Fluss.

«Wir sind traurig berichten zu müssen, dass die Mündung des Glenelg River nach den jüngsten Hochwassern derzeit ein bedeutendes Fischsterben erlebt», schrieb die für das Gewässer zuständige Behörde «Glenelg Hopkins Catchment Management Authority» (CMA) auf Facebook und postete ein Foto des Flussufers, auf dem zu sehen ist, wie tote Fische im Wasser treiben. Abhilfemaßnahmen gebe es nicht. Erst, wenn das braune Wasser ins Meer abfließe, sei eine Besserung zu erwarten.


Nach Todesschüssen auf Passanten mutmaßlicher Schütze tot

NISCHNI NOWGOROD: In Russland haben Ermittler nach den tödlichen Schüssen auf drei Männer die Leiche des 18 Jahre alten mutmaßlichen Schützen gefunden. Der junge Mann sei in einem Wald mit Schussverletzungen entdeckt worden, teilten die Ermittler am Dienstag in Nischni Nowgorod mit. Vermutlich tötete er sich selbst, wie die Staatsagentur Tass unter Berufung auf die Behörden meldete.

Ein bewaffneter Täter hatte an einer Bushaltestelle am Montag in der Wolga-Region Nischni Nowgorod - rund 400 Kilometer östlich von Moskau - auf Passanten geschossen und dabei mindestens drei Männer getötet. Drei Frauen waren bei dem Verbrechen verletzt worden. Warum es zu der Tat kam, war zunächst unklar.


Hauptverdächtiger nach Vergewaltigung festgenommen

ISLAMABAD: Rund einen Monat nach der Vergewaltigung einer Frau nahe der pakistanischen Stadt Lahore hat die Polizei den flüchtigen Hauptverdächtigen festgenommen. Der 27-Jährige sei durch DNA-Proben ermittelt und am Montag festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher in der Provinz Punjab am Dienstag. Ein mutmaßlicher Komplize wurde bereits Mitte September gefasst.

Die beiden Männer werden beschuldigt, eine Frau am 9. September aus ihrem Auto gezerrt und zusammen vor den Augen ihrer Kinder vergewaltigt und ausgeraubt zu haben. Die Vergewaltigung hatte zu einem landesweiten Aufschrei mit Protesten geführt.

Für Empörung sorgten auch Äußerungen des Polizeichefs der Millionenstadt Lahore. Dieser hatte der Frau eine Mitschuld gegeben mit der Begründung, dass sie nachts ihr Haus verlassen habe und eine einsame Straße entlang gefahren sei. Zahlreiche Pakistaner kritisierten die Worte als «Victim Blaming» - also als Täter-Opfer-Umkehr. Vor rund zwei Wochen untersagten Pakistans Behörden den Medien, über den Fall zu berichten.


Biden: «Kein Fan» einer Erweiterung des Obersten Gerichts

CINCINNATI: Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden hat sich negativ über eine mögliche Erweiterung des Obersten Gericht der USA geäußert, nachdem das Thema vom republikanischen Präsidenten Donald Trump verstärkt in den Mittelpunkt des Wahlkampfs gerückt wurde. Er sein «kein Fan» der Idee, sagte Biden im Interview eines lokalen TV-Sendern in Cincinnati am Montag (Ortszeit). Er wolle sich aber nicht in die Angelegenheit vertiefen, weil dies von der aktuellen Situation ablenken würde.

Präsident Trump und die Republikaner sind gerade dabei, mit der Juristin Amy Coney Barrett die konservative Mehrheit im Obersten Gericht der USA auf sechs der neun Sitze auszubauen. Sie haben die Mehrheit im Senat und können damit die von Trump nominierte Barrett bestätigen. Die Richter werden auf Lebenszeit ernannt. In der Demokratischen Partei gibt es deshalb die Idee, im Falle eines Wahlsiegs Bidens und einer Mehrheitsübernahme im Senat mit einer Erweiterung des Obersten Gerichts gegenzusteuern.

Kritiker halten dagegen, ein solcher Schritt könne schwere politische Konsequenzen haben. Biden hatte sich vor Jahren negativ über solche Gedankenspiele geäußert. Zuletzt lehnte er aber eine Antwort auf die Frage, ob er eine Erweiterung des Gerichts nach der Wahl unterstützen würde, stets ab. Eine Debatte über seine Position würde dann nur Trump helfen, von der aktuellen Situation abzulenken, argumentierte er. Trump und seine Verbündeten rücken aber auch die Nicht-Antwort in den Vordergrund und erklären, Bidens Schweigen bedeute, dass er das Gericht erweitern wolle. Trump liegt in Umfragen zurück und versucht vehement, seine Basis zu mobilisieren.


Großbrand am Kilimandscharo noch nicht gelöscht

MOSHI/JOHANNESBURG: Der Kampf gegen den Großbrand an Afrikas höchstem Berg dauert an: Bis zu 600 Feuerwehrleute versuchten auf 2700 Meter Höhe an der Südflanke des Kilimandscharos, die Flammen zu löschen, wie die Zeitung «The Citizen» am Dienstag berichtete. Wegen starker Winde habe das Feuer ein großes Gebiet von Heide- und Moorlandschaft zerstört. Der Brand war laut Nationalparkverwaltung am Sonntagabend ausgebrochen. Die Ursache war noch unbekannt.

Zuletzt hatte es im Oktober 2016 am Kilimandscharo gebrannt. Der Kilimandscharo mit seinen 5895 Metern Höhe gilt nicht nur als Afrikas höchster Berg, sondern auch als Tansanias Wahrzeichen. Er wird in «normalen» Zeiten von Zehntausenden Bergsteigern aus aller Welt bestiegen.


Costa Rica: Drei Tonnen Kokain in Container mit Ziel Europa entdeckt

MOÍN: Sicherheitskräfte in zwei mittelamerikanischen Ländern haben insgesamt mehr als vier Tonnen Kokain sichergestellt. Im Hafen von Moín an Costa Ricas Karibikküste wurden 2903 Packungen von je etwa einem Kilo der Droge in einem Container mit Bananen entdeckt, wie der Minister für öffentliche Sicherheit, Michael Soto, am Montag mitteilte. Der Container war ihm zufolge für den belgischen Hafen Antwerpen bestimmt. Festnahmen gab es zunächst nicht, es werde ermittelt. Mit dem nächsten Drogenfund werde 2020 voraussichtlich zum Jahr mit den meisten beschlagnahmten Drogen in Costa Rica.

In El Salvador wurden nach Angaben der dortigen Generalstaatsanwaltschaft am Montag zwei Lastwagen an verschiedenen Orten angehalten und darin Kokain im Wert von mehr als 37 Millionen US-Dollar (gut 31 Millionen Euro) gefunden. Die Fahrer, beide aus Nicaragua, seien festgenommen worden. Justizminister Rogelio Rivas schrieb bei Twitter, es handle sich um mehr als 1500 Kilogramm Kokain. Die Funde wurden in der südlichen Stadt Zacatecoluca und an der Grenze zu Honduras, in El Amatillo, gemacht.


Slowakisches Gericht verurteilt Rechtsextremisten-Chef zu Gefängnis

BRATISLAVA: Ein slowakisches Gericht hat erstmals einen Parlamentsabgeordneten zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Das Spezialgericht für organisierte Kriminalität in Pezinok bei Bratislava verhängte eine Freiheitsstrafe von vier Jahren und vier Monaten gegen den Chef der rechtsextremen Volkspartei Unsere Slowakei LSNS, Marian Kotleba. Das Gericht befand den 43-Jährigen der Unterstützung einer Ideologie schuldig, die die Bürgerrechte und die Demokratie gefährde. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da Kotleba Berufung eingelegt hat.

Kotleba soll unter anderem im März 2017 Spendenschecks mit der symbolischen Summe von 1488 Euro an bedürftige Familien verteilt haben. Die Zahlenkombination 1488 gehört zu den beliebten Codes, mit denen sich Neonazis in den USA und Europa deklarieren. 88 steht dabei für «Heil Hitler!», das h ist der achte Buchstabe im Alphabet. Die Zahl 14 verweist auf einen als «14 Worte» bekannt gewordenen rassistischen Slogan zum «Schutz der weißen Rasse».

Die slowakische Justiz wurde in der Vergangenheit immer wieder dafür kritisiert, dass sie nicht energisch genug gegen Rechtsextremismus vorgehe. Im April 2019 scheiterte ein von der Generalstaatsanwaltschaft eingeleitetes Verbotsverfahren gegen Kotlebas LSNS.

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