Nachrichten zum Thema Seefahrt am Dienstag

Die Wiederaufnahme des Verkehrs am Suez-Kanal. Foto: epa/Mohamed Hossam
Die Wiederaufnahme des Verkehrs am Suez-Kanal. Foto: epa/Mohamed Hossam

Suezkanal wieder frei - Hafen von Rotterdam erwartet Schiff-Stau

ROTTERDAM: Nach der Auflösung der Blockade im Suezkanal erwartet der Rotterdamer Hafen einen Stau von Containerschiffen. Die Kapazität von Europas größtem Hafen werde unter Druck kommen, sagte der Sprecher des Hafens, Leon Willems, am Dienstag in Rotterdam. Man könne die Infrastruktur nicht beliebig erweitern. «Wir müssen mit dem auskommen, was wir haben an Kais, Kränen und Terminals.»

Etwa 60 Schiffe, die bisher wegen der Havarie der Ever Given im Suezkanal festlagen, seien nun unterwegs nach Rotterdam, sagte der Sprecher. Zusätzlich laufe der normale Verkehr weiter. An durchschnittlichen Tagen laufen den Angaben zufolge etwa 80 Seeschiffe den Hafen von Rotterdam an. Willems machte keine Angaben zum Zeitpunkt des erwarteten Ansturms.

Der Hafensprecher verglich die Lage mit einem Stau auf einer französischen Autobahn. «Wenn der aufgelöst ist, dann rollt der Verkehr wieder. Aber bei den Maut-Stationen sitzt wieder alles fest.»

Ein Unsicherheitsfaktor sei, in welcher Zeit die Schiffe ent- und wieder beladen werden können. Der Hafen sei nun im Gespräch mit Unternehmen der gesamten Logistikkette, um einen möglichst schnellen und reibungslosen Ablauf zu ermöglichen. Jeder wurde aufgerufen, für maximale Lagerkapazität zu sorgen. Willems sprach von einer schwierigen Aufgabe.

Wegen der tagelangen Blockade des Suezkanals durch die 400 Meter lange «Ever Given» haben sich nach Angaben der ägyptischen Kanalbehörde an beiden Kanalenden fast 370 Schiffe aufgestaut. Bis Dienstagvormittag verließen bereits erste Schiffe den Kanal, Dutzende durchquerten ihn, wie der Schifffahrtsdienstleister Leth Agencies und das Seefahrt- und Logistikunternehmen GAC mitteilten.


Terminalbetreiber Eurogate: Schiffe zwischen Häfen umverteilen

BREMEN: Der zu erwartende Andrang von Containerschiffen nach Auflösung der Blockade im Suezkanal wird sich nach Einschätzung des Terminalbetreibers Eurogate nur durch Umverteilung auf verschiedene Häfen auflösen lassen. Wenn alle Schiffe in ihren ursprünglichen Zielhafen wollten, «wird das nicht klappen», sagte ein Sprecher am Dienstag in Bremen. Die Entscheidung, wohin ihre Schiffe fahren sollen, liege aber bei den Reedereien. Eurogate stehe wie andere Terminalbetreiber bereit, mit seinen Kapazitäten bei der Abfertigung zu helfen.

Der Schiffsverkehr in den deutschen Containerhäfen in den kommenden Tagen und Wochen sei in dieser Lage schwer zu prognostizieren, sagte der Sprecher. Zunächst stelle sich die Frage im Mittelmeer. Die dortigen Häfen seien für Containerschiffe aus Asien meist die erste Anlaufstation in Europa. Danach gehe es um die Verteilung der Schiffe im Norden Europas.

Eurogate betreibt in Deutschland drei Containerterminals in Bremerhaven sowie je ein Terminal in Wilhelmshaven und Hamburg. Das havarierte Containerschiff «Ever Given» hatte den Suezkanal in Ägypten als eine Hauptader des Weltwarenverkehrs tagelang blockiert. Es war am Montag freigeschleppt worden.


Hamburger Hafen bereitet sich auf Ansturm nach Suezkanal-Stau vor

KAIRO/HAMBURG: Nach dem Ende der Suezkanal-Blockade bereitet sich der Hamburger Hafen vorsorglich auf einen Ansturm der zuvor im Stau stehenden Seeschiffe vor. «Wir stellen uns auf eine höhere Auslastung unserer Anlagen ein», sagte ein Sprecher der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. So werde etwa zur Lagerung von Export-Containern eine zusätzliche Fläche von rund 100.000 Quadratmetern aktiviert. Die HHLA betreibt als größtes Container-Umschlagsunternehmen drei der vier Terminals im Hafen und hat im vergangenen Jahr 6,8 Millionen Standardcontainer (TEU) umgeschlagen. Insgesamt wurden 8,5 Millionen TEU umgeschlagen.

Wegen der tagelangen Blockade des Suezkanals durch die 400 Meter lange «Ever Given» haben sich nach Angaben der ägyptischen Kanalbehörde an beiden Kanalenden fast 370 Schiffe aufgestaut. Bis Dienstagvormittag verließen bereits erste Schiffe den Kanal, Dutzende durchquerten ihn, wie der Schifffahrtsdienstleister Leth Agencies und das Seefahrt- und Logistikunternehmen GAC mitteilten. Welches der Schiffe und wann genau nach Hamburg fährt, ist bislang unklar. Üblicherweise dauert die Fahrt vom Suezkanal bis in die Hansestadt nach Einschätzung des Verbands Deutscher Reeder zehn Tage.

Welches Schiff welchen Hafen anlaufe, sei Sache der Reeder, sagte der HHLA-Sprecher. Hamburg sei auf den Routen zwischen Asien und Europa in der Regel nicht der erste Anlaufpunkt, sondern meistens Rotterdam. «Besonderer Druck wird also zunächst auf den Vorhäfen lasten», sagte der Sprecher. Möglicherweise entschieden die Reeder dann aber, doch zuerst deutsche Häfen wie Wilhelmshaven, Bremerhaven und Hamburg anzulaufen.

Die HHLA geht davon aus, dass die bereits seit Monaten angespannte Lage bei den Schiffsanläufen noch bis weit in den Sommer andauern wird. Die Suezkanal-Blockade sei da nur ein Teil des Problems. Hinzu kämen Störungen wegen der Corona-Pandemie, der Brexit, Winter- und Frühjahrsstürme oder der Arbeitskampf im Rotterdamer Hafen. Der HHLA-Sprecher zeigte sich aber überzeugt: «Wir sind technisch und personell so aufgestellt, dass wir auch die kommenden Wochen zuverlässig bewältigen werden.» Wichtig sei aber, dass alle Teilnehmer in der logistischen Lieferkette dazu ihren Beitrag leisteten und kooperierten.

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