Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Luis Lacalle Pou, der Präsident von Uruguay, während einer Pressekonferenz in Montevideo. Foto: epa/Raul Martinez
Luis Lacalle Pou, der Präsident von Uruguay, während einer Pressekonferenz in Montevideo. Foto: epa/Raul Martinez

Uruguay und Brasilien plädieren für Flexibilisierung des Mercosur

BRASÍLIA: Angesichts unterschiedlicher Auffassungen im Mercosur haben sich Uruguay und Brasilien dafür ausgesprochen, das südamerikanische Wirtschaftsbündnis flexibler zu gestalten. «Wir werden 30 Jahre Mercosur feiern», sagte der uruguayische Präsident Luis Lacalle Pou nach einem informellen Mittagessen mit Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro in Brasília in einer live übertragenen Pressekonferenz am Mittwoch. «Er muss überprüft und überarbeitet werden. Der nächste Schritt ist die Flexibilisierung.»

Der brasilianische Präsident Bolsonaro kündigte für März, wenn der 30. Geburtstag des Mercosur ansteht (26.), ein Treffen der Präsidenten der Mitgliedsländer Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay an. Sie sollen dann über die Öffnung des Bündnisses sprechen, die es erlaubt, eigenständig mit anderen Ländern zu verhandeln.

Im Mercosur herrschen Meinungsverschiedenheiten über seine Ausrichtung. Argentinien setzt eher auf den Schutz seiner Märkte, während Brasilien, Uruguay und Paraguay für eine liberalere Handelspolitik stehen. So zog sich etwa die Mitte-Links-Regierung in Buenos Aires aus den Verhandlungen des Mercosur über Freihandelsabkommen mit Kanada, Südkorea und Singapur zurück.

Differenzen gibt es auch bei dem schon ausgehandelten Freihandelsabkommen des Mercosur mit der EU. Uruguay, Paraguay und Brasilien wollen den Vertrag zügig ratifizieren, Argentinien tritt auf die Bremse. Aber auch in der Europäischen Union ist das Abkommen umstritten. Die Bundesregierung hatte sich dazu angesichts der Abholzung im brasilianischen Amazonas-Gebiet mehrfach skeptisch geäußert.


Dax setzt starke Börsenwoche fort

FRANKFURT/MAIN: Die Anleger am deutschen Aktienmarkt bleiben zuversichtlich gestimmt. Für den Dax ging es am Mittwochnachmittag um rund ein halbes Prozent auf 13.909 Punkte nach oben. Der Leitindex war im frühen Handel nur knapp an der runden Marke von 14.000 Punkten gescheitert. Damit bahnt sich der dritte Handelstag in Folge mit Gewinnen an, seit Wochenbeginn beträgt das Plus des Dax 3,5 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Werte legte am Mittwoch um 0,61 Prozent zu auf 32.234 Punkte und erreichte einen Höchststand. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,63 Prozent. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite auf minus 0,50 Prozent nach minus 0,52 Prozent am Vortag. Der Rentenindex Rex gab um 0,06 Prozent auf 145,80 Punkte nach. Der Bund-Future fiel um 0,13 Prozent auf 176,52 Punkte.


Airlines erlebten 2020 Verkehrseinbruch wie nie zuvor

GENF: Der weltweite Flugverkehr ist wegen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr so massiv eingebrochen wie nie zuvor. Die geflogenen Passagierkilometer gingen auf das ganze Jahr gesehen um fast 66 Prozent zurück, wie der Chefökonom des Verbands der Fluggesellschaften (IATA), Brian Pearce, am Mittwoch in Genf berichtete. Im Dezember waren es minus 85 Prozent im internationalen Betrieb und minus 70 Prozent auf Inlandsstrecken. Die Größe «Personenkilometer» bemisst alle von Passagieren geflogenen Kilometer. 3000 Personenkilometer können von einer Person auf einer Langstrecke, aber auch von mehreren Passagieren auf kürzeren Strecken zurückgelegt werden.


Google-Mutter Alphabet wächst mit Werbung bei Websuche und Youtube

MOUNTAIN VIEW: Die Werbung bei der Google-Suchmaschine und der Videoplattform Youtube bleibt für die Konzernmutter Alphabet auch in der Corona-Pandemie ein lukratives Geschäft. Die Aktivität der Verbraucher verlagere sich immer mehr ins Internet, damit sei auch die zunächst gehemmte Online-Werbung wieder angesprungen, erklärte der Konzern bei Vorlage aktueller Zahlen am Dienstag. Der Alphabet-Umsatz stieg im vergangenen Quartal um 23,5 Prozent auf 56,9 Milliarden Dollar (47,03 Mrd Euro). Beim Gewinn gab es einen Sprung von fast 43 Prozent auf gut 15,2 Milliarden Dollar.


Amazon-Gründer Bezos kündigt Rücktritt als Vorstandschef an

SEATTLE: Der weltgrößte Onlinehändler Amazon leitet einen Wechsel an seiner Konzernspitze ein. Unternehmensgründer Jeff Bezos wird den Vorstandsvorsitz im dritten Quartal 2021 an Andy Jassy abgeben, den Leiter des boomenden Cloud-Geschäfts. Das teilte Amazon am Dienstag nach US-Börsenschluss in Seattle mit. Zugleich legte das Unternehmen Zahlen für das vierte Quartal und das vergangene Geschäftsjahr vor, die die Markterwartungen weit übertrafen. Bezos dürfte als geschäftsführender Vorsitzender des dem Vorstand übergeordneten Verwaltungsrats auch nach seinem Rücktritt weiterhin großen Einfluss beim Konzern ausüben.


Studie: Erbschaften machen Vermögende noch reicher

BERLIN: Vermögende in Deutschland profitieren einer Studie zufolge am stärksten von lukrativen Erbschaften. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) geht fast die Hälfte des Erbschafts- und Schenkungsvolumens an die reichsten zehn Prozent der Begünstigten. Die anderen 90 Prozent teilen sich die verbleibende Hälfte. «Die Erbschaftswelle verschärft die absolute Vermögensungleichheit», analysiert DIW-Experte Markus Grabka. Nach der Studie des DIW, der Universität Vechta und des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) haben in den vergangenen 15 Jahren rund zehn Prozent aller Erwachsenen geerbt oder eine größere Schenkung erhalten.


Siemens erhöht nach Milliardengewinn die Prognose

MÜNCHEN: Ein Gewinnsprung gibt Roland Busch Rückenwind für seinen Start als Siemens-Chef. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres, für das er bereits die operative Verantwortung trägt, hat der Konzern 1,5 Milliarden Euro verdient, wie er am Mittwoch mitteilte. Das sind 38 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Nominell übernimmt Busch die Führung bei Siemens mit dem Ende der Hauptversammlung, die ebenfalls an diesem Mittwoch stattfindet. Angesichts des laut Busch «außerordentlich guten Starts» erhöht Siemens seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr.


FMC-Chef sieht Dialyseanbieter trotz Gegenwind 2021 in guter Position

BAD HOMBURG: Der Dialyseanbieter Fresenius Medical Care (FMC) sieht sich wegen der Corona-Krise vor schwierigen Monaten und rechnet erst kurz vor dem Jahresende mit Aufwind. «Wir rechnen nicht vor dem Schlussquartal mit organischem Wachstum», sagte Finanzchefin Helen Giza in einer Telefonkonferenz am Mittwoch. Sobald weltweit mehr Impfungen gegen Covid 19 verfügbar seien, sollten sich aber auch die Aussichten für FMC wieder lichten, betonte Konzernchef Rice Powell. «Wir sind dann in einer guten Position», betonte der Manager. Die bestätigten Mittelfristziele bis 2025 seien deshalb korrekt.

Die Tochter des Medizin- und Klinikkonzerns Fresenius SE hatte zu Wochenbeginn mit einem schwachen Ausblick auf das Jahr für einen Kurssturz der Aktie gesorgt. Das Unternehmen stellt beim bereinigten Konzernergebnis einen Rückgang um bis zu einem Viertel in Aussicht. Als Grund führte FMC die gestiegene Sterblichkeit von Dialyse-Patienten an Covid-19 sowie gestiegene Kosten für Schutzmaßnahmen an. Zudem dürfte es in diesem Jahr weniger staatliche Unterstützung geben.

Im vergangenen Jahr hatte FMC hingegen von den Corona-Töpfen der US-Regierung profitiert. FMC-Managerin Giza sprach daher von einem «hohen Ergebnisniveau» für 2020. Der Konzern prüft nun Optionen, wie die Kosten gesenkt werden können. Erste Ergebnisse würden womöglich zur Bilanzpräsentation am 23. Februar veröffentlicht, so Powell.


Studie: Unabhängigkeit für schottische Wirtschaft teurer als Brexit

LONDON: Eine Loslösung Schottlands von Großbritannien wäre für die Wirtschaft in dem Landesteil laut einer Studie zwei bis drei Mal so teuer wie der Brexit. Das ergaben Berechnungen der London School of Economics (LSE), die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Das könne auch nicht durch einen Beitritt Schottlands zur EU wettgemacht werden, so die Forscher.

Das Vereinigte Königreich ist bei Weitem der wichtigste Handelspartner Schottlands - etwa vier Mal so wichtig wie die EU-Staaten zusammen. So gehen 61 Prozent aller schottischen Exporte in den britischen Binnenmarkt, gleichzeitig kommen 67 Prozent aller nach Schottland importierten Waren aus England, Wales oder Nordirland. Eine Verlagerung der Handelsströme würde sich nach Ansicht der Forscher nur sehr langfristig ergeben.

Bei einer Volksabstimmung im Jahr 2014 hatte sich eine Mehrheit der Schotten zwar für einen Verbleib in Großbritannien ausgesprochen. Das Thema gewann aber wieder deutlich an Fahrt, nachdem die Schotten - anders als Engländer und Waliser - beim Brexit-Referendum 2016 deutlich für einen Verbleib des Landes in der EU gestimmt hatten. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon von der Schottischen Nationalpartei (SNP) drängt seitdem auf eine neue Volksabstimmung über die Loslösung von London. Premierminister Boris Johnson lehnt das aber bislang vehement ab. Sollte die SNP in der für Mai angesetzten Regionalwahl in Schottland eine absolute Mehrheit erringen, wird damit gerechnet, dass Sturgeon den Druck auf London weiter erhöht.


Kryptowährung Ether steigt auf Rekordhoch

FRANKFURT/MAIN: Die nach Bitcoin zweitgrößte Kryptowährung Ether ist am Mittwoch erstmals über die Schwelle von 1600 US-Dollar und damit auf ein Rekordhoch gestiegen. Auf der Handelsplattform Bitfinex stieg der Kurs bis auf 1623 Dollar (etwa 1350 Euro). Das ist der höchste jemals erzielte Preis für Ether. Auf anderen Handelsplätzen für Digitalwährungen, von denen es zahlreiche gibt, können die jeweiligen Höchstkurse abweichen.

Ether hat nach Bitcoin den größten Marktanteil aller Kryptowährungen. Er beträgt zurzeit etwa 16 Prozent. Das verdeutlicht zugleich die überragende Dominanz von Bitcoin, der gegenwärtig einen Marktanteil von rund 60 Prozent aufweist. Ether hatte zunächst wenig von der Kursrally profitiert, die Bitcoin Anfang 2021 auf ein Rekordhoch von 42.000 Dollar getrieben hat. Seit Anfang des Jahres hat Ether aber deutlich zugelegt, während der Bitcoin-Kurs eher gesunken ist.

Ether basiert wie Bitcoin auf der als zukunftsweisend geltenden Technik Blockchain, was einer Art dezentraler Datenbank entspricht. Der Fokus von Ether liegt auf sogenannten «Smart Contracts». Das sind kleine Computerprogramme, die automatische Prozesse zum Ablauf bringen können. So ist es etwa denkbar, einen Zahlungsprozess mit rechtlichen Vorgängen wie Eigentumsübertragungen zu verknüpfen. Ein Schwerpunkt von Ether liegt dabei in der Dezentralisierung von Finanzdienstleistungen.


EU-Autoindustrie rechnet 2021 mit Verkaufsplus von zehn Prozent

BRÜSSEL: Die EU-Autohersteller rechnen für das laufende Jahr nicht mit einer vollständigen Erholung des Automarkts nach dem Einbruch in der Corona-Krise. 2021 dürfte der Verkauf von Pkw um rund zehn Prozent zulegen, hieß es vom europäischen Autoherstellerverband Acea am Mittwoch in Brüssel. Das erste Quartal sei voraussichtlich noch von den Auswirkungen der Corona-Pandemie gezeichnet, im zweiten Halbjahr dürfte der Markt mit dem Fortschritt der Impfungen aber anziehen.

Im Jahr 2020 waren die Neuzulassungen um fast 24 Prozent - und damit so stark wie noch nie - auf 9,9 Millionen Autos abgesackt. Auf Basis vorläufiger Zahlen verwies der Verband dabei aber auf den Anteil von Elektrofahrzeugen im vergangenen Jahr, der von drei Prozent 2019 auf 10,5 Prozent gestiegen sei.

«Derzeit ist es wichtiger denn je, dass wir Hand in Hand mit den EU-Politikern daran arbeiten, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Autoindustrie auf der Weltbühne zu stärken», sagte Acea-Präsident Oliver Zipse. Der BMW-Vorstandschef steht dem europäischen Lobbyverband seit diesem Jahr vor. Die nachhaltige wirtschaftliche Erholung in der EU und die Nachfrage vor Ort seien für die Autobauer lebensnotwendig, auch wenn sie die geschäftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr unter anderem dank ihrer starken Präsenz in Asien abfedern konnten.


Ölpreise legen weiter zu

SINGAPUR: Die Ölpreise sind am Mittwoch weiter gestiegen. Nachdem sie in den vergangenen beiden Handelstagen noch stark zulegen konnten und die höchsten Niveaus seit etwa einem Jahr erreicht haben, ging es am Morgen nur noch leicht nach oben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Morgen 57,64 US-Dollar und damit 18 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 14 Cent auf 54,90 Dollar.

Seit Beginn der Handelswoche sind der Preis für US-Öl und der für Brent-Öl um jeweils mehr als fünf Prozent gestiegen. Eine allgemein starke Kauflaune an den internationalen Finanzmärkten konnte die Ölpreise mit nach oben ziehen.

Darüber hinaus wurden die Ölpreise durch die Entwicklung der Ölreserven in den USA gestützt. Am Dienstagabend war am Markt bekannt geworden, dass der Interessenverband American Petroleum Institute (API) in der vergangenen Woche einen Rückgang der Lagerbestände an Rohöl um 4,3 Millionen Barrel verzeichnet hat. Sinkende Ölreserven in den USA stützen in der Regel die Ölpreise auf dem Weltmarkt. Am Nachmittag werden die offiziellen Lagerdaten der US-Regierung erwartet, die für neue Impulse bei den Ölpreisen sorgen könnten.


Mexiko lässt russischen Corona-Impfstoff Sputnik V zu

MEXIKO-STADT: Mexikos Behörden haben dem russischen Coronavirus-Impfstoff Sputnik V eine Notfallzulassung erteilt. Das verkündete der Pandemie-Experte des Gesundheitsministeriums, Hugo López-Gatell, in seiner allabendlichen Corona-Pressekonferenz am Dienstag (Ortszeit). Kurz zuvor hatte das medizinische Fachblatt «The Lancet» neue Daten russischer Forscher veröffentlicht, nach denen das Vakzin eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent hat. Zuvor hatte es Kritik an fehlenden belastbaren Studien zu Sputnik V gegeben. In Lateinamerika wird das Präparat bereits in Argentinien eingesetzt.

Mexiko hatte an Heiligabend als erstes Land Lateinamerikas seine Impfkampagne begonnen. Bislang wird ausschließlich das Mittel des Mainzer Unternehmens Biontech und des US-Konzerns Pfizer gespritzt, das Präparat des Pharmakonzerns Astrazeneca und der Universität Oxford wurde aber inzwischen auch zugelassen. Nachdem Pfizer die Liefermengen reduzierte, sind allerdings erst rund 678.000 Impfdosen in dem nordamerikanischen Land verabreicht worden. Viele der Geimpften bekommen die zweite Spritze nicht im empfohlenen Zeitraum.

Staatspräsident Andrés Manuel López Obrador besprach vergangene Woche mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin eine Sputnik-V-Bestellung Mexikos - 24 Millionen Dosen sollen nach Regierungsangaben im Laufe der kommenden zwei Monate geliefert werden. Einen Tag zuvor, am 24. Januar, war bei López Obrador Covid-19 diagnostiziert worden - er ist seitdem in seiner Wohnung im Präsidentenpalast in Mexiko-Stadt isoliert.

Mexiko - mit knapp 130 Millionen Einwohnern auf Platz zehn der bevölkerungsreichsten Länder - hat bislang 159.533 Todesfälle im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie offiziell registriert. Das sind hinter den USA und Brasilien die drittmeisten weltweit. Weil in Mexiko äußerst wenig auf das Virus getestet wird und die sogenannte Übersterblichkeit sehr hoch ist, dürfte die wahre Zahl allerdings noch weit höher liegen.


Verfahren gegen Berlin zu EZB-Urteil? Jourova dringt auf Entscheidung

BRÜSSEL: Im Streit zwischen Berlin und Brüssel um das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu Anleihenkäufen der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte in den kommenden Wochen eine Entscheidung fallen. EU-Kommissionsvize Vera Jourova sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Es wird nicht Monate oder Jahre dauern, das verspreche ich.» Die Kommission sei in Kontakt mit der Bundesregierung, werde die Antworten analysieren und in angemessener Zeit reagieren.

Dann könnte die Behörde ein sogenanntes Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland einleiten, an dessen Ende eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof stehen könnte. Die tschechische EU-Kommissarin betonte: «Für meinen Geschmack dauert das zu lange.» Jourova fügte hinzu: «Ich bin ziemlich leidenschaftlich, bald eine Reaktion zu haben, weil ich denke, dass wir handeln müssen.»

Das Bundesverfassungsgericht hatte den billionenschweren Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB im Mai als teilweise verfassungswidrig eingestuft - und damit zum ersten Mal einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs widersprochen. Die EU-Kommission erinnerte postwendend an den Vorrang europäischen Rechts. Behördenchefin Ursula von der Leyen machte klar, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland zu prüfen. Die EU-Kommission ist in der Staatengemeinschaft für die Überwachung von EU-Recht zuständig.

Jourova betonte nun, das EZB-Urteil berühre die Grundprinzipien der EU - «dass der Europäische Gerichtshof in Luxemburg das letzte Wort hat; dass es ein klares Primat des EU-Rechts gibt, sobald es angenommen ist; dass die Währungspolitik eine exklusive Kompetenz der Union ist». Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts könne sehr schlechte Folgen für Gesamt-Europa haben.


Commerzbank-Aufsichtsrat stimmt Sparplan zu - Milliardenverlust 2020

FRANKFURT/MAIN: Die Commerzbank baut weltweit 10.000 Vollzeitstellen ab und schließt in Deutschland 340 Filialen. Der Aufsichtsrat des Frankfurter Instituts gab in einer Sondersitzung am Mittwoch grünes Licht für den Sparkurs des Vorstands bis ins Jahr 2024. «Die vom Vorstand vorgeschlagene Strategie wird vom Aufsichtsrat inhaltlich und fachlich mitgetragen und die Umsetzung konstruktiv begleitet», teilte die Bank am Abend mit. Die Eckpunkte der Pläne hatte die Commerzbank bereits am vergangenen Donnerstag veröffentlicht.

Der seit 1. Januar amtierende Vorstandschef Manfred Knof will die Bank profitabler machen. Das Geschäftsjahr 2020 schloss der MDax-Konzern wie erwartet mit tiefroten Zahlen ab: Nach vorläufigen Zahlen liege der Konzernverlust bei knapp 2,9 Milliarden Euro, teilte die Bank mit.


Siemens vollzieht den Chefwechsel

MÜNCHEN: Siemens verabschiedet sich von Joe Kaeser. Auf der Hauptversammlung an diesem Mittwoch (10.00 Uhr) übergibt der Manager an seinen Nachfolger Roland Busch. Zudem legt das Unternehmen Zahlen für das abgelaufene erste Geschäftsquartal von Oktober bis Dezember vor. Ersten vorläufigen Informationen zufolge fielen sie gut aus.

Da auch die Aktie jüngst Rekordhöhen erklommen hat, kann sich Kaeser auf eine angenehme letzte Hauptversammlung einstellen. Allerdings dürfte es den Manager, der dem öffentlichen Auftritt durchaus zugetan ist, schmerzen, sich nicht vor großem Publikum in der Olympiahalle, sondern nur in einer virtuellen Veranstaltung zu verabschieden.

Kaeser übergibt Busch ein umstrukturiertes Haus. Unter seiner Ägide verabschiedete sich Siemens endgültig von seiner breiten Aufstellung als Konglomerat. 2018 kam Siemens Healthineers an die Börse, 2020 folgte Siemens Energy. Letzteres begleitet Kaeser noch als Aufsichtsratschef - ganz verlässt er den Siemens-Kosmos also nicht.

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