Nachrichten aus der Wirtschaft am Mittwoch

Fotomontage: DER FARANG
Fotomontage: DER FARANG

US-Notenbank signalisiert weiter Zinssenkung in diesem Jahr

WASHINGTON: Die US-Notenbank Fed stellt weiterhin Zinssenkungen in diesem Jahr in Aussicht. «Fast alle» Mitglieder seien der Ansicht, dass es angemessen wäre, mit der Senkung der Zinsen «irgendwann» in diesem Jahr zu beginnen, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll zur Zinsentscheidung vom 20. März. Der Rückgang der Inflationsraten dürfte sich generell fortsetzen. Es werde aber erwartet, dass dieser Prozess ungleichmäßig verläuft.

Auf ihrer jüngsten Sitzung hatte die Fed ihre Leitzinsen erneut stabil gehalten und für dieses Jahr Senkungen angedeutet. Auch an den Finanzmärkten wird im weiteren Jahresverlauf immer noch mit Zinssenkungen gerechnet.

Die seit der letzten Sitzung veröffentlichten Wirtschaftsdaten dämpften allerdings zuletzt die Zinssenkungserwartungen. So fiel der jüngste Arbeitsmarktbericht robust aus, und im März sind die Inflationsdaten erneut höher als erwartet ausgefallen. Zuletzt hatten einige Vertreter der US-Notenbank Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf sogar ganz infrage gestellt.


Pharmafirmen an Abwasserreinigung beteiligen? EU-Parlament nickt

BRÜSSEL: Das Europaparlament hat eine verpflichtende, starke Kostenbeteiligung von Pharma- und Kosmetikfirmen an der Abwasserreinigung beschlossen. Die Abgeordneten stimmten am Mittwoch in Brüssel mehrheitlich für einen zuvor mit Unterhändlern der EU-Länder ausgehandelten Kompromiss, wonach die Hersteller künftig mindestens 80 Prozent der Kosten tragen müssen. Dies werde durch nationale Gelder ergänzt, damit es keine Engpässe - insbesondere bei Medikamenten - gebe und sie bezahlbar blieben. Durch Arzneien und Kosmetikprodukte kommen den Angaben zufolge Mikroschadstoffe ins Abwasser, die Klärwerke nicht immer herausfiltern könnten.

Darüber hinaus soll Abwasser den neuen Regeln zufolge künftig auch streng hinsichtlich etwa antibiotikaresistenter Erreger, Viren oder Mikroplastik überwacht werden. Die EU-Länder werden außerdem verpflichtet, die Wiederverwendung von behandeltem Abwasser aus allen kommunalen Kläranlagen zu fördern, wo dies angebracht ist - insbesondere in Gebieten mit Wasserknappheit. Die neuen Vorschriften müssen nun auch noch von den EU-Staaten formal angenommen werden, bevor sie in Kraft treten können.

Der Verband kommunaler Unternehmen begrüßte die Pläne. Die Richtlinie sei für die kommunale Abwasserwirtschaft ein «machbares, wenngleich sehr ambitioniertes Programm», sagte Vizepräsident Karsten Specht. Die größte Neuerung sei die sogenannte erweiterte Herstellerverantwortung, also die Beteiligung der Kosmetik- und Pharmaindustrie an den Kosten der Abwasserbehandlung. «Zahlen müssen alle Hersteller, die ihre Produkte in der EU verkaufen. Nachteile für heimische Hersteller werden so vermieden.»


Sportwagenbauer Porsche verkauft etwas weniger Autos

STUTTGART: Porsche hat zu Jahresbeginn etwas weniger Sport- und Geländewagen verkauft. Weltweit wurden von Januar bis März 77.640 Fahrzeuge ausgeliefert. Das waren vier Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, wie der Stuttgarter Autobauer am Mittwoch mitteilte. Das Minus geht auf Rückgänge im wichtigsten Automarkt China und in Nordamerika zurück. Dorthin wurden jeweils fast ein Viertel weniger Fahrzeuge exportiert.


BGH stärkt Käufern von Gebrauchtwagen bei Mängeln den Rücken

KARLSRUHE: Verkäufer von Gebrauchtwagen können sich bei Rechtsstreits über Reparaturkosten nicht auf Verschleiß berufen, wenn vorher ein bestimmter Zustand der beanstandeten Teile vereinbart wurde. Wenn ein Vertrag sowohl Angaben über eine konkrete Beschaffenheit als auch einen Ausschluss jeglicher Sachmängelhaftung enthalte, seien die Punkte getrennt voneinander zu betrachten, urteilte der Bundesgerichtshof (BGH).


Nachfrage nach Konsumentenkrediten gesunken

FRANKFURT/BERLIN: Die Kreditbanken in Deutschland haben im vergangenen Jahr die Konsumzurückhaltung der Menschen zu spüren bekommen. Die auf Finanzierungen von Konsum- und Investitionsgütern spezialisierten Institute vergaben Konsumkredite im Gesamtwert von 52,7 Milliarden Euro an Privatkunden. Das waren nach Angaben des Bankenfachverbandes vom Mittwoch 7,3 Prozent weniger als im Vorjahr.


Studie: Hersteller kappen Rabatte für Elektroautos

BOCHUM: Autohersteller haben einer Analyse zufolge ihre Rabatte für Elektrofahrzeuge im April zurückgefahren. Im Schnitt wurden auf dem deutschen Markt bei Internetvermittlern nur noch 12,6 Prozent Nachlass gewährt, berichtete das CAR-Center Automotive Research. Bei vergleichbaren Verbrennermodellen gab es einen durchschnittlichen Nachlass von 16,9 Prozent. Im Vormonat hatte es mit 16,2 Prozent höhere Kaufanreize für E-Autos gegeben.


Umfrage: Deutsche Firmen klagen über unfairen Wettbewerb in China

PEKING: Vor dem China-Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Auslandshandelskammer (AHK) auf anhaltende Probleme deutscher Firmen in China aufmerksam gemacht. In einer Umfrage beklagten rund zwei Drittel der in der Volksrepublik tätigen Firmen unfairen Wettbewerb, wie die AHK am Mittwoch mitteilte. Nachteile entstehen demnach etwa durch erschwerten Marktzugang. Zudem seien die Regierung, lokale Behörden und öffentliche Ausschreibungen für die Firmen schwerer zugänglich.


EU-Wettbewerbshüter genehmigen milliardenschwere deutsche Staatshilfen

BRÜSSEL: Die Wettbewerbshüter der EU haben deutsche Staatshilfen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen von Industrieunternehmen genehmigt. Eine mit 2,2 Milliarden Euro ausgestattete Beihilferegelung erfülle die Voraussetzungen und sei erforderlich und geeignet, um den grünen Wandel zu beschleunigen, teilte die Kommission am Mittwoch mit.


Ostbeauftragter hofft auf sinkende Gaspreise mit LNG-Terminal Mukran

BERLIN/MUKRAN: Der Ostbeauftragte Carsten Schneider hat die rasche Genehmigung des Flüssiggas-Terminals auf der Insel Rügen begrüßt - und hofft nun auf sinkende Gaspreise. «Die deutsche und europäische Energieunabhängigkeit und Versorgungssicherheit sind dadurch wesentlich gestärkt», sagte der SPD-Politiker am Mittwoch. Der Betreiber Deutsche ReGas kann nun auf Rügen Flüssigerdgas (LNG) anlanden und nach der Umwandlung in Gas in das deutsche Verteilnetz einspeisen.


Inflationsrate in USA steigt stärker als erwartet

WASHINGTON: Der Preisauftrieb in den USA hat sich im März unerwartet deutlich beschleunigt. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,5 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einer Rate von 3,4 Prozent gerechnet. Im Februar hatte sie noch bei 3,2 Prozent gelegen. Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise im März um 0,4 Prozent. Hier war ein Anstieg von 0,3 Prozent erwartet worden.


Eurokurs gefallen - EZB-Referenzkurs: 1,0860

FRANKFURT/MAIN: Der Euro-Kurs ist am Mittwoch gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0860 (Dienstag: 1,0867) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9208 (0,9202) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85515 (0,85663) britische Pfund, 164,89 (164,97) japanische Yen und 0,9810 (0,9819) Schweizer Franken fest.


Insolvenzverwalter: Mehr als 70 Galeria-Filialen sollen fortgeführt werden

ESSEN: Die neuen Eigentümer der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof werden voraussichtlich mehr als 70 der 92 Filialen fortführen. Das teilte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Mittwoch in Essen mit. Bei den neuen Eigentümern handelt es sich um ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz. Die Vereinbarung über die Übernahme tritt nur in Kraft, wenn das Amtsgericht Essen und die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zustimmen.


Volkswirte kritisieren Forschungspolitik: EU bei Hightech abgehängt

MÜNCHEN/BRÜSSEL: Volkswirte aus Frankreich, Deutschland und Italien haben die EU-Forschungspolitik als unzulänglich und bürokratisch kritisiert. Der Nobelpreisträger Jean Tirole von der Toulouse School of Economics sagte am Mittwoch: «Die EU verliert den Wettlauf um Innovationen.» Ihre völlige Abwesenheit in der Gruppe der Top-20-Tech-Unternehmen und der Top-20-Start-ups sei bedrohlich. Das gehe zulasten von Wohlstand und geopolitischem Einfluss.

Im Europäischen Innovationsrat (EIC) säßen zu viele Beamte und zu wenige Wissenschaftler. Für bahnbrechende Innovationen aus Europa sollte die EU die politische Kontrolle über wissenschaftliche Entscheidungen verringern, mehr führende Wissenschaftler einbeziehen und diesen mehr Ermessensspielraum einräumen, fordern die Volkswirte in ihrem am Mittwoch in Brüssel veröffentlichten Bericht. Bisher gebe die EU nicht nur zu wenig für Forschung und Entwicklung aus, sondern konzentriere sich zudem auf Mid-Tech-Branchen. In wachsenden Hightech-Branchen wie der digitalen Wirtschaft dagegen werde Europa «immer weiter abgehängt», sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Mehr Geld könnte durch die Umverteilung eines Großteils des Budgets des Europäischen Innovations- und Technologieinstituts (EIT) zur Verfügung gestellt werden - das habe bisher offenbar nur wenig erreicht, kritisierten die Volkswirte. Im Vergleich zu den USA seien «die Bewerbungs- und Auswahlverfahren in der EU extrem bürokratisch und unterliegen einem starren, komplizierten Regelwerk.» Um die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu verbessern, muss sie ihre Forschungspolitik stärker auf bahnbrechende Innovationen konzentrieren, sagte Fuest. Der Bericht «EU Innovation Policy - How to Escape the Middle Technology Trap?» wurde unter der Leitung von Tirole, Fuest und dem Mailänder Wirtschaftswissenschaftler Daniel Gros erstellt.


Ölpreise stagnieren auf erhöhtem Niveau

SINGAPUR: Die Ölpreise haben sich am Mittwochmorgen auf erhöhtem Niveau gehalten. Im frühen Handel kostete ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni 89,43 Dollar und damit etwa so viel wie am Tag zuvor. Der Preis für die US-Sorte WTI zur Lieferung im Mai stieg geringfügig auf 85,27 Dollar.

Nach wie vor bewegen sich die Preise knapp unterhalb ihrer höchsten Stände seit Oktober. Die zahlreichen geopolitischen Krisen, allen voran die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen, haben die Risikoaufschläge steigen lassen. Zudem halten große Förderländer wie Saudi-Arabien und Russland ihr Angebot knapp.

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