Wandteppich von Bayeux fragiler als gedacht

​Nach Experten-Analyse

Ein Wandteppich, der in den frühen 1800er Jahren gewebt und nach dem Brand in der Kathedrale Notre Dame im April 2019 gerettet wurde. Foto: epa/Julien De Rosa
Ein Wandteppich, der in den frühen 1800er Jahren gewebt und nach dem Brand in der Kathedrale Notre Dame im April 2019 gerettet wurde. Foto: epa/Julien De Rosa

PARIS: Der weltberühmte Wandteppich von Bayeux ist laut einer Zustandsanalyse fragiler als gedacht. Experten haben an der Tapisserie aus dem 11. Jahrhundert 24.204 Flecken, 16.445 Falten, 30 Risse und 9646 Lücken in Stickereien und Leintuch nachgewiesen. Vor allem die ersten Meter des fast 70 Meter langen Kunstwerks seien von größerer Zerbrechlichkeit, wie aus der vom französischen Kulturministerium veröffentlichten Expertise hervorgeht.

Der Bildteppich sei bis zum Ende seiner Restaurierung, die im Jahr 2024 beginnen soll, nicht transportierbar, sagte Antoine Verney, Chefkurator des Museumsverbundes der Stadt Bayeux in der Normandie. Damit dürfte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sein Versprechen, den Wandteppich 2022 an England auszuleihen, wohl nicht halten können.

Verney zweifelt auch daran, ob die Tapisserie nach der Restaurierung bewegt werden darf. Wie er der Fachzeitschrift «Connaissance des Arts» sagte, habe man allein für den Transport für die Zustandsanalyse 50 Personen gebraucht. Die Restaurierung ist zeitgleich zur Schließung des Tapisserie-Museums geplant, das zwischen 2024 und 2026 renoviert und umgebaut werden soll.

Macron hatte 2018 anlässlich eines Treffens mit der damaligen Premierministerin Theresa May die Leihgabe an Großbritannien versprochen. Der Wandbehang, der die Eroberung Englands durch die Normannen im Jahr 1066 darstellt, gilt als eines der bemerkenswertesten Bilddenkmäler des Hochmittelalters. Viele Historiker glauben, dass er in England gestickt wurde.

Der Teppich hat die Stadt Bayeux nur zweimal verlassen. Einmal ließ ihn Napoleon nach Paris holen. Das zweite Mal reiste er, um ihn vor den deutschen Besatzern in Schutz zu bringen.

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