Nach Eskalation im Zollstreit

​Chinas Premier wirbt für Freihandel

Foto: epa/Jerome Favre
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WASHINGTON/PEKING/BERLIN (dpa) - US-Präsident Trump hat den Handelskonflikt mit China dramatisch verschärft. Chinas Regierungschef hält sich mit direkter Kritik zurück - und umwirbt internationale Investoren. Die deutsche Wirtschaft verfolgt den Streit dennoch mit großer Sorge.

Vor dem Hintergrund des Handelsstreits mit den USA hat Chinas Premierminister Li Keqiang den globalen Freihandel verteidigt. «Es ist wichtig, dass wir die Grundprinzipien des Multilateralismus und des Freihandels aufrechterhalten», sagte er am Mittwoch auf dem «Sommer-Davos» genannten Weltwirtschaftsforum in Tianjin. Ohne den sich zuspitzenden Handelskonflikt seines Landes mit den USA direkt anzusprechen, sagte Li, dass Streitigkeiten durch Gespräche gelöst werden müssten. Die Abschottung einzelner Staaten sei keine Lösung.

Der deutsche Außenhandelsverband BGA warnte, Chinas Gegenreaktion auf den jüngsten Eskalationsschritt der US-Regierung könnte - auch jenseits neuer Zölle - drastisch ausfallen und die Risiken für die gesamte Weltwirtschaft erhöhen.

Mit seiner Rede umwarb der chinesische Premier die Investoren und anderen Teilnehmer des jährlichen Treffens, das zum zwölften Mal in China stattfindet. Er versicherte den Anwesenden, dass sein Land die Öffnung seiner Wirtschaft «mit größerer Geschwindigkeit» fortsetzen und Hürden für ausländische Firmen reduzieren werde. Zudem werde China das durchschnittliche Zollniveau weiter senken.

Li machte seine Bemerkungen nur Stunden später, nachdem der Handelsstreit der beiden größten Volkswirtschaften der Welt eine neue Eskalationsstufe erreicht hatte. US-Präsident Donald Trump hatte den Konflikt durch neue Sonderzölle auf China-Importe im Wert von weiteren 200 Milliarden Dollar befeuert. Das Handelsministerium in Peking reagierte umgehend und kündigte Vergeltung an. So sollen US-Importe im Wert von 60 Milliarden Dollar mit Extrazöllen belegt werden. China kann Vergeltung mit eigenen Strafzöllen auf Importe aus den USA allerdings nur begrenzt üben, weil das Land deutlich weniger Waren aus den Vereinigten Staaten einführt als andersherum.

Der Zollstreit zwischen den Wirtschaftsgroßmächten verunsichert auch den deutschen Außenhandel. Nach der Verkündung der neuen US-Zölle sagte der Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Holger Bingmann, der «Rheinischen Post»: «Bisher war ich vorsichtig optimistisch, dass Handelsgespräche zu einem positiven Ergebnis führen könnten. Dass Trump nun tatsächlich noch diesen Zoll-Hammer rausholt, versetzt mich in tiefe Unruhe.»

Die Regierung in Peking habe bislang vergleichsweise besonnen agiert, sagte er. «Ich will mir aber gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn die Chinesen zu anderen, härteren Mitteln greifen würden. Sie könnten zum Beispiel im großen Umfang Kapital aus den USA abziehen», warnte Bingmann. «Dann müssten die USA auf einmal Hunderte Milliarden zurückzahlen. Das würde eine weltwirtschaftliche Krise auslösen.»

Trump hatte bereits zuvor erklärt, er werde im Fall chinesischer Vergeltung «die dritte Phase» einleiten und weitere Waren im Wert von 267 Milliarden Dollar mit Sonderzöllen belegen. Das wäre dann praktisch das gesamte Einfuhrvolumen der USA aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Trump verfolgt das Ziel, das immense Handelsdefizit der USA mit China einzudämmen. Die Verhängung zusätzlicher Zölle hat bisher allerdings nicht dazu geführt. Im Juli und August war das Handelsdefizit gegenüber China noch gewachsen.

Angesichts der Abschottungspolitik von Trump und internationaler Handelskonflikte korrigierte das Institut der deutschen Wirtschaft seine Konjunkturprognose nach unten. Für 2018 gehen die Forscher jetzt nur noch von einem Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent aus, das sind 0,2 Prozentpunkte weniger als im Frühjahr erwartet. Vor allem die «America first»-Politik von Trump sowie der Handelskonflikt mit China wirkten sich spürbar auf den Welthandel und damit auf die deutsche Wirtschaft aus, erklärte das arbeitgebernahe Institut in Köln. Zusätzlich gebremst werde die Konjunktur durch teurere Energie.

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TheO Swisshai 22.09.18 15:34
Trump Superstar
Sogar wenn Trump recht hätte und die Chinesen wirklich ein soo gemeines, unfaires Spiel im Handel mit den USA betreiben würden, hat sich doch längst gezeigt, dass seine Massnahmen nichts taugen und uns allen nur schaden Steht alles im Text; "Trump verfolgt das Ziel, das immense Handelsdefizit der USA mit China einzudämmen. Die Verhängung zusätzlicher Zölle hat bisher allerdings nicht dazu geführt. Im Juli und August war das Handelsdefizit gegenüber China noch gewachsen." - "Vor allem die «America first»-Politik von Trump sowie der Handelskonflikt mit China wirkten sich spürbar auf den Welthandel und damit auf die deutsche Wirtschaft aus, erklärte das arbeitgebernahe Institut in Köln" - Wo sind alle die Erfolge des grössten, besten, schönsten, intelligentisten und verlogensten Präsidenten der USA alles Zeiten ? Pardon.... Präsident der USA und dem restlichen unbedeutenden Teil des Universumus.
Alois Amrein 22.09.18 10:30
Der chinesische Proktektionismus wackelt
«Es ist wichtig, dass wir die Grundprinzipien des Multilateralismus und des Freihandels aufrechterhalten.» So China, aber gerade China missachtet die Prinzipien des Freihandels systematisch mit bürokratischen Hindernissen und hohen Zöllen auf Importe aus westlichen Ländern, genau gleich in Thailand. Ich bin kein Freund von Trump, aber hier hat seine Politik mit den Importzöllen eine heilsame Wirkung, indem sie den aisiatischen Ländern, also auch Thailand, klarmacht, dass man nicht einerseits vom freien Handel profitieren kann im Export von einheimischen Produkten, aber andererseits Importe aus Übersee mit schikanösen Zöllen von 100% oder noch mehr auf dem Warenwert behindern kann. Gilt explizit auch für Thailand, wo der Import von im Ausland produzierten Fahrzeugen mit 100% Importtax belastet werden. Die EU kann das ja mal auf thailändische Exporte einführen, dann kommen die Bürokraten in Bangkok auf die Welt.

Mike Dong 20.09.18 21:16
@Hr.Kerb / "Aus den Augen verloren"
Umgekehrt wird ein Schuh draus: China ist der größte Gläubiger der USA.
Ingo Kerp 20.09.18 13:16
Trump hat wohl aus den Augen verloren, das die USA der groeßte Gläubiger der Chinesen sind.
TheO Swisshai 20.09.18 04:36
David Hermann / Schuldenquoten
Um Ihre Aussagen etwas zu relativieren und für Laien eine Vergleicmöglichkeit zu geben, hier noch einige ergänzende Angaben zu Ihren Zahlen. Die Schuldenquote der USA ist ähnlich Italien und Frankreich. Richtig, und ausserdem ähnlich Eritrea, Sudan, Gambia, Kongo, Jamaika, Mosambik! 170 weitere Staaten haben bessere Schuldenquoten als die USA. Wieso hat eigentlich die weltgroesste und innovativste Volkswirtschaft, so viele Schulden ? Ist das etwa gut ?