Missio beklagt mangelnde Friedensbemühungen

Tropeninsel und religiös gespaltenes Land

Archivfoto: epa/M.a.pushpa Kumara
Archivfoto: epa/M.a.pushpa Kumara

AACHEN (dpa) - Nach den verheerenden Anschlägen in Sri Lanka hat das katholische Hilfswerk Missio mangelndes Versöhnungsengagement in dem lange von einem Bürgerkrieg zerrissenen Land beklagt. «Nach wie vor fehlt es an Bemühungen, gemeinsam Wege des Friedens und der Versöhnung zu gehen und der gesamten Bevölkerung ein Leben in voller Achtung ihrer persönlichen Würde zu ermöglichen», klagte Prälat Klaus Krämer, Präsident von Missio Aachen, am Ostersonntag.

Die tropische Insel Sri Lanka an der Südspitze Indiens sei zehn Jahre nach dem Bürgerkrieg nur scheinbar zur Ruhe gekommen. Im Inneren des Landes schwele noch immer der Konflikt zwischen den beiden größten ethnischen Gruppen - den buddhistischen Singhalesen und den hinduistischen Tamilen. Vor allem die im Krieg unterlegenen Tamilen beklagten weiterhin schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen durch den Staat.

Auch die Verbrechen des Bürgerkrieges seien immer noch nicht aufgearbeitet, das Schicksal von Zehntausenden Verschwundenen noch nicht aufgeklärt. Fundamentalistische buddhistische Organisationen versuchten immer noch, ethnische Konflikte religiös aufzuladen, beklagte Missio. Darunter hätten in der Vergangenheit auch Christen und Muslime gelitten.

Die offizielle Hauptstadt mit dem Regierungssitz heißt Sri Jayewardenepura, de facto gilt aber Colombo als Hauptstadt. Das Land ist religiös gespalten. Die Tropeninsel mit ihren knapp 21 Millionen Einwohnern ist mehrheitlich buddhistisch. Rund 12,6 Prozent der Bevölkerung sind Hindus, 9,7 Prozent Muslime und 7,4 Prozent Christen. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der verschiedenen Religionsgemeinschaften.

Seit Ende des Bürgerkriegs im Mai 2009 wurden nach Angaben des Auswärtigen Amts in Sri Lanka bis zum 21. April 2019 keine Terroranschläge mehr verübt. Militär und Polizei seien aber «weiterhin sichtbar präsent». Im Bürgerkrieg von 1983 bis 2009 kämpften die «Befreiungstiger von Tamil Eelam» (LTTE) für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden der Insel. Die Tamilen sind zumeist Hindus. Die LTTE verübte im ganzen Land Selbstmordanschläge und sprengte Züge in die Luft. Die Armee bombardierte das Siedlungsgebiet der Tamilen. Schätzungen zufolge starben während des Bürgerkriegs an die 100 000 Menschen.

Die LTTE wurde unter anderem von der Europäischen Union als Terrororganisation eingestuft. Auch der staatlichen Armee werden Kriegsverbrechen vorgeworfen. Heute ist die LTTE zerschlagen. Doch der Konflikt schwelt weiter. Etliche Tamilen suchen noch nach Angehörigen, die nach 2009 in Internierungslager der Armee kamen und seitdem verschwunden sind. Menschenrechtsorganisationen berichten von bis heute anhaltende Entführungen, Vergewaltigungen und Folter von Tamilen durch Sicherheitskräfte.

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