Erneut Drohbrief an Regierungsmitglied

​Messer im Umschlag 

Spaniens Industrie- und Handelsministerin Reyes Maroto zeigt in Madrid ein Foto des blutigen Messers, das sie in einem Umschlag erhalten hatte. Foto: epa/Luca Piergiovanni
Spaniens Industrie- und Handelsministerin Reyes Maroto zeigt in Madrid ein Foto des blutigen Messers, das sie in einem Umschlag erhalten hatte. Foto: epa/Luca Piergiovanni

MADRID: In Spanien hat erneut ein Mitglied der linken Regierung einen Drohbrief erhalten. Das Büro von Industrie-, Handels- und Tourismusministerin Reyes Maroto bekam am Montag einen Umschlag mit einem scheinbar blutverschmierten Klappmesser, wie die Behörden mitteilten. Der mutmaßliche Absender wurde jedoch in diesem jüngsten Fall nach Medienberichten schon nach wenigen Stunden identifiziert. Es handele sich um einen Mann «mit psychischen Problemen», gegen den inzwischen Anzeige erstattet worden sei, berichteten der Radiosender Cadena Ser und andere Medien unter Berufung auf Ermittlerkreise.

Wie zahlreiche andere Politiker und weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens reagierte auch Ministerpräsident Pedro Sánchez empört: «Basta! Wir werden es nicht zulassen. Wir werden nicht zulassen, dass der Hass das Zusammenleben in Spanien beherrscht», schrieb der sozialistische Politiker auf Twitter.

In einer ersten Reaktion zeigte sich Maroto ebenfalls kämpferisch. Auf Twitter postete die 47 Jahre alte Wirtschaftsprofessorin: «Drohungen und Gewalt werden die Stimme der Demokratie niemals zum Schweigen bringen. Die Freiheit wird sich durchsetzen.»

Erst vor wenigen Tagen hatten Innenminister Fernando Grande-Marlaska, der Chef des Koalitions-Juniorpartners Unidas Podemos (UP), Pablo Iglesias, sowie auch die Direktorin der Polizeieinheit Guardia Civil, María Gámez, Drohbriefe mit Gewehrkugeln erhalten.

Das politische Klima in Spanien wird vor dem Hintergrund der für den 4. Mai angesetzten Wahl in der Region Madrid immer rauer. Am Freitag war eine Live-Debatte der Kandidaten im Radiosender Cadena Ser nach einem heftigen Wortgefecht abgebrochen worden. Iglesias, der seinen Posten als Vizeregierungschef von Ministerpräsident Pedro Sánchez jüngst zur Verfügung gestellt hatte, um in Madrid als Spitzenkandidat von UP anzutreten, verließ die Runde erbost, weil die Kandidatin der rechtspopulistischen Partei Vox, Rocío Monasterio, den an ihn gesandten Drohbrief nicht verurteilen wollte und sogar gesagt hatte: «Dieser Regierung glaube ich nichts.»

Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso geht mit dem Slogan «Freiheit oder Kommunismus» als haushohe Favoritin ins Wahlrennen. Umfragen zufolge wird ihre konservative Volkspartei (PP) die angestrebte absolute Mehrheit aber nicht erreichen. Die Frage, ob sie eine Koalition mit Vox eingehen wolle, ließ sie bisher unbeantwortet.

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