Mailänder Fashion Week: Die Gucci-Revolution

Ein Fotomodell präsentiert eine Kreation der italienischen Marke Gucci. Foto: epa/Jeon Heon-kyun
Ein Fotomodell präsentiert eine Kreation der italienischen Marke Gucci. Foto: epa/Jeon Heon-kyun

MAILAND: Zeitenwende bei Gucci: Gleich mit seiner Debütkollektion hat der neue Kreativdirektor Sabato De Sarno alles pulverisiert, wofür die Marke in den letzten Jahren stand. Den fantasievollen Maximalismus seines Vorgängers ersetzte er durch einen coolen, sexy Purismus. Zu erleben war das am Freitagnachmittag auf der Mailänder Fashion Week, wo bis zum Montag die Damenkollektionen Frühjahr/Sommer 2024 präsentiert werden.

Es ging denkbar schlecht los für den Neuen. Statt wie geplant auf den Straßen des Mailänder Künstlerviertels Brera defilieren zu lassen, zwangen ihn die Wetterprognosen zu einem kurzfristigen Umzug in das Gucci-Hauptquartier am anderen Ende der Stadt.

Dort schickte Sabato De Sarno seine Models auf imposanten Plateau-Sohlen durch den Saal. Dazu trugen sie ultrakurze Minis und Hotpants zu Bandeau-Tops, Hoodies oder Strickpullovern oder sehr eleganten Blazern mit breitem Revers. Einige Tops öffnen sich mit einem tiefen V fast bis zum Bauchnabel, andere erinnern an Unterhemden. Lange Mäntel wechseln sich mit Cabanjacken ab. Leder prägt die Kollektion vom Tag bis in das Abendthema, dort dann zum Beispiel in Kombination mit Spitze für kurze Kleider im Lingerie-Stil.

Sabato De Sarno kam mit viel Erfahrung in der Luxusmode zu Gucci. Er entwarf für Prada, Dolce & Gabbana und zuletzt für Valentino, ohne jedoch die eine Marke prägende Funktion des Kreativdirektors bekleidet zu haben.

Sein Vorgänger Alessandro Michele hatte Gucci mit einer vor Referenzen überbordenden, geschlechtsneutralen Ausrichtung eine neue Identität gegeben und für einen weltweiten Hype gesorgt. Doch zuletzt zeigte sich der Luxuskonzern Kering als Eigentümer der Marke unzufrieden mit der Umsatzentwicklung. Eine geforderte Neuausrichtung der Mode wollte Michele nicht verantworten. Es kam zur Trennung.

Nun soll es Sabato De Sarno richten. Sein Debüt erinnerte an vielen Stellen an einen anderen Erfolgsdesigner der Gucci-Geschichte. Tom Ford hatte mit seiner coolen Sexyness von 1994 bis 2004 eine ganze Ära geprägt.

Als Namen wählte De Sarno für seine Kollektion «Ancora» - auf Deutsch, noch, noch einmal. «Ich will, dass sich die Leute wieder in Gucci verlieben», erklärte er in einem Interview mit dem Magazin «Vogue» sein Anliegen. Schon Tage vor der Show prangte der Schriftzug weltweit auf Werbebannern und Häuserwänden. Eine Straßenbahn trug ihn durch Mailand.

Am Wochenende präsentieren sich auf der Mailänder Fashion Week mit unter anderem Dolce & Gabbana und Giorgio Armani nun noch weitere Hochkaräter der italienischen Mode.

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