«Lang lebe die Königin» mit Elsner

22. Juni: Ein Vermächtnis

Dr. Thomas Feiffer (Marcus Mittermeier), früherer Schulfreund von Sohn Leon, behandelt die krebskranke Rose Just (Hannelore Elsner) in einer Szene des Films «Lang lebe d... Foto: Marc Reimann/Br/ard Degeto/orf/neue Schönhauser Filmproduktion /dpa
Dr. Thomas Feiffer (Marcus Mittermeier), früherer Schulfreund von Sohn Leon, behandelt die krebskranke Rose Just (Hannelore Elsner) in einer Szene des Films «Lang lebe d... Foto: Marc Reimann/Br/ard Degeto/orf/neue Schönhauser Filmproduktion /dpa

MÜNCHEN: Was müssen einem da für Gefühle durch den Kopf gehen? Eine todkranke Frau zu spielen, wenn man selbst sterbenskrank ist? Hannelore Elsners Tod ist jetzt schon mehr als drei Jahre her. Am 21. April 2019 starb sie mit 76 Jahren an Krebs. Unmittelbar davor hatte sie noch ihren letzten Film gedreht - als krebskranke Mutter stand sie vor der Kamera. In «Lang lebe die Königin» spielt sie die rabiate und oft gnadenlose Mutter Rose Just, die unheilbar erkrankt ist und dennoch nicht damit aufhört, der Tochter das Leben schwer zu machen.

An diesem Mittwoch wiederholt das Erste diesen Film, der zum Vermächtnis der großen Schauspielerin geworden ist - er war im Jahr 2020 erstmals zu sehen. Weil ihre Krankheit während der Dreharbeiten übermächtig wurde, sprangen fünf hochkarätige Schauspiel-Kolleginnen ein, um die fehlenden Szenen zu drehen, die Elsner selbst nicht mehr vollenden konnte: Iris Berben, Gisela Schneeberger, Hannelore Hoger, Eva Mattes und Judy Winter.

Es ist ein Konzept, das US-Regisseur Terry Gilliam in Hollywood auch schon anwandte, als Heath Ledger 2008 während der Dreharbeiten zu seinem letzten Film «Das Kabinett des Doktor Parnassus» starb. Für ihn sprangen damals Johnny Depp, Jude Law und Colin Farrell ein. Es wurde Ledgers letzter Film und gleichzeitig eine Hommage an ihn.

Die fünf treten nun jede in jeweils einer Szene auf - und zeigen damit auch, was Schauspiel-Deutschland mit Elsner verloren hat. So herausragend die fünf in ihren eigenen Rollen sicher sind - Elsner spielt sie als Rose, eine zerrissene Persönlichkeit zwischen Lebenslust und erbarmungsloser Härte, posthum alle an die Wand.

Im Zentrum des Films über die an Krebs sterbende Frau steht die komplizierte, oft schmerzerfüllte Beziehung zu ihrer Tochter Nina (Marlene Morreis), die verzweifelt um die Anerkennung und die Liebe ihrer Mutter kämpft, sie aber auch dann nicht bekommt, als Rose im Sterben liegt. An Elsners Seite glänzt Günther Maria Halmer als bedingungslos liebender Partner Werner.

Eine Tragikomödie soll es sein, deren Tragik das Komödiantische aber auch deshalb überlagert, weil jedem Zuschauer klar sein muss, dass Elsner ihr eigenes Schicksal, ihren eigenen Tod, in ihrer Rolle vorwegnimmt. In ihrer letzten Szene ihres letztes Filmes liegt sie im Sarg.

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