Lage in den Alpen noch ernst

Sonnenstunden statt Schneewolken

Foto: epa/Arno Burgi
Foto: epa/Arno Burgi

INNSBRUCK/SALZBURG (dpa) - Blauer Himmel kämpft sich durch die Schneewolken. In den Alpen scheint das Schlimmste vorbei zu sein. Aber allenthalben gilt noch große Vorsicht. Eine Lawine vertrieb Gäste eines Hotels.

In den Alpen ist trotz des Endes des zweiwöchigen Dauer-Schneefalls die Lawinengefahr hoch. «Die Situation bleibt ernst», erklärte der Lawinenwarndienst Salzburg am Dienstag in seinem Lagebericht. In vielen Regionen galt die zweithöchste Lawinenwarnstufe. Eine Schneewalze traf in der Nacht ein Hotel und ein Appartementhaus in Ramsau am Dachstein.

Die 60 Gäste und Angestellten konnten die Gebäude laut Polizei unverletzt verlassen. Viele Fenster der Häuser wurden durchschlagen, Schnee drang in die Räume ein. Geparkte Autos wurden durch die Wucht der Lawine verschoben und verschüttet. «Es war ein Glück, und wir sind froh, dass die Lawine nicht vier Stunden früher abgegangen ist, als alle Gäste beim Abendessen gesessen sind», sagte Heribert Eisl von der Lawinenkommission am Dienstag.

«Für Wintersport abseits gesicherter Pisten sind die Verhältnisse sehr gefährlich», unterstrich auch der Lawinenwarndienst Tirol. Größere Neuschneemengen sind aktuell nicht in Sicht. Für Mittwoch und Donnerstag wird durchaus freundliches Wetter erwartet.

Die Tourismusbranche in Österreich hat wegen der gewaltigen Schneefälle zurzeit Einbußen zu verzeichnen. «Die kurzfristigen Buchungen sind in der letzten und in dieser Woche teilweise um die Hälfte zurückgegangen. Da ist schon ein Loch entstanden», sagte Petra Nocker-Schwarzenbacher, Tourismusobfrau der österreichischen Wirtschaftskammer, der Deutschen Presse-Agentur. Tourismusbetriebe in Ländern wie Kärnten, in denen es kein Schneechaos gab, hätten davon profitiert. Insgesamt sei die Stimmung aber gut, es gebe in der Branche wegen der starken Schneefälle kein großes Wehleiden. Die Anfragen für Februar, März und April seien spürbar gestiegen.

Die Urlauber hätten in diesen Tagen aber viele Fragen, sagt Jörn Homburg, Sprecher der Bergbahnen Oberstdorf/Kleinwalsertal in Bayern. «Die Leute fragen, ob wir überhaupt erreichbar sind und ob wir noch genügend zu essen haben.» Hungern muss freilich niemand - auch wenn in fünf Landkreisen Bayerns der Katastrophenfall ausgerufen wurde.

Auch am Dienstag waren zunächst mehr als 100 Straßen in Österreich wegen Lawinengefahr gesperrt. Die Behörden gingen aber von einer baldigen merklichen Entspannung der Lage aus. Im Bundesland Salzburg waren in der Nacht zum Dienstag nach Angaben der Landesregierung 41 000 Menschen zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten. In Tirol war der Skiort Sölden zunächst weiterhin nicht auf der Straße erreichbar. Das galt auch für Zürs und Lech am Arlberg.

In Österreich sind in diesem Winter nach vorläufigen Daten bisher zehn Menschen in Lawinen ums Leben gekommen. Das sind für den Zeitraum vom 1. November bis Mitte Januar fast doppelt so viele wie im langjährigen Durchschnitt, wie das Österreichische Kuratorium für alpine Sicherheit am Dienstag auf Anfrage mitteilte. Allein in Tirol und Vorarlberg starben den Erhebungen des Kuratoriums und der Alpinpolizei zufolge acht Wintersportler unter den Schneemassen. Seit dem 1. November verunglückten in den österreichischen Bergen insgesamt 39 Menschen tödlich.

Die extremen Neuschneemengen im Alpenraum seit Jahresanfang haben nach Angaben des Hydrographischen Diensts in Österreich regional ein Fünftel oder sogar ein Viertel der gesamten Jahresniederschlagsmenge gebracht. «Das Niederschlagsdefizit des Jahres 2018 in den schneereichen Gebieten Österreichs, ist mit den Niederschlägen in den ersten beiden Wochen des Jahres 2019 mehr als ausgeglichen worden», schreibt der Dienst auf der Website des Tourismus-Ministeriums.

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