Fariñas beginnt 28. Hungerstreik

Nach einer Woche Hungerstreik wird der kubanische Dissident Guillermo Farinas in die Intensivstation eingeliefert. Archivfoto: epa/Chema Moya
Nach einer Woche Hungerstreik wird der kubanische Dissident Guillermo Farinas in die Intensivstation eingeliefert. Archivfoto: epa/Chema Moya

SANTA CLARA: Der bekannte kubanische Dissident Guillermo «Coco» Fariñas ist zum 28. Mal in den Hungerstreik getreten. Der Sacharow-Preisträger erklärte am Montag in der Stadt Santa Clara über soziale Medien, er befinde sich im Hungerstreik und nehme auch kein Wasser mehr zu sich. Bei der Rückkehr aus den USA am Freitag seien ihm am Flughafen seine Koffer nicht zurückgegeben worden. Er sei nun aufgefordert worden, diese beim Zoll abzuholen, vermute aber eine Falle des Geheimdienstes. Fariñas stellte mehrere Forderungen auf - darunter die Freilassung aller politischen Häftlinge in Kuba und die Aufhebung des Abkommens der EU mit Kuba über politischen Dialog und Zusammenarbeit von 2017.

Der 61-Jährige hatte im Jahr 2010 mit einem 135 Tage langen Hungerstreik internationale Aufmerksamkeit erregt und dazu beigetragen, dass der kommunistische Einparteienstaat Dutzende inhaftierte Dissidenten freiließ. Diese sogenannte Gruppe der 75 war 2003 wegen angeblichen Söldnertums im Dienste der USA zu langen Haftstrafen verurteilt worden, ihr Schicksal ging als «Schwarzer Frühling» in die Geschichte ein. Für seine Bemühungen um die Menschenrechte in Kuba durch damals bereits mehr als 20 Hungerstreiks verlieh das Europaparlament dem Psychologen 2010 den Sacharow-Preis für geistige Freiheit. Weil ihm die kubanische Regierung zunächst die Ausreise verweigerte, konnte er die Auszeichnung erst drei Jahre später entgegennehmen.

Nach Angaben von Menschenrechtlern gibt es in Kuba mehr als 1000 politische Häftlinge. Hunderte Menschen wurden nach ihrer Teilnahme an friedlichen Massenprotesten am 11. und 12. Juli 2021 inhaftiert - der Deutsch-Kubaner Luis Frómeta Compte etwa erhielt 15 Jahre Haft.

Einer der freigelassenen Häftlinge vom «Schwarzen Frühling», José Daniel Ferrer, wurde am 11. Juli 2021 erneut festgenommen, als er sich den Demonstrationen anschließen wollte. Am Freitag schlug seine Familie in sozialen Medien Alarm, nachdem ihr ein seltener Besuch im Gefängnis gewährt worden sei. Der 52-Jährige sei extrem abgemagert, könne kaum laufen, habe zahlreiche Verletzungen und starke Schmerzen.

Viele Dissidenten, auch die ebenfalls Sacharow-prämierten «Damen in Weiß», werden auf der Karibikinsel immer wieder festgenommen. Oswaldo Payá, ein weiterer Sacharow-Preisträger, starb 2012 bei einem Zusammenstoß seines Wagens mit einem anderen Auto. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission gab am 9. Juni einen Bericht heraus, wonach Agenten des Staates die Kollision gezielt herbeigeführt hatten - Kubas Regierung wies dies zurück.

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