Keine EU-Förderung für Erdgasprojekte mehr: Kommission legt Plan vor

Fotomontage: DER FARANG
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BRÜSSEL: Für eine klimafreundlichere Versorgung will die EU-Kommission auch beim Ausbau der Energienetze in Europa umsteuern. Die wichtigste Neuerung: Erdgasprojekte sollen nicht mehr gefördert werden. Im Fokus stehen soll unter anderem die Anbindung der geplanten riesigen Windparks vor der Küste. Den Plan legte Energiekommissarin Kadri Simson am Mittwoch in Brüssel vor.

Es ist eine Reform der sogenannten TEN-E-Verordnung von 2013 zum Ausbau grenzüberschreitender Energienetze. Das geschieht mit sogenannten Vorhaben von gemeinsamem Interesse (PCI), die schneller genehmigt und mit EU-Geldern gefördert werden können. Um die EU-Klimaziele und den Ausbau erneuerbarer Energien voranzubringen, sollen neue Schwerpunkte gesetzt werden: Stromnetze, Leitungen zu Off-Shore Windparks und für klimafreundliche Gase wie Wasserstoff.

Öl- und Erdgaspipelines sollen hingegen nicht mehr gefördert werden. Sobald alle noch im Bau befindlichen Gasprojekte in zwei bis drei Jahren abgeschlossen sind, hätten alle EU-Staaten eine vielfältige Versorgung aus mehreren Quellen, darunter auch Flüssiggas, sagte Simson im Industrieausschuss des Europaparlaments.

Der nächste Schritt in der Energiewende wäre aus Sicht der Kommission die Umnutzung von Leitungen für Biogas oder Wasserstoff. Zugleich erwartet die Kommission eine immer größere Bedeutung von Strom als Energiequelle und die Verdoppelung des Anteils von Ökostrom bis 2030.

Die EU will bis 2030 mindestens 55 Prozent weniger Klimagase ausstoßen als 1990 und bis 2050 klimaneutral werden, also alle Treibhausgase vermeiden oder speichern. Die Kommission hatte kürzlich vorgeschlagen, die Energiegewinnung vor der Küste drastisch auszubauen: von heute 12 Gigawatt auf 60 Gigawatt bis 2030. Ein Teil des Ökostroms dürfte künftig in «grünen» Wasserstoff umgewandelt und so transport- und lagerfähig werden.

Der Umweltverband Friends of the Earth begrüßte, dass Öl- und Erdgasprojekte nicht mehr gefördert werden sollen. Kritik übte der Verband aber daran, dass eine neue Kategorie von Wasserstoff-Projekten auch dann Finanzhilfen bekommen könnte, wenn das Gas mit Hilfe fossiler Energien gewonnen würde. Die Vordertür für fossile Gase sei geschlossen worden, dafür aber ein Hintertürchen geöffnet, kritisierte Friends of the Earth.

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